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Stadtentwicklung: Wie soll Bad Wörishofen das Kloster bewahren?

Stadtentwicklung

Wie soll Bad Wörishofen das Kloster bewahren?

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    Das Kloster von Bad Wörishofen beherbergt Sehenswertes, etwa die barocke Klosterkirche mit Deckenornamenten des berühmten Stuckateurs und Baumeisters Dominikus Zimmermann und Fresken von Carl Stauder und Johann Baptist Zimmermann, wie hier zu sehen.
    Das Kloster von Bad Wörishofen beherbergt Sehenswertes, etwa die barocke Klosterkirche mit Deckenornamenten des berühmten Stuckateurs und Baumeisters Dominikus Zimmermann und Fresken von Carl Stauder und Johann Baptist Zimmermann, wie hier zu sehen. Foto: Markus Heinrich

    Das Kloster von Bad Wörishofen wird ein bestimmendes Thema der nächsten Jahre sein. Bis zum 30. Oktober 2020 soll es per Vertrag an die Stadt gehen. Das berichtete Bürgermeister Paul Gruschka (FW) und sagte auch gleich, dass er dort gerne die Stadtverwaltung unterbringen und dafür das Rathaus verkaufen möchte. Dass es dazu auch andere Ideen gibt, ergab eine Umfrage unserer Redaktion unter allen Parteien und Gruppierungen, die im März zur Kommunalwahl in

    Alexandra Wiedemann Ortsvorsitzende und Bürgermeisterkandidaten der FDP, sagt, das Kloster müsse als „spiritueller Ort“ erhalten werden. Dazu passe eine Stadtverwaltung nicht. Sie kritisiert, dass es keine weitere öffentliche Veranstaltung zum Masterplan Innenstadt im Herbst gegeben habe. Dort gehöre dieses Thema hin, die Bürger müssten eingebunden werden. „Warum muss das jetzt kurz vor der Wahl auf die Plattform?“, fragt Wiedemann.

    SPD-Fraktionssprecher findet deutliche Worte

    SPD-Fraktionssprecher Stefan Ibel sagt, er halte den Plan, die Stadtverwaltung ins Kloster zu verlegen, für „schwachsinnig“. Ibel weiter: „Statt eines sanierungsbedürftigen Baus aus den siebziger Jahren hätten wir dann einen sanierungsbedürftigen Bau aus dem 18. Jahrhundert an der Backe.“ Dieser entspreche keinesfalls den Erfordernissen einer modernen Verwaltung. Ibel befürchtet „ein Fass ohne Boden“. Ibel glaubt, dass das Rathaus in mehreren Schritten zu vertretbaren Kosten saniert werden kann. Die Beispiele Gymnasium Türkheim und Berufliche Schulen Bad Wörishofen zeigten das, sie wurden unlängst generalsaniert. Ibel empfiehlt Kostenschätzungen für alle Varianten, inklusive Rathaus-Neubau, bevor weitergeplant wird. Gruschkas Vorstoß wertet Ibel „als billige Wahlkampfstrategie“.

    Grünen-Fraktionssprecherin und Bürgermeisterkandidatin Doris Hofer sagt, es stehe außer Frage, dass man bald das Projekt Rathaus anpacken müsse. Sie rechnet mit Kosten im zweistelligen Millionenbereich. Deshalb müssten Alternativen geprüft werden, der Umzug ins Kloster sei eine davon. Hofer nennt aber auch: Sanierung des alten Rathauses, Neubau an selber Stelle, Neubau an anderer Stelle oder auch Bau durch einen Investor mit langfristigem Mietmodell. Auch Hofer wünscht sich dazu eine Analyse der Vor- und Nachteile und Kostenschätzungen. Auch über Mehrgenerationenhaus und Kneipp-Museum müsse gesprochen werden. „Bleiben sie im Kloster, wird es für das Rathaus räumlich knapp werden“, glaubt Hofer.

    Es geht auch um die Frage nach einer Tiefgarage für das Kloster

    Wie Ibel, stellt auch sie die Frage nach Parkplätzen, auch nach dem Bau einer Tiefgarage. Selbst würde sie für das Kloster „lieber Nutzungen in der Tradition Kneipps sehen“, etwa Akademieräume, Praxen, Kneipp-Erlebnisse, Vergrößerung und Modernisierung des Museums oder Ähnliches. „Mit dem Kneippianum haben wir ein Flaggschiff für Kneipp verloren, das Kloster könnte eines werden“, sagt Hofer.

    Für die FW-Fraktion im Stadtrat sagt Sprecher Wolfgang Hützler, dass die Dominikanerinnen auf die Stadt Bad Wörishofen mit der Bitte zugekommen seien, den Vorvertrag zu erfüllen und nun die Übereignung vorzubereiten. Die Dominikanerinnen stünden einer Nutzung als Rathaus offen gegenüber. Gruschka habe auch den Auftrag erhalten, Alternativen für die Kloster-Nutzung im Stadtrat vorzustellen. Hützler betont, dass „alle bisher zur Übernahme des Klosters in Stadtratssitzungen gefassten Beschlüsse – auch die Einrichtung einer Steuerungsgruppe – jeweils eine große Mehrheit erreichten“.

    „Für mich läuft das Verfahren bisher in geordneten Bahnen“, sagt Hützler. Das Ziel aller müsse nun eine Lösung sein, welche der „Bewahrung des ehrwürdigen Charakters“ diene, ebenso den Vorstellungen der Dominikanerinnen und die für die Stadt Bad Wörishofen auf Dauer wirtschaftlich vertretbar sei.

    „Kneipp Campus“ ist eine weitere Idee

    Einen „Kneipp Campus“ im Kloster regt erneut Bürgermeisterkandidatin Regine Glöckner (Bürger pro Kneippstadt) an. Das Kloster als Original-Wirkungsstätte Sebastian Kneipps müsse erhalten werden. Das sei auch wichtig, angesichts der „aktuell ungewissen Lage des Kneippianums“. Das Kneippianum würde Glöckner gerne ebenfalls als Teil eines Kneipp-Campus sehen. Weitere Stellungnahmen lagen bis Redaktionsschluss nicht vor.

    Nach Angaben von Bürgermeister Gruschka habe er in Abstimmung mit den Klosterschwestern das Raumkonzept „Rathausverwaltung im Kloster“ im September 2017 in Auftrag gegeben. Der Architekt sei zum Ergebnis gelangt: „Das Kloster als zukünftiges Rathaus der Stadt Bad Wörishofen wurde mit der Machbarkeitsstudie nachgewiesen.“ Diese Nutzung sei im Sinne der Klosterschwestern, gleichzeitig könne „ein bedeutendes Baudenkmal durch die Stadt pietätvoll weitergeführt werden“, teilt Gruschka mit.

    Mehr zur Zukunft des Klosters in Bad Wörishofen lesen Sie hier:

    Kloster: Noch heuer ein Überlassungsvertrag

    In der nichtöffentlichen Sitzung des Hauptausschusses vom 2. Juli 2018 sei mit 12:1 Stimmen beschlossen worden, dass der Ausschuss den Vorschlag des Architekturbüros Kunz aus Neusäß zur Kenntnis nehme und dem Stadtrat die Fortsetzung der Planung empfehle. Gruschka schreibt, er habe Kostenberechnungen des „Umzuges Rathaus ins Kloster“ für erforderlich gehalten, da die Kosten für derartige Berechnungen auf rund 270.000 Euro geschätzt wurden und so nicht mehr vom Bürgermeister entschieden werden dürfen.

    In der nichtöffentlichen Sitzung vom 24. September 2018 wurde dann laut Gruschka neben „Inhalten, die weiterhin nichtöffentlich zu behandeln sind“, zusammengefasst folgender Beschluss mit 16:2 Stimmen gefasst: „… Es soll abgestimmt werden, ob eine öffentliche Beteiligung der Bürger in Bezug auf die Klosternachnutzung stattfinden kann. Der Erste Bürgermeister und die Verwaltung werden beauftragt vor einer endgültigen und ausschließlichen Planung eines Umzuges des Rathauses ins Kloster geeignete und umsetzbare Alternativmodelle der Nutzung des Klosterareals zu entwickeln und dem Stadtrat vorzustellen.

    Der Erste Bürgermeister und die Kämmerei werden gleichermaßen beauftragt, Finanzierungsszenarien für die verschiedenen Varianten zu entwickeln und dem Stadtrat vorzustellen…“. Im Juli 2019 habe das Kloster dann den Überlassungsvertrag erbeten.

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