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Probeimkern: Staatsoberhaupt für eine Saison

Probeimkern

Staatsoberhaupt für eine Saison

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    Klappt die Nachzucht der Königinnen? Um diese Frage zu klären, müssen die Probeimker ganz dicht ans Geschehen (oben). Das geht nur mit Schutzkleidung gut. Betreut werden die Probeimker von Kurt Rohner (unteres Bild, rechts) und Manfred Canci (Mitte).
    Klappt die Nachzucht der Königinnen? Um diese Frage zu klären, müssen die Probeimker ganz dicht ans Geschehen (oben). Das geht nur mit Schutzkleidung gut. Betreut werden die Probeimker von Kurt Rohner (unteres Bild, rechts) und Manfred Canci (Mitte).

    Bad Wörishofen Manfred Canci hatte es geahnt. Schon am Tag vorher waren seine Bienen im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Häuschen. Die plötzliche Sommerwärme hatte sie aktiv gemacht. Und ehe sich der Imker versah, stieg der Bienenschwarm in die Höhe und machte sich in einer imposanten Wolke aus dem Staub. Abgeschwärmt sagt der Fachjargon – welch milde Bezeichnung für so einen herben Verlust.

    Doch der Imker trägt es mit Fassung. „Bienenvölker sind eben keine Schafherden“, erklärt er. „Da steckt viel Taktik und Unberechenbarkeit drin.“ Und das ist auch ein Grund dafür, dass er seine Probeimker möglichst gut auf die spannende Aufgabe vorbereiten möchte. Schon bei ihrem zweiten Treffen werden sie also mit diesem Imker-Waterloo konfrontiert. Hätte man es denn verhindern können? Im frühen Stadium vielleicht, meint Canci.

    Wenn sich der Schwarm gerade sammelt, kann man ihn mit einer Sprühflasche Wasser ordentlich nass machen. Vorübergehend flugunfähig werden sie dann in eine Kiste befördert. Kurt Rohner, der die Probeimker gemeinsam mit Manfred Canci betreut, winkt allerdings ab. „Wenn ein Volk schwärmen will, dann schwärmt es auch“, weiß er aus langjähriger Imkererfahrung.

    Die Beute ist die Behausung der Bienen

    In ihrer ersten Imkerstunde haben die Probeimker ihr eigenes Volk bekommen. Schön aufgereiht stehen die Beuten in der Wiese. Die zweite Lektion heißt nun, die Waben einer Beute, der Bienenbehausung, gemeinsam auf Königinnen-Nachzuchten kontrollieren und bei der eigenen Beute den „Honigraum“ einlegen. In der Theorie haben das die Probeimker schon im Januar beim Anfängerkurs in der Imkerschule Kleinkemnat gelernt. Jetzt heißt es Netzhüte auf, Handschuhe an und ran an die Waben. Am Ende hat alles geklappt, niemand ist gestochen worden.

    Bei einer Tasse Kaffee wird auf dem idyllischen Freizeitgrundstück von Manfred Canci diskutiert. Die Anfänger sind schon voll in die Materie eingetaucht. Man spricht darüber, wie Einfluglöcher markiert werden oder wo der geeignete Platz ist, an dem man seine Beute im nächsten Jahr platziert. So lange haben die Probeimker nämlich Zeit, sich zu entscheiden, ihr Bienenvolk mitzunehmen und selbst zu imkern. Doch wo es jetzt schon Großstädter gibt, die ihre Bienen auf der Dachterrasse halten, wird sich im heimischen Garten bestimmt ein Plätzchen finden. Da sind sich die Neu-Imker einig.

    Neulinge haben schon viel Spaß an der Sache

    Rita Kübler aus Ettringen hat sich schon lange für das Thema Bienen interessiert, wusste aber nicht, wie man in das Hobby einsteigen kann. „Da ist die Ankündigung des Probeimkerns förmlich an mich hingeflogen“, erinnert sie sich. „Mit solchen Paten, wie wir sie hier haben, fühlt man sich auch gleich sicher und hat richtig Spaß an der Sache.“ Auch Jutta Castello aus Bad Wörishofen ist fasziniert. „Ich habe wochenlang nach der ersten Biene im Garten gesucht“, sagt sie. „Als ich sie dann Mitte April endlich gefunden habe, habe ich sie intensiv bei ihrer Arbeit beobachtet. Man hat jetzt schon eine ganz andere Beziehung zu den Tieren.“

    Manfred Canci freut sich über die positive Resonanz seiner acht Nachwuchsimker. Geplant hatte er das Projekt schon länger, doch die Umsetzung hatte ihre Tücken: Schwierig war nicht, Interessenten zu finden, sondern Bienenvölker. Aber auch das hat am Ende funktioniert. Der Lohn für den Einsatz der Probeimker werden wohl 20 bis 25 Kilo Honig sein, die durchschnittlich von einem Volk zu erwarten sind. Bis es so weit ist, müssen sie sich noch gedulden. Aber dann wird mit einer Schleuderparty gefeiert.

    Zuschauen Die Imker auf Probe treffen sich mittwochs um 18 Uhr und samstags um 16 Uhr am Grundstück, das vom Heuweg aus über den Feldweg zu erreichen ist. Interessierte sind ausdrücklich als Zuschauer willkommen.

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