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Pfaffenhausen: Brauereien in der Krise: Nicht jede trifft es hart

Pfaffenhausen

Brauereien in der Krise: Nicht jede trifft es hart

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    „In Franken gibt es Brauereien, die fast nur die Gastronomie beliefern“, erklärt Brauereichef Hans Roth. Sein Pfaffenhauser Betrieb hat sich in den vergangenen Jahren breit aufgestellt, verkauft Bier in Super- und Getränkemärkten. Die Corona-Krise ist daher nicht existenzbedrohend - bis jetzt.
    „In Franken gibt es Brauereien, die fast nur die Gastronomie beliefern“, erklärt Brauereichef Hans Roth. Sein Pfaffenhauser Betrieb hat sich in den vergangenen Jahren breit aufgestellt, verkauft Bier in Super- und Getränkemärkten. Die Corona-Krise ist daher nicht existenzbedrohend - bis jetzt. Foto: Oliver Wolff

    Wegen der Pandemie wurden viele Volksfeste und Vereinsfeiern abgesagt. Unklar ist, wann und in welcher Form diese heuer noch stattfinden können. Für Brauereien ist seit dem Ausbruch der Corona-Krise ein wichtiger Wirtschaftszweig weggefallen. Hinzu kommt der Umsatzverlust der Gastronomiebetriebe. Immer wieder berichten Brauereien bundesweit, dass sie Bier produziertes wegschütten mussten – aus Mangel an Lagerkapazitäten. Ein Brauereichef aus dem Unterallgäu erklärt, wie er sich in der Krise aufgestellt hat und warum er bisher wirtschaftlich mit einem blauen Auge davon gekommen ist.

    Hans Roth führt die Storchenbräu aus Pfaffenhausen in der fünften Generation und beliefert Kunden beziehungsweise Geschäftspartner im Umkreis von etwa 50 Kilometer. Ein paar der 17 Mitarbeiter musste er wegen der von Corona bedingten Wirtschaftskrise bisher in Kurzarbeit schicken. Aber es hätte schlimmer kommen können.

    Auch vor Corona hat Hans Roth mehr Flaschenbier als Fassbier verkauft

    Schon vor der Krise hat Storchenbräu mehr Flaschenbier als Fassbier verkauft, erklärt der 47-Jährige. „Der Gastronomieanteil ist bei uns relativ gering, wir sind breit aufgestellt.“ Etwa 55 Prozent des Bieres verkaufte Hans Roth vor der Krise an Unterhändler wie Getränkemärkte und Supermärkte. 15 Prozent wurden an Privatkunden direktvermarktet. Und etwa jeweils zehn Prozent des Umsatzes machten Volksfeste, Vereine und Gaststätten aus.

    Diese Strategie zahlt sich gerade aus. Das Hauptgeschäft mit dem Flaschenbier konnte sogar gesteigert werden, Kunden kaufen im Handel mehr Bierkästen. So können die finanziellen Einbußen aus der Gastronomie abgefedert werden, sagt Roth. „Die Leute haben mehr Zeit, grillen mehr und gönnen sich öfter ein Bier.“ Der Brauereichef erzählt, kurz vor dem Lockdown seien einige Kunden auf den Hof gefahren und hätten jeweils eine Palette Bier gekauft – Hamsterkauf mal anders. Zwischenzeitlich hatte Roth die Sorge, dass das Leergut ausgeht, um gebrautes Bier abzufüllen.

    Ein glücklicher Einkauf vor der Corona-Krise

    Etwa fünf Wochen dauert die Produktion. Glücklicherweise hat der Brauereichef kurz vor der Corona-Krise 5000 neue Kisten mit 100.000 Flaschen gekauft, die dann zeitnah geliefert werden konnten. Gerade gibt es Lieferengpässe, weil die meisten Brauereien in Flaschen abfüllen. „Kronkorken haben gerade eine Lieferzeit von 16 Wochen.“

    Aber Roth hat auch da, wie auch bei den Rohstoffen vorgesorgt. Einzig bei den kleineren Störchle-Flaschen könne es zu Engpässen kommen. „Wir erwarten die Lieferung im September.“

    Der September ist der Monat, an dem der Brauereichef frühestens die ersten größeren Feste erwartet. „Hoffentlich gibt es keine zweite Infektionswelle.“ Solange wird Strochenbräu kein Bier in größeren Mengen in Fässer abfüllen. „Jetzt kommt die entscheidende Phase.“

    Die Pacht ihrer Gaststätten hat die Storchenbrauerei halbiert

    Roth richtet auch seinen Blick auf die Gastronomen. Sechs Gaststätten hat die Brauerei verpachtet. Um den Betreibern in der schwierigen Zeit entgegenzukommen, wurde die Pacht bis Mai halbiert. Im Bierpreis könne Roth für die anderen Betriebe nicht nach unten gehen. „Wir haben keinen Spielraum, wir müssen selbst über die Runden kommen.“ Kein Gastronomiebetrieb habe eine Rechnung bei der Brauerei aus Pfaffenhausen offen.

    Storchenbräu produziert jedes Jahr etwa 12.000 Hektoliter Bier, das sind etwa 8000 gefüllte Badewannen. In „normalen“ Jahren beliefert die Brauerei 80 größere Veranstaltungen. Die meisten sind bereits abgesagt worden. Im Mai fiel etwa das mehrtägige Vereinsfest des SVS Türkheim aus.

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