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Pandemie: Allgäu: Finanzspritzen für Hotels sind nur „Tropfen auf heißen Stein“

Pandemie

Allgäu: Finanzspritzen für Hotels sind nur „Tropfen auf heißen Stein“

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    Hotels in Deutschland dürfen vom 2. bis 30 November 2020 keine Gäste beherbergen, die aus touristischen Gründen reisen.
    Hotels in Deutschland dürfen vom 2. bis 30 November 2020 keine Gäste beherbergen, die aus touristischen Gründen reisen. Foto: Oliver Berg/dpa/dpa-tmn

    239 Hotels und Gasthäuser im Allgäu haben während des ersten Lockdowns im Frühjahr Finanzspritzen vom Freistaat Bayern erhalten. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt dazu die Managerin eines großen Hotelverbundes, der auch in Bad Wörishofen prominent vertreten ist. Sie nennt Gründe – und blickt mit Sorge auf den 1. Dezember. Völliges Unverständnis für die Entscheidung zur neuerlichen Zwangsschließung äußert derweil Peter Messner, der Direktor des Bad Wörishofer Luxushotels Steigenberger „Der Sonnenhof“. Via Youtube geht er mit den Verantwortlichen ins Gericht.

    Die Überbrückungshilfe, die nicht zurückbezahlt werden muss, belief sich für die Beherbergungsbetriebe und Lokale in der Region auf bisher insgesamt 2,7 Millionen Euro, teilt das Bayerische Wirtschaftsministerium auf Anfrage mit.

    Beträge liegen zwischen 210 und 150.000 Euro

    Die Einzelbeträge der Finanzhilfe für die Gastronomie haben eine große Bandbreite. So bekam der Betreiber eines kleinen Lokals nur 210 Euro, ein großes Hotel dagegen 150.000 Euro.

    „Über die staatliche Überbrückungshilfe haben wir uns natürlich gefreut“, sagt Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin des Verbundes Allgäu Top Hotels, dem etwa 80 Häuser in der Region angehören, auch in Bad Wörishofen. Es sei eine nette Geste seitens der Politik gewesen, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

    Mit 210 Euro habe der Wirt eines kleinen Gasthauses gerade mal einen Tag seinen Ausfall kompensieren können, gleiches gelte für große Hotels, die 150.000 Euro erhalten haben. Insgesamt hätten die Allgäu Top Hotels in den ersten vier Wochen des Lockdowns im Frühjahr zusammen etwa 50 Millionen Euro Verlust gemacht. Viel mehr habe den betroffenen Betrieben die Kurzarbeitsregelung geholfen.

    November ist eher schwacher Touristenmonat

    Über den aktuellen zweiten Lockdown, sagt Wiedenmann: „Dieses Problem ist lösbar.“ Der November sei erfahrungsgemäß ein schwacher Touristenmonat, in dem manche Hotels und Gasthäuser ohnehin ein paar Tage geschlossen hätten. Viel mehr Sorge mache dem Gastgewerbe, was nach dem 1. Dezember passiert. Bis zu diesem Termin gilt der zweite Lockdown. Vorerst. Falls er verlängert werde, gehe dies extrem an die Substanz vieler Häuser.

    Wiedenmann versteht nicht, warum Hotels und Restaurants überhaupt zum zweiten Mal dichtmachen müssen. Denn in den vergangenen Monaten seien in der Gastronomie überall tief greifende Hygiene-Vorkehrungen getroffen worden. „Wir waren nicht die Treiber der Infektionszahlen“, sagt Wiedenmann. Das betont auch Luxushotelier Messner aus Bad Wörishofen. „Ohne einen wirklichen nachweisbaren Grund, ohne einen wissenschaftlichen Beweis“ habe die Politik die neuerliche Schließung verordnet.

    Hoteliers achten darauf, die Vorgaben zu erfüllen

    „Seit Monaten achten die allermeisten Hoteliers darauf, die Vorgaben zu erfüllen.“ Sie hätten viel Geld investiert, in Lüftungsanlagen, Heizstrahler, Hygienestationen. Einzelne Häuser gingen jetzt sogar dazu über, eigene Corona-Teststationen einzurichten, berichtet zudem Wiedenmann.

    Messner beklagt mangelde Wertschätzung in der Politik. Wirkliche Corona-Treiber seien die „privaten Feiern ohne Schutzkonzept“, illegale Massenevents sowie „leider auch einige schwarze Schafe unter den Gastronomen und Barbesitzern“. Messner beklagt mangelnde Kontrollen und richtet den Blick auf den ÖPNV, in dem „zu Stoßzeiten Menschen wie Ölsardinen zusammengepfercht werden.“ Messner wirft den Kultusbehörden zudem Versagen vor, weil es immer noch in zu wenigen Schulen etwa Lüftungsgeräte, CO2-Messgeräte oder Trennwände zwischen den Plätzen gebe, obwohl es richtig und wichtig sei, die Schulen offen zu lassen. In seinem eignen Haus habe es in den vergangenen Monaten keinerlei Corona-Infektionen gegeben. Die erneute Zwangsschließung sei nicht nachvollziehbar und führe zu Verunsicherungen bei den Gästen.

    Top-Hotel-Geschäftsführerin Wiedenmann ist sich sicher, „dass wir noch zwei Jahre mit Corona leben müssen“. Deshalb helfe langfristig nur eine Steuersenkung.

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