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Tourismusbilanz in Bad Wörishofen: Noch zu früh für Entspannung

Tourismusbilanz in Bad Wörishofen

Noch zu früh für Entspannung

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    Der Heusack gehört zur Original-Kneippkur dazu. Die klassische Kurdauer über drei oder gar vier Wochen absolvieren aber nur noch wenige Gäste. Entsprechend sinkt seit Jahren die Aufenthaltsdauer, im vergangenen Jahr auf den historischen Tiefstand von durchschnittlich nur 5,58 Tagen.
    Der Heusack gehört zur Original-Kneippkur dazu. Die klassische Kurdauer über drei oder gar vier Wochen absolvieren aber nur noch wenige Gäste. Entsprechend sinkt seit Jahren die Aufenthaltsdauer, im vergangenen Jahr auf den historischen Tiefstand von durchschnittlich nur 5,58 Tagen. Foto: Tobias Hartmann/Bildband Bad Wörishofen

    Die Kneippstadt Bad Wörishofen konnte die Marke von 700 000 Übernachtungen im vergangenen Jahr nur ganz knapp halten. Und das, obwohl diese Zahl schon rund 280000 Übernachtungen unter dem Wert des Jahres 2000 liegt. Die 900000er-Marke fiel im Jahr 2002, nach einer kurzen Erholung waren 2008 erstmals auch die 800000 Übernachtungen nicht mehr zu halten – trotz neuer Gästerekorde praktisch im Jahrestakt. Nun wackelt auch die 700000. Genau 709610 Übernachtungen waren es am Ende des Jahres 2014, ein Minus von 2,36 Prozent, noch ein kleines bisschen mehr als im Frühjahr verkündet. Das entspricht 16777 Übernachtungen weniger. Dagegen stand der Gästerekord von 130747 Übernachtungsgästen. Diese genauen Zahlen hat Kurdirektor Horst Graf jetzt im 108 Seiten starken Jahresbericht vorgelegt.

    Derweil ist das Ringen um die 700000 schon längst wieder in vollem Gange. Die Halbjahresbilanz liegt zwar noch nicht vor. Kurdirektor Graf teilte gestern auf Nachfrage aber mit, der Mai habe sich „etwa wie im letzten Jahr entwickelt“. Aufs Jahr gesehen bedeute dies, dass „wir im Bereich der Ankünfte rund drei Prozent zulegen konnten, die Übernachtungszahlen gegenüber dem letzten Jahr mit etwa einem Prozent zu Buche schlagen“, berichtet Graf.

    Trotz teils schlechten Wetters und immer kurzfristigeren Reiseentscheidungen „können wir zumindest nicht von Einbrüchen sprechen“, sagt Graf. Insbesondere das deutliche Plus an Schweizer Gästen von rund 15 Prozent „konnte doch die ein oder andere Delle ausgleichen“, berichtet der Kurdirektor. Auch der Juni sei nach Lage der Dinge wohl gut gebucht. Diese Zahlen ließen ihn hoffen, dass am Jahresende zumindest keine weiteren Einbußen stehen. Die Marke von 700000 Übernachtungen könnte also halten. „Sollten wir dann noch einen guten Spätsommer und Goldenen Herbst erwarten, so können wir auch im Übernachtungsbereich vielleicht in diesem Jahr endlich wieder mit einem Plus rechnen“, sagt Graf. In den vergangenen zehn Jahren gab es dies erst zweimal: 2005 und 2012.

    Bayernweit ist die Lage der Kneippkurorte und Kneippheilbäder umgekehrt: Einem Gästerückgang von 3,9 Prozent im vergangenen Jahr stand ein Plus bei den Übernachtungen von 3,4 Prozent gegenüber. Auch das geht aus Grafs Zahlenwerk hervor.

    Stärkster Monat in Bad Wörishofen war einmal mehr der September, gefolgt von August und Oktober, dann folgt der Mai. Zuwächse gibt es weiterhin im November und Dezember. Die Aufenthaltsdauer sank auf den historischen Tiefstand von 5,58 Tagen. Größte Gästegruppe mit rund 24000 Personen sind die 70- bis 79-Jährigen, weitere 42000 sind zwischen 50 und 69 Jahren alt. Die mit Abstand größten Zuwächse (in absoluten Zahlen) seit 2008 gibt es in der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen. Aber auch bei den jungen Gästen hat Bad Wörishofen in dieser Zeit stark zugelegt und etwa die Zahl der 19- bis 29-jährigen Gästen nahezu verdoppelt, auf 6098.

    Gäste aus 50 Nationen wählten im Jahr 2014 Bad Wörishofen als Urlaubsziel. Die Zahl der Übernachtungen von Ausländern stieg entsprechend um 4,9 Prozent auf 74653, ganz vorn liegen die Schweizer.

    Die Zahl der Beherbergungsbetriebe sank erneut (wir berichteten) auf 135 mit 4368 Betten. Zum Vergleich: Im Jahr 1993 gab es noch 270 Betriebe mit 7100 Betten, im Jahr 2000 noch 224 Betriebe mit 6284 Betten. Die größte Zahl der Betten stellen heute mit 2674 die 43 Kurhotels zur Verfügung. Die Bettenauslastung in Bad Wörishofen lag im vergangenen Jahr bei 44,51 Prozent. Zum Vergleich: In Füssen gab es 50,4 Prozent, in Bad Hindelang 39,3 Prozent, in Bad Waldsee etwa 56,2 Prozent, in Bad Füssing 48,4 Prozent. Die Deutschen verreisen am liebsten innerhalb Deutschlands. „Und am liebsten geht es hier an die Küste oder in den Süden“, berichtet Kurdirektor Horst Graf. Er zitiert die Reiseanalyse 2015. Sie gilt als detaillierteste Untersuchung zum deutschen Urlaubsreisemarkt. „Diese Kernaussage gilt auch für den Bereich der Kur- und Tourismusorte“, sagt Graf. Um für die Gäste attraktiv zu bleiben, habe allein der Kur- und Tourismusbetrieb im vergangenen Jahr rund 900000 Euro in die Park- und Grünanlagen sowie die Wanderwege investiert. Weitere 520000 Euro flossen in den Unterhalt der Liegenschaften. Mit rund 3000 Einzelveranstaltungen halte man auch hier viel bereit.

    Große Hoffnungen setzt Graf – neben dem Masterplan Tourismus – auf das große Kooperationsprojekt mit der TU München, genannt IGM Campus (wir berichteten).

    „Kooperationspartner sind ein örtlicher Kurbetrieb sowie der Kur- und Tourismusbetrieb mit der Abteilung IGM Campus und betriebliche Gesundheitsvorsorge“, sagt Graf. „Das Projekt wurde mit Unterstützung des Freistaates Bayern im Jahre 2014 begonnen und wird bis Ende 2016 fortgeführt.“ Ziel dieses Programms ist „die Implantation einer Lebensstiländerung und die Zusammenarbeit mit mittleren Gewerbebetrieben im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung als mögliches neues Standbein für die Zukunft“, erklärt der Kurdirektor.

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