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Mindelheim: Weihnachten bei den Wichteln in Mindelheim

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Weihnachten bei den Wichteln in Mindelheim

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    Viel zu entdecken gibt es in den märchenhaften Szenen, die im Innenhof des Maria-Ward-Instituts aufgebaut sind. Der kleine Märchenwald ist ab morgen geöffnet.
    Viel zu entdecken gibt es in den märchenhaften Szenen, die im Innenhof des Maria-Ward-Instituts aufgebaut sind. Der kleine Märchenwald ist ab morgen geöffnet.

    Es ist eine Winterwelt, die zum Träumen einlädt. Im Hintergrund zeigt sich eine schneebedeckte Hügellandschaft. Weiter vorne stehen Tannenbäume mit Pulverschnee. Eine Schneeeule hat die Szenerie im Blick. Mittendrin steht eine kleine Holzhütte. Doch irgendetwas geht dort vor sich: Vier etwas zu große rote Mützen sind zu sehen, die sich um eine Badewanne herum bewegen.

    „Hier noch ein bisschen mehr Watte, damit man die Mechanik nicht sehen kann?“, schallt eine Stimme aus dem Hintergrund. Und so wohlig warm wie es in der Wichtelstube am offenen Feuer zu sein scheint, ist es im Innenhof des Maria-Ward-Instituts in Wirklichkeit nicht. Die Stimme gehört zu Miriam Ciblik. Sie ist gelernte Gestalterin für visuelles Marketing, bevorzugt für ihren Beruf jedoch die Bezeichnung Dekorateurin. Sie ist mitverantwortlich für die Landschaft.

    Die Elfen, Wichtel und Trolle haben Herbert Fleschutz aus Breitenbrunn nicht mehr losgelassen

    Das alles setzt sie in der Märchenwelt von Herbert Fleschutz aus Breitenbrunn um. Er ist sozusagen der Schöpfer der Märchenwelt. In den 70er Jahren absolvierte er ebenfalls eine Ausbildung zum Dekorateur im Kaufhaus Kröll & Nill in Augsburg. Die Kaufhäuser gaben damals viel Geld für Dekoration aus. Und so kam der Breitenbrunnerauch mit den Märchenfiguren in Kontakt. Als er über den zweiten Bildungsweg Kunst studierte, verdiente er sich mit den Schaufenstern Geld dazu. Im Anschluss an sein Studium machte er sich mit „allem Möglichem im Bereich der Gestaltung“ selbstständig. Aber sie sollten ihn über die Jahre nicht mehr loslassen, seine Elfen, Wichtel und Trolle.

    Helmut Fleschutz und seine Mitarbeiterin Miriam Ciblik haben die Märchenszenen aufgebaut und dabei genau auf alle Details geachtet.
    Helmut Fleschutz und seine Mitarbeiterin Miriam Ciblik haben die Märchenszenen aufgebaut und dabei genau auf alle Details geachtet.

    Durch seinen Beruf war er in der Vergangenheit viel unterwegs: Stockholm, Göteborg, Dublin - sogar für das Londoner Harrods, dem Kaufhaus der Kaufhäuser, gestaltete Fleschutz bereits. „Früher gab es eine richtige Schaufensterkultur“, erzählt Fleschutz. Heute sieht das anders aus. Mit der Zeit schrumpften die Budgets der Warenhäuser.

    Infolge dessen kaufte Fleschutz einige seiner Werke zurück, restaurierte die Figuren und stellt diese nun aus. So auch in diesem Jahr in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Mindelheim im Innenhof des Maria-Ward-Instituts. Kulturamtsleiterin Sabine Schneider möchte damit sowohl Kindern als auch Erwachsenen eine Freude bereiten.

    Die Figuren in der Märchenwelt wirken fast wie lebendig

    Rund eine Woche benötigte Fleschutz gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin, um „Weihnachten bei den Wichteln und Trollen“ aufzubauen. Das Besondere an seiner Märchenwelt ist, dass die Figuren so lebhaft wirken. Über ein ausgeklügeltes technisches System treibt er seine Figuren nach dem Prinzip einer Marionette an. Mit dem Unterschied, dass anstatt von Menschen kleine Elektromotoren die Wichtel bewegen. Fleschutz konstruierte auch Figuren, die ohne die Marionettentechnik auskommen. Die Mechanik ist bei diesen Kreaturen dann im Inneren versteckt. Gemeinsam mit seinem Vater, der als Mechaniker tätig war, entwickelte er diese Techniken. Es ist aber auch die künstlerische Perfektion, die die Illusion schafft. Nicht nur die Technik muss funktionieren.

    Früher begann der Künstler bereits im Frühjahr damit, neue Figuren im Auftrag zu kreieren. Er bearbeitete nicht nur Weihnachtsthemen, auch klassische Märchen oder Geschichten über Elfen gehörten zu seinem Repertoire. Es war viel Teamarbeit notwendig, um die aufwendigen Gestalten zu entwerfen. Inspiration holte er sich aus Kinder- und Bilderbüchern.

    Die Figuren, die nun in Mindelheim zu sehen sind, sind einzigartig

    Seine Puppen hat er früher aufwendig aus Ton, Silikon oder Pappmachee gemacht. „Heute wäre es fast nicht mehr finanzierbar“, ergänzt Fleschutz. Auch deshalb ist es ihm wichtig, die Modelle, die er bereits besitzt, zu erhalten. Seine Figuren sind einzigartig. Auch die Tatsache, dass immer mehr Digitales aufkommt, führt dazu, dass diese Art der Kunst seltener wird. Fleschutz spricht deshalb schon von Nostalgie, wenn er seine Märchenwelten den Menschen präsentiert. Heute ist nur noch ein kleiner Teil seiner Kunstwerke vorhanden. Vieles im Kundenauftrag Gefertigte verschwand im Lauf der Zeit. Gerade deshalb möchte der Breitenbrunner seine Märchenwelt erhalten.

    Vor einigen Jahren zum Beispiel erhielt Fleschutz eine E-Mail von einer Frau aus Neu-Ulm: Sie habe drei Boxen voller beweglicher Figuren abzugeben. Doch Fleschutz reagierte zuerst nicht auf diese Nachricht. Erst als ihm die Frau Bilder zusendete, konnte Fleschutz es nicht glauben: „Das gibt’s ja nicht. Die sind ja von mir.“ Ihr verstorbener Mann hatte die Figuren als Handelsvertreter gekauft und seiner Frau geschenkt. Fleschutz nahm das Angebot dann selbstverständlich an und holte seine Figuren nach über 30 Jahren wieder zurück.

    Während Fleschutz davon erzählt, hält er ein gelbes Osterei in der Hand. Was das im Adventswald zu suchen hat? Das wird nicht verraten, schließlich gibt es im Märchenwald auch ein vom Künstler entworfenes Rätsel.

    Der Märchenwald ist ab Samstag, 28. November, geöffnet. Man kann ihn täglich zwischen 14 und 18 Uhr besuchen.

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