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Mindelheim: Unser Jahr: Vier Schultern für große Aufgaben bei der Feuerwehr

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Unser Jahr: Vier Schultern für große Aufgaben bei der Feuerwehr

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    „Mit dem roten Auto und Blaulicht rauszufahren ist der kleinste Teil der Arbeit.“Seit Juli im Amt: Robert Draeger (links) ist 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Mindelheim, Christoph Hohenleitner ist sein Stellvertreter. Sie blicken auf ein ruhiges, aber dennoch arbeitsintensives Jahr zurück.
    „Mit dem roten Auto und Blaulicht rauszufahren ist der kleinste Teil der Arbeit.“Seit Juli im Amt: Robert Draeger (links) ist 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Mindelheim, Christoph Hohenleitner ist sein Stellvertreter. Sie blicken auf ein ruhiges, aber dennoch arbeitsintensives Jahr zurück. Foto: Axel Schmidt

    Nein, die 22-jährige Blondine in Reizwäsche, die man retten müsse, war heuer nicht dabei, lacht Robert Draeger. Auch Christoph Hohenleitner muss dabei schmunzeln. Vielmehr waren es ein mutmaßlicher Bombenleger in der Mindelheimer Altstadt, ein Gasaustritt in einer Logistikhalle in Kammlach oder die junge Schweizerin, die auf der Autobahn ihre Luxuskarosse in die Böschung setzte, die im Gedächtnis geblieben sind.

    Doch 2020 wird für Robert Draeger und Christoph Hohenleitner nicht nur deshalb besonderes Jahr bleiben. Weil Stephan Jäckle, im Jahr 2016 zum Kommandanten der Mindelheimer Feuerwehr gewählt, aufgrund des immensen Stresses sein Amt aufgab, übernahm Robert Draeger dessen Posten. Zunächst kommissarisch bis zur nächsten Generalversammlung, wo er schließlich am 2. Juli offiziell zum Kommandanten gewählt werden sollte. Den Stellvertreterposten übernahm Christoph Hohenleitner. Beide sind seit Jahren bei der Mindelheimer Feuerwehr aktiv, haben sämtliche Stationen durchlaufen.

    Freiwillige Feuerwehr: Nur im Team klappt´s

    Sie kennen die Wehr in- und auswendig und wussten, was sie machen mussten, um nicht an der bürokratischen Arbeit zu ersticken. „Wir haben im Vorfeld natürlich wichtige Gespräche geführt: mit der Familie, mit dem Arbeitgeber. Die müssen alle mitspielen, wenn man so ein Amt annehmen will“, sagt Draeger. Seit 17 Jahren ist der 49-Jährige nun schon dabei und ist dankbar, dass er von beiden Seiten – Familie und Arbeitgeber – grünes Licht für diese Aufgabe bekommen hat. Hohenleitner ist zwar zehn Jahre jünger als Draeger, dafür aber schon seit 25 Jahren ein Floriansjünger. „Ich kam über meinen älteren Bruder damals zur Jugendfeuerwehr“, sagt der Wirtschaftsingenieur. „Wir waren damals ein super Haufen – und das ist bis heute geblieben“, sagt er.

    Gemeinsam wollen sie die interne Organisation der Wehr umstrukturieren. „Wir müssen die vielen Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Vier bis fünf Fachbereiche werden es wohl werden“, sagt Draeger. Denn: „Mit dem roten Auto samt Blaulicht rauszufahren ist der kleinste Teil der Arbeit.“ Die Kunst sei es, Dinge sinnvoll weiterzugeben, meint Hohenleitner. „Dieser Prozess läuft gerade noch“, sagt er. Und Corona hat nicht unbedingt dafür gesorgt, dass es mit der Umstrukturierung schneller geht.

    Die Feuerwehr und das Vereinsrecht

    „Wir unterliegen den gleichen Gesetzen, wie ein normaler Verein“, sagt Draeger. Vor allem in Zeiten des Lockdowns ist das zu spüren. Keine Kameradschaftsabende, kein Zusammensitzen nach Einsätzen und die obligatorische Nachbesprechung sind möglich. „Wir dürfen nur zu Einsätzen ausrücken“, sagt Draeger. „Sicherheit und Einsatzbereitschaft sind aber dennoch gewährleistet“, sagt Hohenleitner. Zu Einsätzen sei die Mannschaftsstärke nicht kleiner gewesen, stattdessen war die Fahrzeugflotte größer. „Damit wir auch in den Einsatzwagen den nötigen Abstand halten können, haben wir die Besatzung für die Fahrzeuge neu zusammengestellt“, sagt Hohenleitner.

    Auch die fehlenden Übungen mit anderen Wehren habe man nicht gemerkt. „Ein Feuerwehrmann kann auch nach sechs Monaten ohne Übung noch einen Schlauch ordentlich ausrollen“, sagt der 39-Jährige und lacht.

    Trotzdem wünschen sich die beiden, dass im neuen Jahr wieder etwas Normalität einkehrt. Dass das Vereinsleben wieder uneingeschränkt möglich ist. Dass wieder Schulungen und gemeinsame Übungen stattfinden können. Und dass wieder Neulinge dazustoßen können. „Wir hatten Interessenten, die musste ich aber auf das Frühjahr vertrösten. Ich konnte ihnen ja nichts zeigen oder beibringen“, sagt Draeger.

    Stolz sind die beiden Kommandanten auf ihre Mannschaft, die das Hygienekonzept und sämtliche Auflagen über die ganze Zeit mitgetragen haben. Auch wenn das Kameradschaftliche dabei fehlen musste. „Aber sie haben alle mitgezogen“, sagt Draeger.

    Weil 2020 – auch dank Corona – ein eher ruhiges Jahr war, ohne große Katastrophen, seien sie schön in die neue Aufgabe hineingekommen, sagt Draeger. Nun liegt das Augenmerk darauf, die Freiwillige Feuerwehr baldmöglichst wieder in den Normalbetrieb zu überführen. Und wer weiß, vielleicht muss im neuen Jahr tatsächlich eine spärlich bekleidete Schönheit vom Balkon gerettet werden.

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