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Stadtrat: Zähes Ringen um Millionen

Stadtrat

Zähes Ringen um Millionen

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    So soll die neue Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“ am Ostpark einmal aussehen. Dazu muss es jetzt schnell gehen: Weitere zeitliche Verzögerungen könnten das Sieben-Millionen-Euro-Projekt gefährden. Und spätestens 2021 werfen die Barmherzigen Brüder den Kindergarten aus dem „Mutter-Kind-Haus“. „Wollen Sie die Kinder hinter Maschendrahtzaun verstecken?“
    So soll die neue Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“ am Ostpark einmal aussehen. Dazu muss es jetzt schnell gehen: Weitere zeitliche Verzögerungen könnten das Sieben-Millionen-Euro-Projekt gefährden. Und spätestens 2021 werfen die Barmherzigen Brüder den Kindergarten aus dem „Mutter-Kind-Haus“. „Wollen Sie die Kinder hinter Maschendrahtzaun verstecken?“

    Klar ist: Bad Wörishofen braucht eine neue Kindertagesstätte – und zwar dringend. Denn wenn nicht schnell gebaut wird, dann klopfen im Jahr 2021 rund 100 Familien an die Tür des Rathauses und fordern ihren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ein, den die Kneippstadt dann aber nicht mehr erfüllen könnte.

    Knackpunkt: Die Barmherzigen Brüder haben der Stadt klipp und klar mitgeteilt, dass der Mietvertrag für den im Mutter-Kind-Haus untergebrachten Kindergarten spätestens am 31. Mai 2021 gekündigt wird. Da gebe es auch keinerlei Verhandlungsspielräume, wie Bürgermeister Paul Gruschka auf mehrfache Nachfrage feststellte: „Gehen sie davon aus, dass es bei dieser Kündigung bleibt“, so Gruschka energisch, der mit Blick auf die vereinbarte Vertraulichkeit keine Details über die Verhandlungen mit den Barmherzigen Brüdern verraten wollte.

    Daran konnten auch die hartnäckigen Nachfragen von CSU-Rat Konrad Hölzle und anderen nichts ändern, der immer wieder bei Gruschka nachbohrte und angesichts des „Damoklesschwert Kündigung“ wissen wollte, ob „uns die Barmherzigen Brüder dort wirklich rausschmeißen?“

    Er sei vom Verhalten des Ordens doch arg enttäuscht, hätte er doch geglaubt, , dass „uns die Barmherzigen Brüder noch etwas schuldig sind...“, so Hölzle auch mit Blick auf die völlig überraschende Schließung des Kneippianum. Doch auch damit perlte Hölzle am verschwiegenen Rathauschef Gruschka ab.

    Also muss die Stadt Bad Wörishofen handelt – und zwar schnellstmöglich, denn schon jetzt sei die Planung um mehrere Monate verzögert worden, machten Stadtbaumeister Roland Klier und die mit der Planung beauftragte Architektin Annette Degle vom gleichnamigen Architekturbüro in Königsbrunn unmissverständlich klar. Jetzt dürfe es keine zeitlichen Verzögerungen mehr geben, wenn eine pünktliche Fertigstellung des Millionenprojekts zum genannten Zeitpunkt geschafft werden soll.

    Dass am Ende doch weit über zwei Stunden lang im Stadtrat diskutiert und das Projekt in alle Details zerlegt und hinterfragt wurde, lag vor allem an den Kosten, die jetzt bei gut sieben Millionen Euro gelandet sind.

    Nicht nur FW-Fraktionschef Wolfgang Hützler machte keinen Hehl daraus, dass er sich vor einer „Kostenexplosion“ fürchte – immerhin sei die Stadt Bad Wörishofen ja ein „gebranntes Kind“, weil schon der Bau des Kindergartens in der Gartenstadt am Ende statt der ursprünglich geplanten zwei dann doch „vier Millionen plus X“ gekostet habe, so Hützler.

    So ein finanzielles Desaster könne und wolle sich die Stadt eben nicht noch einmal erlauben – und auch gar nicht leisten, wie der Blick in die gähnend leeren Stadtkassen bei der anschließenden Vorberatung des städtischen Haushalts dann auch eindrucksvoll aufzeigte.

    Ursprünglich sei der Stadtrat bei der Planung der neuen KiTa noch 2017 von 5,3 Millionen Euro Gesamtkosten ausgegangen, dann wurden daraus ein Jahr später 6, 5 Millionen und nun kalkuliere die Stadt mit gut sieben Millionen Euro – und das auch nur, weil ein Teil der Kosten – rund 300 000 Euro für den Bau der Zufahrtsstraße und eine Photovoltaikanlage – flugs auf andere Haushaltsstellen umgebucht wurden und deshalb nicht mehr in der KiTa-Bausumme auftauchen. Unterm Strich sind es dann also rund 7,3 Millionen, die der Bau der neuen KiTa „Villa Kunterbunt“ kosten wird, sofern es bei den Ausschreibungen keine teuren Überraschungen mehr gibt, wie Architektin Annette Degle hofft.

    Also machten sich die Stadträte auf die Suche nach möglichem Einsparpotenzial und stellten dafür noch einmal die gesamte Planung – die schon mehrfach im Gesamtstadtrat und von einem extra gegründeten „Kleinen Bauausschuss“ unter die Lupe genommen worden war – auf den Kopf. Ob denn die Gestaltung der Außenanlagen nicht eingedampft werden könne, wollte Grünen-Stadtrat Daniel Pflügl wissen, der mit Blick auf die Kosten von rund 600 000 Euro hier noch Sparmöglichkeiten sah.

    Der mit der Planung der Außenanlagen beauftragte Landschaftsarchitekt Martin Hofmann aus Irsee wollte davon freilich gar nichts wissen und konterte reichlich forsch: „Wollen Sie die Kinder denn hinter Maschendrahtzaun verstecken?“

    Auch das vom Stadtrat beschlossene Raumprogramm würde erneut hinterfragt, immerhin ist ein Teil der Räume nicht genehmigungsfähig, weil sie über das gesetzlich Vorgeschriebene hinaus gehen. „Wir wollten einen Kneipp-Kindergarten, und den haben wir jetzt auch. Und dieser höhere Standard kostet eben auch mehr“, machte Stadtbaumeister Roland Klier erneut deutlich.

    FW-Fraktionschef Wolfgang Hützler fand dann doch noch einen gangbaren Weg, um die Planung des neuen Kindergartens mehrheitsfähig zu machen und schnell auf den Weg bringen zu können: In der Rechnung fehlten doch noch die staatlichen Zuschüsse, immerhin rund 2,8 Millionen Euro, mit denen die Stadt rechnen könne. Dann erscheine die Summe mit „etwas um die fünf Millionen“ doch gleich nicht mehr so furchteinflößend, so Hützler.

    Und als dann auch noch die Investitionskosten auf mehrere Jahre verteilt waren (was im städtischen Haushalt ohnehin so vorgesehen ist), da konnte der Neubau gegen die vier Stimmen von Doris Hofer und Daniel Pflügl, Claus Thiessen (FDP) und Alwin Götzfried (FW) auch beschlossen werden.

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