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Pfaffenhausen: Streift ein Luchs durchs Unterallgäu?

Pfaffenhausen

Streift ein Luchs durchs Unterallgäu?

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    Dieser Luchs wurde in einem Wildtierpark fotografiert. In Gefangenschaft können die Tiere bis zu 15 Jahre alt werden, in freier Wildbahn bis zu zehn.
    Dieser Luchs wurde in einem Wildtierpark fotografiert. In Gefangenschaft können die Tiere bis zu 15 Jahre alt werden, in freier Wildbahn bis zu zehn. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Es ist eine kleine Sensation: Wie jetzt bekannt wurde, haben zwei Jäger in einem Jagdrevier in der Verwaltungsgemeinschaft Pfaffenhausen einmal Anfang März und einmal Mitte Mai einen Luchs gesichtet. Einen Beweis, dass es sich tatsächlich um die seltene Wildkatze mit den Pinselohren handelt, gibt es zwar nicht, das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) in Hof hält es jedoch für durchaus möglich, dass ein Luchs ins Unterallgäu eingewechselt sein könnte.

    Immerhin tappte Ende April im Naturpark Nagelfluhkette ein Luchs in eine Fotofalle. „Das ist eine erfreuliche Nachricht“, sagt Rolf Eberhardt, Leiter des Naturparks, der sich von Immenstadt bis ins benachbarte Vorarlberg erstreckt.

    150 Jahre lang waren Luchse nicht mehr in Allgäuer Wäldern unterwegs

    Vor etwa einem Jahr wurde ein Luchs im Raum Bad Hindelang gesichtet – davor waren die Beutegreifer 150 Jahre lang nicht mehr in den Allgäuer Wäldern unterwegs. „Seit Bad Hindelang ist mir kein weiterer Nachweis bekannt“, sagt Eberhardt. Auf dem Foto mit dem vorbeihuschenden Luchs ist das gefleckte Fell gut zu erkennen. 15 Wildkameras stehen dem Naturpark zur Verfügung, normalerweise fangen die Geräte Bilder von Dachsen, Füchsen, Hasen und Singvögel ein. „Wir wollen beobachten, was nachtaktive Tiere im Park treiben“, sagt Eberhardt.

    Das LfU hat den Luchs identifiziert. Insgesamt soll es in Bayern etwa 49 Luchse geben. Sie leben hauptsächlich im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Österreich. Woher das im Allgäu gesichtete Tier kommt und ob es sich bei der Katze um ein Weibchen oder Männchen handelt, ist unklar. Ebenfalls nicht geklärt werden kann, ob es derselbe Luchs wie aus Bad Hindelang ist. Dafür sei die Bildqualität zu schlecht und der Vergleich des Fleckenmusters funktioniere nicht, teilt das LfU mit. „Es könnte sein, dass der Luchs aus der Schweiz gekommen ist“, vermutet Eberhardt. „Es ist ein positives Zeichen, dass in einem durch Land- und Forstwirtschaft geprägtes Gebiet seltene Tiere vorkommen, das belegt das gute Vorgehen bei der Bewirtschaftung der Flächen.“

    Luchse wurden als gefährlich und blutrünstig dargestellt

    Jäger haben die Tiere früher als Konkurrenz betrachtet, was ein Grund für deren Ausrottung gewesen ist, sagt Luchs-Experte Uwe Friedel vom Bund Naturschutz. „Luchse hatten damals ein schlechtes Image, sie wurden oft als gefährlich und blutrünstig dargestellt, aber das sind sie nicht.“

    Die Hauptbeute des Luchses, der in etwa so groß wie ein Schäferhund ist, sind Schalenwildarten wie Rehe oder Gams, aber auch Hasen und Wildschweine stehen auf seinem Speiseplan. Das Tier gilt als scheu und stellt laut Eberhardt keine Gefahr für Herdentiere oder den Menschen dar. Der Luchs sei ein Einzelgänger, sein Revier erstrecke sich über ein Gebiet von bis zu 400 Quadratkilometern. Wanderer dürften dem Tier nicht begegnen: „Ich würde einen Luftsprung machen, wenn ich einen Luchs live sehen würde.“

    Bei dem Luchs, den die Jäger im Raum Pfaffenhausen gesehen haben, könnte es sich um das Tier aus dem Oberallgäu handeln: In der Ranzzeit legen junge männliche Luchse, die sogenannten Kuder, große Strecken zurück. Der oben bewaldete Kohlbergtunnel könnte als Wildbrücke über die Autobahn gedient haben.

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