Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

MZ-Top-Artikel 2020: „Schlammschlacht“ hinter den Kulissen des Masur-Implantatzentrums

MZ-Top-Artikel 2020

„Schlammschlacht“ hinter den Kulissen des Masur-Implantatzentrums

    • |
    Hinter den Kulissen des Masur-Implantatzentrums tobt derzeit eine „Schlammschlacht“ zwischen der neuen Geschäftsleitung und dem Unternehmensgründer und Namensgeber Dr. Ralf Masur. Die neuen Chefs haben Masur jetzt den Stuhl vor die Tür gesetzt, über die Gründe für die Trennung gehen die Meinungen weit auseinander.
    Hinter den Kulissen des Masur-Implantatzentrums tobt derzeit eine „Schlammschlacht“ zwischen der neuen Geschäftsleitung und dem Unternehmensgründer und Namensgeber Dr. Ralf Masur. Die neuen Chefs haben Masur jetzt den Stuhl vor die Tür gesetzt, über die Gründe für die Trennung gehen die Meinungen weit auseinander. Foto: alf

    Mit einem Paukenschlag ist die Zusammenarbeit von Dr. Rolf Masur mit den neuen Besitzern des nach ihm benannten „Masur-Implantatzentrums“ jetzt zu Ende gegangen: In einem Schreiben an Kunden und Ärztekollegen teilen Geschäftsführer Alexander Schlittmeier und Ärztlicher Leiter Jan Märkle von der „Dr. Masur MVZ GmbH“ jetzt mit, dass sich die Gesellschaft „mit sofortiger Wirkung von Herrn Dr. Ralf Masur getrennt hat“.

    Dr. Ralf Masur aus Bad Wörishofen will sich nicht an dieser "Schlammschlacht" beteiligen

    Grund dafür sei „ der Verdacht gravierender Pflichtverletzungen durch Herrn Dr. Masur“, wie es in dem Schreiben wörtlich heißt.

    Wie Dr. Ralf Masur auf Anfrage der MZ deutlich macht, werde er sich nicht an dieser, so Masur, „Schlammschlacht“, beteiligen. Momentan hätten die Rechtsanwälte das Verfahren in der Hand und einer weiteren juristischen Aufarbeitung sehe er mit Gelassenheit entgegen, so Masur: „Meine Frau und ich sehen den daraus entstehenden Herausforderungen zuversichtlich und tatkräftig entgegen“. Zu dem Schreiben seiner früheren Geschäftspartner werde er mit Rücksicht auf die laufende Auseinandersetzung daher keine weitere Stellung nehmen. Er stelle jedoch mit Besorgnis fest, dass im Zuge der „zunehmenden Industrialisierung der Zahnmedizin“ die Kollegialität verloren gehe.

    Gleichzeitig ließ er aber wissen, dass er der neuen Geschäftsführung das Mietverhältnis gekündigt habe:“ Ab April 2021 werden in diesem Objekt in Bad Wörishofen voraussichtlich nur noch Dr. Ralf Masur und seine Frau Katja Masur ohne die früheren zahnärztlichen Partner und den Investor KonfiDents zahnärztlich tätig sein“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Demnach „endet das Mietverhältnis mit dem Konzern/ Investor zu diesem Zeitpunkt“.

    Mit Blick auf das Schreiben der neuen Geschäftsführung an Kunden und Ärztekollegen weist Masur aber ausdrücklich darauf hin, dass er ab sofort wie gewohnt am Stammsitz in der Hermann-Aust-Straße 1 zusammen mit seiner Frau Katja Masur im zweiten Obergeschoss arbeite und „allen Patienten und Überweisern wie seit 25 Jahren zuverlässig zur Verfügung“ stehe. Er habe bewusst frühzeitig mit dem Verkauf 2018/2019 alle Verantwortung an Andere abgegeben, um sich als „normaler Angestellter“ rein auf die medizinischen Belange seiner Patienten konzentrieren zu können, betont Dr. Masur.

    Die neue Geschäftsleitung des Masur-Implantatzentrums in Bad Wörishofen erwartet "Loyalität, Respekt und Vertrauen"

    Im Schreiben seiner ehemaligen Geschäftspartner ist davon nichts zu lesen: „Für unsere Arbeit haben gegenseitige Loyalität, Respekt und Vertrauen höchsten Stellenwert. Gerade aus diesem Aspekt heraus haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen, um diesem Anspruch wie gewohnt gerecht zu werden“, heißt es in dem Schreiben vom 29. Juli weiter, das auch der MZ-Redaktion vorliegt.

    Die Unterzeichner sehen sich veranlasst, über „eine aktuelle Entwicklung in unserer Gesellschaft zu informieren“ und bitten auch um „Verständnis, dass wir Ihnen angesichts des laufenden Verfahrens und andauernder Ermittlungen dazu zum derzeitigen Zeitpunkt keine näheren Auskünfte geben können“, schreiben Schlittmeier und Märkle. Das Schreiben ist zudem noch vom Ärzttlichen Leiter der Standorte Unterschleißheim und Weingarten, Dr. Christoph Hermanns und Dr. Ulrich Müller, unterzeichnet.

    Darin versichern die Geschäftsführer und Ärztlichen Leiter, dass die „Dr. Masur MVZ GmbH auch weiterhin ein zuverlässiger Partner“ bleibe und dass der Praxisbetrieb an den drei Standorten in Bad Wörishofen, Unterschleißheim und Weingarten „auch ohne Beteiligung von Herrn Dr. Masur erfolgreich und auf höchstem medizinischen Standard“ weitergeführt werde. Das gesamte Team werde sich „in gewohnt vertrauensvoller Weise“ kümmern.

    Alexander Schlittmeier
    Alexander Schlittmeier

    2012 wurde das neue Implantatzentrum eröffnet, in dem Dr. Ralf Masur zusammen mit weiteren Zahnärzten und Spezialisten für Implantologie tätig war. Zuvor betrieb er bereits jahrelang eine eigene Praxis in Bad Wörishofen.

    2018 wurde das Masur-Implantatzentrum dann von KonfiDents gekauft, einer Unternehmensgruppe mit Sitz in Düsseldorf, die sich als Gruppe von Zahnärzten, Kieferchirurgen sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen aus ganz Deutschland bezeichnet und rund 20 Standorte betreibt. Auf der Homepage der Gruppe wird der bundesweite Zusammenschluss KonfiDents als „große Familie“ bezeichnet, die der gemeinsame, ganzheitliche Ansatz einer modernen Zahnheilkunde eine.

    Laut dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ stehen hinter KonfiDents unter anderem die schwedische Fondsgesellschaft Altor Equity Partners. Finanzinvestoren kaufen hierzulande Zahnarztpraxen, um ihr Geld zu vermehren, so der Spiegel.

    Für KonfiDents hat Alexander Schlittmeier im März diesen Jahres die Geschäftsführung im Masur-Implantatzentrum in Bad Wörishofen übernommen.

    Der Verkaufspreis des Masur-Implantatzentrums in Bad Wörishofen wird von Insidern auf einen "zweistelligen Millionenbetrag" taxiert

    Seither sei es seine Aufgabe, die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und damit auch seine Vorgeschichte zu durchleuchten, wie Schlittmeier im Gespräch mit der Mindelheimer Zeitung deutlich macht. Dabei seien dann schnell „einige Ungereimtheiten und Irritationen“ aufgetaucht, die direkt mit dem früheren Eigentümer Dr. Ralf Masur zu tun hätten. Masur hatte das Implantatzentrum 2018 an KonfiDents verkauft. Über den Kaufpreis wollte Schlittmeier keine konkreten Angaben machen. In Insiderkreisen wird ein Betrag im „zweistelligen Millionenbereich“ gehandelt. Danach sei Dr. Ralf Masur, der auch noch weitere Praxen und Unternehmen im zahnmedizinischen Bereich unterhält, als Angestellter weiter im Masur-Implantatzentrum tätig gewesen. Auch ist Dr. Ralf Masur nach wie vor Eigentümer des imposanten Gebäudes an der Hermann-Aust-Straße, KonfiDents hat die Räume des Masur-Implantatzentrums von ihm gemietet. Auf Nachfrage bestätigte das Unternehmen auch die Kündigung des Mietvertrages. Diese betrachte man aber als gegenstandslos, hieß es.

    Angesichts der Geschäftsverbindungen und der bisherigen Zusammenarbeit sei es ihm daher bestimmt nicht leicht gefallen, jetzt die Reißleine zu ziehen und Dr. Ralf Masur den Stuhl vor die Tür zu setzen und ihm zu kündigen. Wegen der aktuell noch laufenden, internen Ermittlungen sei ihm aber gar nichts anderes übrig geblieben, als sich schnellstmöglich mit einer außerordentlichen Kündigung von Ralf Masur zu trennen und einen „Schlussstrich zu ziehen“, so Schlittmeier.

    Die neue Geschäftsleitung habe sich zum Handeln gezwungen gesehen und zu dieser „letzten Möglichkeit gegriffen: „Es muss schließlich alles auch rechtens laufen. Wir müssen uns alle an die geltenden gesetzlichen Regelungen halten“. Welche Vorwürfe konkret zum Rauswurf von Dr. Ralf Masur geführt hätten, wollte weder Alexander Schlittmeier noch Florian Fuchs, Leiter Recht bei KonfiDents, verraten.

    Derzeit seien die Rechtsanwälte damit beschäftigt, alles aufzuklären. Weitere juristische Schritte behalte sich KonfiDents aber vor, so Fuchs. Dazu könnte dann letztlich auch eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zählen. Die Ermittlungen betreffen „verschiedene Komplexe“ des Unternehmens. Es sei darum gegangen, die „Vermögensinteressen der Investoren“ zu schützen.

    Pro Jahr machte das Masur- Implantatzentrum rund zehn Millionen Euro Umsatz, etwa 5000 Patienten werden jährlich versorgt. Dafür sind an den drei Standorten rund 70 Mitarbeiter tätig, davon 40 in Bad Wörishofen. Alleine in der Kneippstadt sind sechs Ärzte tätig, die Ärztliche Leitung werde auch weiterhin Dr. Jan Märkle übernehmen, der schon unter Dr. Ralf Masur tätig war.

    Um zu verhindern, dass das noch unter dem Namen des Firmengründers Dr. Ralf Masur bekannte Implantatzentrum mit Standorten in Bad Wörishofen, Unterschleißheim und Weingarten durch die jetzige und noch zu erwartende Entwicklung Schaden nimmt, soll das Zentrum in den nächsten Wochen umbenannt werden und dann als „Zahnärzte- und Implantatszentrum“ auftreten.

    Dr. Ralf Masur (links) und seine Ehefrau Katja Masur
    Dr. Ralf Masur (links) und seine Ehefrau Katja Masur Foto: Sammlung Masur

    Die Patienten sollen ebenso wenig von der Veränderung spüren wie die Zahnärzte, die mit dem MVZ-Implantatzentrum zusammen arbeiten, versichern Geschäftsführer Alexander Schlittmeier und Leiter-Recht Florian Fuchs. Im Gegenteil: „Inzwischen“, so Schlittmeier, herrsche wieder ein „gutes Klima“ unter den Mitarbeitern, das sich auch auf die Patienten übertrage.

    Dafür spreche auch, dass demnächst wieder drei Ärzte zurückkehren, die in den vergangenen Jahren von sich aus das Unternehmen verlassen hatten. „Das Zwischenmenschliche darf halt auch nicht fehlen“, sagt Schlittmeier vieldeutig. Diesen neuen Schwung will die neue Geschäftsführung nun nutzen, um künftig noch erfolgreicher arbeiten zu können. Auch zusätzliches Personal soll dann eingestellt werden.

    Masur weist darauf hin, dass in seiner Zahnarztpraxis neben den Fachbereichen der Implantologie und Kieferorthopädie sowie Kinderzahnmedizin alle Bereiche der Familienzahnmedizin für gesetzlich und privat versicherte Patienten angeboten werden. Schwerpunktmäßig sei er für eigene Patienten, sowie für überweisende Zahnarztpraxen wie bisher als Spezialist für Implantologie tätig. Mit etwa 2700 Implantaten pro Jahr und mittlerweile ca 55.000 selbst gesetzten Implantaten, habe er einzigartige Erfahrung in Europa.

    Seine aus diesen Erfahrungen resultierenden Erkenntnisse habe er in besonderen Innovationen und Materialentwicklungen mit einer eigenen Medizintechnikunternehmung mit mehreren Schutzrechten und Patentanmeldungen realisiert.

    An sechs weiteren Standorten der MasurZahnärzte MVZ1 GmbH in Augsburg, Ulm, Kaufbeuren, Kempten, Fischen und Bad Wurzach baut Masur nach eigenen Angaben mit den dort tätigen Zahnärzten das Angebot mit Implantat-Operationen auch an diesen Standorten weiter aus und bietet den Patienten und überweisenden Zahnärzten dann vor Ort seinen Service an. Im Oktober will Masur auch wieder sein Implantat-Symposium samt Industrieausstellung im Forum in Mindelheim durchführen. Es werden hier über 200 Teilnehmer und Fachkollegen erwartet.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden