Schon seit Jahren ist die Raumnot verschiedener Vereine ein großes Thema in Kirchheim. Nun scheint erstmals ein Ende des Problems in Sicht. Hinter den Kulissen ist einiges passiert: Die Gemeinde hat bei den örtlichen Vereinen angefragt, welchen Raumbedarf sie haben. Anschließend hat eine Architektin damit ein Nutzungskonzept für den Gasthof zum Adler erarbeitet. Das Gebäude gehört der Familie Fugger, könnte aber per Erbpacht auf 99 Jahre der Marktgemeinde überlassen werden. Ende 2017 haben sich die Markträte in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig dafür ausgesprochen, nun hat Architektin Anja Spillner ihre Machbarkeitsstudie den Vereinsvertretern vorgestellt.
Zahlreiche andere Varianten waren zuvor in Kirchheim im Gespräch
Diese waren offenbar recht überrascht, waren doch zuvor zahlreiche andere Varianten für ein Vereinsheim im Gespräch: die Kirchheimer Schule, zum Beispiel; doch das Gebäude gehört nicht der Gemeinde, sondern dem Schulverband. Die Alte Mädchenschule und das benachbarte Lieb-Anwesen, das der Markt 2014 gekauft hat, standen ebenfalls zur Debatte – doch dort ist es verhältnismäßig eng. Lange war auch ein Neubau „auf der grünen Wiese“, also am Ortsrand, nicht ausgeschlossen. Dieser hätte den Vorteil, dass man relativ schnell hätte bauen können. „Aber da verkommt der Ortskern noch mehr“, nennt Bürgermeister Hermann Lochbronner das Argument, das die Gegner dieser Variante vorgebracht haben. Immer wieder habe man im Marktrat über das Thema gesprochen, durchaus mit geteilten Meinungen. Irgendwann sei es dann immer konkreter geworden, bis feststand: „Jetzt müssen wir eine Entscheidung treffen.“
Um den „Adler“ wie einen Maßanzug an seine künftigen Nutzer anpassen zu können, wie Architektin Anja Spillner es nennt, wurde eine Liste an die Vereine geschickt, in der sie angeben sollten, wie viele und welche Räume sie wie oft benötigen. Aus den Wünschen hat die Architektin einen Entwurf gefertigt, wie der Gasthof genutzt werden könnte.
Ihre Machbarkeitsstudie sieht ein zentrales Gemeindehaus für Vereine, Bürger und Gäste vor, mit lebendiger Gastronomie und einem Treffpunkt für Jung und Alt. An der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes wird nach den Plänen der Architektin kaum etwas verändert, stattdessen sorgt ein Anbau nach hinten für genügend Raum auf mehreren Ebenen. Musikverein und Blasorchester könnten Platz zum Proben bekommen ebenso wie die Theaterspieler. Die Schützen erhalten im Keller des Anbaus einen neuen Schießstand und auch für den Deutsch-Französischen Freundeskreis, die Chorgemeinschaft und den TSV beziehungsweise die Schlossfunken seien Räume vorhanden. Der Festsaal könnte für Theater, Faschingsbälle oder Konzerte genutzt werden, die Gaststätte mit Biergarten und einer möglichen Bestuhlung am Marktplatz als Treffpunkt, aber auch für Familienfeiern. Zudem könnte das Gemeindehaus Ausgangsort für Veranstaltungen sein, schlägt die Architektin vor.
Eine „Schatzkiste“ in Kirchheim
Als sie zum ersten Mal nach Kirchheim gekommen sei, sei sie sehr positiv überrascht gewesen, „in einem so schön erhaltenen Ortskern gelandet zu sein“, sagt Spillner. Für sie ist das stattliche, gut gepflegte Gasthaus mit seiner unverbaubaren Lage eine „Schatzkiste“, ein „unschätzbarer Wert“, mit dem man arbeiten könne. „Man hat eine Begebenheit – hier sogar eine historische Bausubstanz – und schafft Begebenheiten, die heutigen Ansprüchen gerecht werden“, so die Herausforderung. Die Vereinsmitglieder seien bei ihrer Präsentation recht überrascht gewesen vom Konzept, berichtet Spillner. Sie habe aber wie Bürgermeister Lochbronner den Eindruck gehabt, dass die Pläne positiv aufgenommen wurden. Kritische Stimmen habe es zum Wirt und zur Doppelbelegung von Räumen gegeben. Nun sollen diese konkreten Dinge gemeinsam besprochen werden, in einer Art Workshop oder einem Arbeitskreis mit den Vereinen. Es gehe um Fragen wie: Ist es einem der neue, akustische Top-Raum wert, die Probe auf einen anderen Tag zu verschieben? „Man plant nicht für jetzt, sondern für die Zukunft“, sagt Spillner.
Die Machbarkeitsstudie sei noch kein feststehender Plan, betont die Architektin, und auch zu den Kosten gibt es nur eine ganz grobe Schätzung von rund zwei Millionen Euro, wie der Bürgermeister verrät. „Die grüne Wiese wäre planerisch einfacher, aber eher nicht günstiger“, glaubt Architektin Spillner. Sie nennt das Gemeindehaus einen „Meilenstein“ für die Ortskernentwicklung. Und auch Bürgermeister Lochbronner glaubt: „Die Vereine und der ganze Ort könnten gewinnen.“