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Mindelheim: Stadtrat kommt Firma Weikmann entgegen - das freut nicht jeden

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Stadtrat kommt Firma Weikmann entgegen - das freut nicht jeden

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    Mit dem Brand bei der Firma Weikmann begann eine regelrechte Einsatzserie der Mindelheimer Feuerwehr: Unfälle, Brände, Ölspur.
    Mit dem Brand bei der Firma Weikmann begann eine regelrechte Einsatzserie der Mindelheimer Feuerwehr: Unfälle, Brände, Ölspur.

    Den ganzen Sommer hinweg mussten die Nachbarn beißenden Brandgeruch ertragen. Das Großfeuer bei der Agrarhandelsfirma Weikmann im Juli mit einem Sachschaden im zweistelligen Millionenbereich haben die Feuerwehrleute zwar rasch in den Griff bekommen, im Inneren schwelte es aber weiter. Deshalb fragten sich nicht nur die Anwohner im benachbarten Wohngebiet: Wäre es nicht sinnvoller, wenn Weikmann den Standort am Bahnhof aufgeben und auf der grünen Wiese neu starten würde?

    Mindelheimer Stadtrat änderte wunschgemäß den Bebauungsplan

    Genau so soll es nun kommen. Der Stadtrat hatte im September den Weg frei gemacht und den Bebauungsplan südlich der Allgäuer Straße und östlich des Eichet maßgeschneidert für Weikmann geändert. Bis zu 30 Meter hoch dürfen nun Gebäude in den Himmel wachsen. Diese Höhe braucht das Unternehmen. Bürgermeister Stephan Winter nannte auf Nachfrage keinen Namen. Er sagte lediglich, der Stadtrat habe in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, eine Firma auf der Fläche anzusiedeln, die westlich der Firma Gühring liegt. Die Stadt besitzt dort 1,4 Hektar. 0,6 weitere Hektar kommen von einem privaten Eigentümer. Verträge seien noch keine geschlossen worden.

    Der Fall sorgt gleichwohl für Ärger. Denn Weikmann ist nicht das einzige Unternehmen, das dringend Flächen benötigt. Winter sprach von mehr als 40 Bewerbungen. Der Bürgermeister bezifferte den Flächenbedarf auf gut 20 Hektar. Tatsächlich besitzt die Stadt aber nur 3,5 Hektar Gewerbeflächen. Da sind Konflikte programmiert.

    Auch andere Unternehmer in Mindelheim suchen Flächen

    Einer, der nicht zum Zug kam, ist Norbert Hell vom gleichnamigen Getränkeunternehmen. Er hat sich schon im Frühjahr 2018 ans Rathaus gewandt mit der Anfrage, ob die Stadt ihm zwei Hektar Grund verkaufen könne. Er wurde wiederholt vertröstet. Als dann der Bebauungsplan so abgeändert wurde, dass bis zu 30 Meter hoch gebaut werden kann, hat Hell erneut nachgefragt und erfahren, dass er zweiter Sieger wurde. Er zieht daraus den Schluss der „Vetterleswirtschaft“. Otto Weikmann war lange Zeit einflussreicher Stadtrat und Kreisrat für die Freien Wähler, deshalb habe sein Wunsch mehr Gewicht.

    Der Bürgermeister weist das zurück. Der Stadtrat sei zunächst vor der Frage gestanden, ob die Fläche an einen Bewerber oder an mehrere kleinere vergeben werden soll. Für die große Lösung habe sich eine Handvoll Firmen interessiert. Mehrheitlich war der Stadtrat bereit, die Fläche einer Firma zu geben. Im Zweifel sollten Mindelheimer Firmen vor auswärtigen den Zuschlag erhalten. Und es sollten produzierende Betriebe gegenüber Logistikfirmen bevorzugt werden. Damit hatte Weikmann die besseren Karten. Auch die Zahl der Arbeitsplätze wurde in die Waagschale geworfen, die laut Winter für Weikmann sprach.

    Noch etwas spielte offenbar eine Rolle. Sollte der Verkauf der Fläche an Weikmann am 25. November wie geplant im nicht-öffentlichen Teil der Stadtratssitzung über die Bühne gehen, bekommt die Stadt Zugriff auf das bestehende Gelände am Bahnhof. Damit könnte sie das brennende Parkplatzproblem lösen. Auf einer nicht-öffentlichen Klausurtagung am 19. Oktober im Forum Mindelheim hatte der Stadtrat die Aufwertung des Bahnhofsgeländes als eines der vordringlichsten Themen für die nächsten Jahre ausgemacht.

    Einen Kommentar zur Entscheidung des Stadtrats finden Sie hier: Allzu große Nähe zwischen Weikmann und dem Stadtrat?

    So verheerend war der Brand im Juli 2019: Brand: Mindelheims Kampf gegen das Flammen-Inferno

    Acht Wochen danach kamen erste Pläne auf, den alten Standort aufzugeben: Weikmann: Nach Brand wiederaufbauen oder aussiedeln?

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