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Pfaffenhausen: Wie Roman Ohneberg für blindes Verständnis sorgt

Pfaffenhausen

Wie Roman Ohneberg für blindes Verständnis sorgt

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    Paul Fink lebt im Blindenheim in Pfaffenhausen. Regelmäßig bekommt er Besuch von Roman Ohneberg. Sie gehen dann zusammen ins Café und reden über Gott und die Welt.
    Paul Fink lebt im Blindenheim in Pfaffenhausen. Regelmäßig bekommt er Besuch von Roman Ohneberg. Sie gehen dann zusammen ins Café und reden über Gott und die Welt. Foto: pod

    Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Wer aber sind diese Menschen, die sich für ihren Ort selbstlos einsetzen und jede Menge Freizeit für andere opfern? Die Mindelheimer Zeitung stellt in einer losen Reihe solche Vorbilder vor.

    „Das ich so lange dabeibleibe, hätte ich am Anfang nicht gedacht“, erzählt Roman Ohneberg. Gemeinsam mit Paul Fink sitzt er im Café Schmid in Paffenhausen. Hier lassen sich die beiden eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen schmecken. Ohneberg besucht Fink jeden Freitag – und das bereits seit neun Jahren.

    Fink lebt seit 56 Jahren im Blindenheim in Pfaffenhausen und freut sich jede Woche auf seinen Besuch. Mit dieser Freundschaft hat Ohneberg nicht gerechnet. Seine Frau hat ihn 2010 dazu motiviert, als ehrenamtlicher Begleitdienst im Blindenheim zu helfen. Sie selbst hat dort eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegehelferin gemacht und wusste, dass an dieser Stelle helfende Hände fehlen.

    Am Anfang hatte Ohneberg noch Berührungsängste

    Damals meinte der 53-Jährige aus Zaisertshofen noch, er hätte für so eine Aufgabe keinen Platz in seinem Kalender. Heute sagt er allerdings: „Ich bin niemand, der nicht weiß was er mit seiner Zeit anfangen soll, aber trotzdem nehme ich sie mir. Und ich nehme sie mir gerne.“ Am Anfang hatte er noch etwas Berührungsängste und wusste nicht so recht, wie er mit den Heimbewohnern umgehen sollte.

    Bei seiner Frau und ihm Internet hat er sich informiert und diese Ängste sehr schnell abgelegt. Danach habe er einfach mal weitergemacht, erzählt Ohneberg. Für ihn ist die Begleitung keine Verpflichtung, sondern mittlerweile eine Herzensangelegenheit. „Alle können warten, bloß der Pauli nicht“, sagt der 53-Jährige.

    Mit einem speziellen Zwillingsfahrrad geht es quer durch Pfaffenhausen

    Grundsätzlich müssen das Heim und die Wohngruppe Bescheid wissen, wann Ohneberg vorbeikommt. Meistens rufe er so um halb zwei an, dass er bis zwei da ist, erklärt Ohneberg. Und wenn es wirklich mal nicht geht, dann ist das kein Problem. Manchmal hat die Wohngruppe auch etwas geplant oder ein Ausflug steht auf dem Programm – dann wird das Treffen einfach verschoben.

    Am Freitagnachmittag holt Ohneberg Fink im Blindenheim ab. Dann geht es entweder zum Kaffeetrinken oder Fahrradfahren. Dafür hat Fink ein spezielles Zwillingsfahrrad, auf dem die beiden nebeneinandersitzen und sich so gut unterhalten können. Ohneberg übernimmt das Lenken und Bremsen.

    Außerdem sei es immer wieder nett, mit Paul durch Pfaffenhausen zu fahren. Da er schon so lange in dem Ort lebe, kenne er viele Leute und werde dementsprechend oft gegrüßt. Auch Ohneberg kannte Fink schon, bevor er ihn im Blindenheim getroffen hat. „Ich habe ihn früher schon öfter in Pfaffenhausen laufen sehen“, erzählt er.

    Wenn ihnen das Wetter dann doch mal einen Strich durch die Rechnung macht, oder Ohneberg es zeitlich nicht am Nachmittag schafft, geht es am Abend zum Pizzaessen. Der 53-Jährige spricht sehr positiv von der Hilfsbereitschaft in den regionalen Gaststätten. „Die meisten kennen uns schon und helfen den Rollstuhl reinzuziehen. Auch sonst sind alle wirklich sehr freundlich wenn wir kommen“, sagt Ohneberg.

    "Von 52 Freitagen im Jahr bin ich bestimmt 40 hier"

    Besonders wichtig sei bei seiner Aufgabe als Begleitdienst die Regelmäßigkeit, erklärt der 53-Jährige. „Natürlich ist ein Treffen nicht immer möglich. Aber von den 52 Freitagen, die ein Jahr hat, bin ich bestimmt 40 davon hier.“ Ohneberg arbeitet als Bauleiter bei einem Bad Wörishofer Bauunternehmen. Manchmal müsse er länger auf der Baustelle bleiben, aber meistens schaffe er es rechtzeitig nach Pfaffenhausen. Gerade hier komme ihm seine flexible Arbeitszeit sehr entgegen. Das wisse er auch zu schätzen, sagt der 53-Jährige.

    „Ich möchte einfach ein bisschen was zurückgeben. Uns geht es allen so gut. Und hier habe ich einmal in der Woche die Möglichkeit, jemandem eine Stunde Zeit zu schenken“, erklärt Ohneberg. Die Zeit mit Fink habe ihn selbst zufriedener und in Hinblick auf das Thema Menschen mit Behinderung sensibler gemacht. Der 53-Jährige ist der Meinung, dass viele Leute, wie er selbst am Anfang auch, einfach zu große Berührungsängste gerade mit älteren Menschen und Menschen mit Behinderung hätten. Er könne die Arbeit als Begleitdienst nur empfehlen und möchte zum Ehrenamt anspornen.

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