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Ottobeuren: Nach Corona-Ausbruch: So geht es im Ottobeurer Altenheim weiter

Ottobeuren

Nach Corona-Ausbruch: So geht es im Ottobeurer Altenheim weiter

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    Mehrere Corona-Fälle gibt es in dieser Ottobeurer Pflegeeinrichtung. Dort gelten nun verschiedene Schutzmaßnahmen.
    Mehrere Corona-Fälle gibt es in dieser Ottobeurer Pflegeeinrichtung. Dort gelten nun verschiedene Schutzmaßnahmen. Foto: Verena Kaulfersch

    Update Freitag, 18. September: Erneut getestet wurden alle Bewohner und Mitarbeiter einer Senioreneinrichtung. Die Testreihe ergab weitere Fälle: Zwei Mitarbeitern und sechs Bewohnern wurden positiv getestet, sodass hier inzwischen 20 Bewohner (darunter ein Todesfall) und zehn Mitarbeiter betroffen sind. Am Montag nimmt das Gesundheitsamt nochmals Testungen vor.

    Artikel vom Donnerstag, 17. September:

    Schwierige Zeiten haben derzeit Mitarbeiter und die 95 Bewohner des Lebenszentrums Ottobeuren zu bewältigen. Wie berichtet waren in der Senioreneinrichtung mehrere Fälle von Corona aufgetreten: Nach Ergebnissen einer Reihentestung vom Samstag sind zehn Bewohner in beiden Gebäudetrakten infiziert – darunter eine Person, die im Krankenhaus behandelt wird.

    Positiv getestet wurden auch sieben Mitarbeiter, acht befinden sich in Quarantäne. Um einen bestmöglichen Schutz – von Beschäftigten wie auch von Senioren – zu gewährleisten, hat die Einrichtungsleitung nun in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt verschiedene Maßnahmen ergriffen. Unter anderem gelten bis auf Weiteres ein Besuchsverbot und ein Pandemie-Plan, der bereits zu Anfangszeiten von Corona erarbeitet und nun aktualisiert wurde.

    Harte Tage für die Bewohner und Mitarbeiter des Ottobeurer Seniorenheims

    Hinter Bewohnern und Mitarbeitern liegen harte Tage: So gab es laut Pflegedienstleiter Mathias Flick und Gisela Immerz von der Verwaltungsleitung am Wochenende in der Einrichtung drei Todesfälle, von denen zwei jedoch nicht im Zusammenhang mit Corona standen. Im dritten Fall starb eine 90-jährige Frau, die bereits zuvor wegen mehrerer verschiedener Krankheitsbilder in schlechtem Zustand war, was sich durch die Covid 19-Erkrankung zugespitzt hatte. Getestet worden sind am Samstag nach Immerz’ Worten auch alle anderen Bewohner und Mitarbeiter – am Mittwoch folgte ein weiterer Test für alle.

    Zeitarbeitskräfte und Notfallseelsorge helfen bei der Notsituation in Ottobeuren

    Die Einrichtungsleitung hat mit verschiedenen Schritten reagiert: Angesichts der Tatsache, dass mehrere Mitarbeiter bedingt durch die Quarantäne fehlen, wurde das Personal Flick zufolge um vier Zeitarbeitskräfte aufgestockt. Außerdem hatte er am Samstag angesichts der Geschehnisse und der Belastungssituation beim Landratsamt um Unterstützung durch die Notfallseelsorge gebeten. „Am Montag um 8Uhr habe ich dann einen Anruf bekommen und um 9.30 Uhr waren drei Mitarbeiter der Notfallseelsorge da. Das war wirklich klasse.“ Dankbar zeigt sich das Leitungsteam ebenfalls für den „unermüdlichen Einsatz aller Mitarbeiter“, die durch die aktuelle Lage extrem gefordert seien. Denn die Vorkehrungen zum Infektionsschutz bedeuten für die Bewohner nach Immerz’ und Flicks Worten deutliche Einschnitte im Alltag: Es finden keine gemeinsamen Mahlzeiten statt, beliebte Gruppenaktivitäten wie gemeinsames Singen, eine Zeitungsrunde, Gymnastik oder Gottesdienst fallen aus. „Die Bewohner haben viel Verständnis. Sie machen gut mit und bleiben in ihren Zimmern“, sagt Flick. Doch viele haben nach seinen Worten auch Angst und spüren die Isolierung. Umso mehr gewinnt der Kontakt zu den Mitarbeitern an Gewicht, die sich nun vermehrt einzeln mit den Senioren und Seniorinnen beschäftigen: „Sie lesen vor, machen Spiele mit den Bewohnern, leisten ihnen beim Fernsehen Gesellschaft und sind einfach für sie da“, schildert Flick. Auch die besorgten Familien und Verwandten auf dem Laufenden zu halten, gehört derzeit wegen des Besuchsverbots zu den wichtigsten Aufgaben. Zusätzlich werden Telefongespräche mit den Bewohnern ermöglicht und am Eingang können Angehörige zum Beispiel Süßigkeiten, Kleidung oder Briefe abgeben.

    Ständiger Austausch des Ottobeurer Seniorenheim mit dem Unterallgäuer Gesundheitsamt

    Bei all dem gelten strenge Hygiene- und Infektionsschutzvorgaben eines Pandemie-Plans, mit dem sich die Einrichtung bereits im März auf solche Auswirkungen von Corona eingestellt hatte. Die betroffenen Bewohner werden nun in einem Isolierbereich betreut, die Mitarbeiter tragen spezielle Schutzausrüstung. Zu Maskenpflicht und Abstandsregeln kommen vermehrte Desinfektion, zudem wird die Wäsche der infizierten Senioren gesondert gereinigt, ihr Geschirr separat gespült. Über diese und mögliche weitere Maßnahmen steht das Leitungsteam laut Immerz und Flick in täglichem Austausch mit dem Gesundheitsamt.

    Beide bedauern, dass in der aktuellen Situation von außen teils auch Reaktionen von Unverständnis zu beobachten sind: „Eine unserer Mitarbeiterinnen, die weder Kontaktperson eines Corona-Kranken war noch sonst irgendwie betroffen ist, lebt in einer Mietwohnung und wird dort nun gemieden.“

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