Farbe gegen den tristen Corona-Alltag – so lautet das Motto vieler Garten- und Blumenfreunde. Das merkt auch Stephan Häntsche, Inhaber einer Mindelheimer Gärtnerei. Er und seine Mitarbeiter arbeiten kurz vor Ostern im Akkord, um die zahlreichen Blumen- und Pflanzenbestellungen nach Hause zu liefern. Das ist die einzige Möglichkeit, die Ware in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen an Frau und Mann zu bringen. „Das Telefon steht nicht mehr still“, erzählt der Gärtner.
Corona-Pandemie: Blumen- und Gartenmärkte nicht systemrelevant
Die Branche der Blumen- und Gartenfachmärkte ist als nicht systemrelevant eingestuft. Die Geschäfte dürfen daher nicht für den Ladenverkauf geöffnet haben. An jenem Freitag, als Ministerpräsident Markus Söders die Ausgangsbeschränkungen ankündigte, seien viele Kunden in die Gärtnerei gekommen, um sich einzudecken, erzählt Häntsche. „Wir wurden fast überrannt.“ Die aufmunternden Worte der Ladenbesucher seien Balsam für die Seele gewesen. „Ein Mann hat kurz vor Ladenschluss mehrere Blumensträuße gekauft, die er danach verschenken wollte.“
Der Zusammenhalt und die Solidarität in der Gesellschaft, motivieren Häntsche, seinen Betrieb in der Krise weiterzuführen. Mit viel Liebe haben der 47-jährige Gärtner und seine Kollegen in den vergangenen Monaten Blumen, Gewürzsträucher und Gemüsepflanzen aufgezogen. Corona hat alle Planungen und Kalkulationen zunichtegemacht.
Darum landen Pflanzen auf dem Kompost
„Das, was wir jetzt verkaufen, haben wir teilweise vor einem halben Jahr gepflanzt“, erklärt Häntsche. Alle Pflanzen bekommt die Gärtnerei nicht verkauft – trotz gut gebuchtem Lieferservice. Damit nicht der ganze Rest auf dem Kompost landet, gibt Häntsche einige Pflanzen und Schnittblumen für karitative Zwecke kostengünstig ab oder verschenkt sie. Auch sucht er neue Vermarktungsmöglichkeiten, er kooperiert etwa mit Hofläden. Bezahlt wird da mit einer Kasse des Vertrauens.
Bei manchen Pflanzenarten ist der Umsatz bis zu 80 Prozent eingebrochen, sagt der Gärtnereibetreiber. Da sein Geschäft etwas über zehn Mitarbeiter hat, hakt es noch beim Soforthilfeprogramm des Freistaats. „Viele kleinere Betriebe fallen durchs Raster.“ Ohnehin wären die Hilfszahlungen nur einen Tropfen auf den heißen Stein, sagt Häntsche.
Mindelheimer Gärtnerei steht hinter Ausgangsbeschränkungen
Die Gärtnereibranche hat zu kämpfen – schon lange Zeit vor Corona. Fachfremde Geschäfte, etwa Discounter, drängen immer mehr in den Markt und bieten Dumpingpreise an. Jetzt in der Krise hat sich das Chancengleichgewicht noch einmal zugunsten der großen Ketten verschoben. „Wir haben geschlossen, aber die Discounter dürfen weiter Pflanzen und Blumen verkaufen“, beklagt der Mindelheimer Gärtner. Aus medizinischer Sicht stehe er wie die gesamte Gärtnereibranche voll hinter den Ausgangsbeschränkungen. „Die branchenfremden Märkte dürfen aber nicht bevorzugt behandelt werden.“
Häntsche hofft, dass sein Blumen- und Gartenparadies Ende April, spätestens Anfang Mai wieder öffnen darf. Dann beginnt nämlich die Hauptsaison. Balkonblumen zum Beispiel wurden schon im vergangenen Sommer verbindlich bestellt. Im Verkaufsraum könne er die Abstandsregeln problemlos gewährleisten. Bisher rechnet der Gärtnereiinhaber wegen der Corona-Krise mit finanziellen Einbußen im mittleren fünfstelligen Bereich. Kurzarbeit ist für ihn vorerst kein Thema. Auch, weil die Mitarbeiter mit den Lieferungen sonst nicht mehr hinterherkommen würden.
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