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Serie "Corona und die Wirtschaft": Die Mindelheimer Firma Osbra Formteile sucht Mitarbeiter

Serie "Corona und die Wirtschaft"

Die Mindelheimer Firma Osbra Formteile sucht Mitarbeiter

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    Die Geschäftsführer Siegfried Richter (links) und Thomas Freudenberg rechnen im Corona-Jahr mit einer Halbierung der jährlichen Wachstumsrate.
    Die Geschäftsführer Siegfried Richter (links) und Thomas Freudenberg rechnen im Corona-Jahr mit einer Halbierung der jährlichen Wachstumsrate. Foto: Johann Stoll

    Über Jahre kannte die Mindelheimer Firma Osbra Formteile GmbH nur eine Richtung: Es ging in atemberaubendem Tempo voran. Jährlich lag die Wachstumsrate seit 2011 bei 20 Prozent und mehr. Corona allerdings hat den Autozulieferer wie die gesamte Automobilindustrie vor allem im Frühjahr stark getroffen. Umsatzrückgängen von mehr als 50 Prozent begegnete die Firma mit Kurzarbeit für die Belegschaft. Weil es aber seit September wieder spürbar nach oben geht, ist Kurzarbeit bei Osbra kein Thema mehr.

    Im Gegenteil. Die beiden Firmenchefs Thomas Freudenberg und Siegfried Richter blicken wieder mit großer Zuversicht in die Zukunft. Derzeit sucht der Spezialist für Kunststoffteile sogar Leute für die Produktion. „Wir suchen Helfer und Facharbeiter“, sagt Richter. Weitere Jobs bieten sich in Monzingen bei Bad Kreuznach, wo das Unternehmen eine Lackiererei dazu gekauft hat. Insgesamt beschäftigt Osbra rund 250 Mitarbeiter. Der Umsatz liegt bei 45 Millionen Euro.

    Das ist die Geschichte der Mindelheimer Firma Osbra

    Das Unternehmen ist im Jahr 1981 von Oskar Braunsberger gegründet worden, der heuer im Frühjahr gestorben ist. 2017 erwarb Dr. Thomas Freudenberg den Mehrheitsanteil des Unternehmens. Ein Jahr später übernahm das Unternehmen die Klaus Braunsberger GmbH (Werkzeugbau) in Bad Wörishofen, die inzwischen in Osbra Werkzeugbau GmbH umbenannt worden ist.

    Im Vorjahr wurde das Montagewerk in Stetten eröffnet. Und heuer kam die Industrielackierung Geiß GmbH in Monzingen dazu, die heute unter dem Namen Einhaus GmbH firmiert. Investiert wurde auch in Mindelheim mit einer zweiten großen Spritzgussanlage.

    In den schwierigen Monaten nach Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich Osbra von 20 Leiharbeitern trennen müssen. Die Stammbelegschaft wurde gehalten. Sie wurden mit einer Arbeitsplatzgarantie bis Jahresende beruhigt und das Kurzarbeitergeld auf 80 Prozent aufgestockt. Mitarbeiter, die wegen Kurzarbeit in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren, erhielten ein Darlehen der Firma. Osbra konzentriert sich auf Premiummodelle der Autohersteller. Keine großen Stückzahlen sind das Ziel, sondern oft kleine Serien für Sonderausstattungen von 1000 bis 10.000 Stück. Sitzschalen, Heckspoiler, Armauflagen, Stoßfänger, ja sogar ganze Mittelkonsolen liefert Osbra. Zu den Kunden zählen Daimler, BMW, BMW Alpina, Porsche, AMG-Sportwagen, Seat, Mini, DAF, VDL und andere. Vor allem sind es Autokonzerne, aber auch Bushersteller sind darunter.

    Verkleidungsteile braucht es für alle Autos - egal, welcher Motor darin verbaut ist

    Die Hersteller von Premiummodellen hätten weniger Rückgänge zu verkraften als Volumenhersteller, sagt Freudenberg. Wer knapp bei Kasse ist, überlegt es sich eher, ob er ein neues Auto kauft oder nicht. Die Verunsicherung habe aber schon vor Corona bestanden. Ob Verbrennungsmotor oder Elektromotor – diese Entscheidung hat weitreichende Folgen für die meisten Zulieferer, weil bei einem Elektromotor weitaus weniger Bauteile anfallen. Bei Osbra dagegen sind die Verantwortlichen gelassen. Verkleidungsteile aus Kunststoff oder Stoßfänger werden bei jedem Auto gebraucht, egal, mit welchem Motor es bewegt werde, sagt Richter im Gespräch mit der MZ. Allerdings stellt Freudenberg fest, dass der Preisdruck weiter zugenommen hat, weil Zulieferer ihre Kapazitäten auslasten wollen.

    Siegfried Richter wünscht sich von der Politik, dass die Leistungen des Mittelstandes für das Wohlergehen des Landes stärker wahrgenommen werden. Er hat den Eindruck, dass zu sehr die Interessen der Großkonzerne bedient würden. Die im Frühjahr noch zu hörenden Bekenntnisse, dass weltweite Lieferketten hinterfragt werden müssten, hätten bislang nichts verändert. Nach wie vor gelte: Wenn irgendwo auf der Welt etwas günstiger produziert werden kann, werde es dort bestellt. Länder wie Italien und Frankreich dagegen versuchten stärker, ihre Zulieferer im Land zu stärken.

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