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Mindelheim: So geht es Steber-Tours in der Corona-Krise

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So geht es Steber-Tours in der Corona-Krise

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    Wolfgang Steber (links) und Sohn Manuel leiten das Mindelheimer Busunternehmen. Steber-Tours betreibt unter anderem den Flexibus.
    Wolfgang Steber (links) und Sohn Manuel leiten das Mindelheimer Busunternehmen. Steber-Tours betreibt unter anderem den Flexibus. Foto: Oliver Wolff

    Fast auf den Tag genau vor 93 Jahren hat Wolfgang Stebers Großvater das Busunternehmen Steber-Tours gegründet. Damals hat es angefangen mit dem ersten Linienbetrieb von Kirchheim über Türkheim nach Mindelheim. Die Firma hat schon mehrere Krisen erlebt. Doch die weltweite Corona-Pandemie bringt wirtschaftliche Herausforderungen mit sich, wie kaum eine Krise zuvor. Beim Mindelheimer Familienunternehmen werden daher alle Kräfte gebündelt, damit das Bus-Geschäft nicht dauerhaft ins Schleudern gerät.

    Beförderung von Menschen mit Behinderung als Hauptgeschäft

    Sein Hauptgeschäft ist die Beförderung von Menschen mit Behinderung, sagt der 63-jährige Wolfgang Steber, Inhaber und Geschäftsführer des Mindelheimer Traditionsunternehmens. „Das macht ungefähr 80 Prozent aus.“ 240 Kleinbusse stehen bereit – wobei sie buchstäblich stehen. Steber zeigt auf seinem Computer eine Karte, auf der unzählige rote Punkte von Oberstdorf bis im Ingolstädter Raum verteilt sind. „Jeder Punkt ist ein Fahrzeug, das wir über GPS orten können“, erklärt er. Da die meisten in Zeiten von Corona nicht gebraucht werden, stehen sie dort, wo die Fahrer wohnen.

    Die meisten Mitarbeiter haben gerade nichts zu tun. Bezahlen will Steber sie trotzdem. „Viele sind Mini-Jobber oder Rentner, sie sind auf das Geld angewiesen.“ Kurzarbeit ist für die Firma gerade kein Thema – auch weil für Minijobber in der Regel kein Kurzarbeitergeld bezahlt wird. Etwa 300 Mitarbeiter würden finanzielle Einschnitte besonders hart treffen.

    Die meisten Busse stehen still

    Auch für die etwa 40 Festangestellten, darunter Mechaniker und Busfahrer fallen kaum noch Arbeiten an, denn die meisten der 16 Reisebusse stehen ebenfalls still. Auch für sie garantiert Steber derzeit volle Bezahlung. Ein kleiner fünfstelliger Betrag mache das Busunternehmen jede Woche Verlust, erklärt Wolfgang Stebers 33-jähriger Sohn Manuel. Als zweiter Geschäftsführer ist er für die Finanzen zuständig. „Wir können den April auf jeden Fall noch durchhalten“, sagt der Junior. Er hoffe, dass das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte wieder anzieht.

    Dass das Busunternehmen vorerst keine Kurzarbeit anmelden will, hat einen weiteren Grund: Man möchte Kapazitäten vorhalten, um schnell handlungsfähig zu sein, sollte sich die Lage wieder entspannen. „Wir sind abhängig davon, wie lange noch die Ausgangsbeschränkung andauern wird.“

    „Die Krise wird aussortieren“

    Corona trifft die ganze Branche. Der ohnehin große Konkurrenzkampf am Markt ist für einige Firmen eine Bewährungsprobe, findet Wolfgang Steber. „Die Krise wird aussortieren.“ Das eher volatile Geschäft im Reisebussektor habe ihn dazu veranlasst, in den vergangenen Jahren verstärkt auf Aufträge mit Kleinbussen zu setzen. Der Umsatz bei den Reisebussen ist dennoch nicht zu unterschätzen.

    Alleine mit dem Allgäu-Airport-Express verzeichnet das Busunternehmen etwa 120.000 Fahrgäste pro Jahr. Die Flughafenlinie fährt derzeit nicht – auch fallen bereits gebuchte Fahrten zu den Passionsspielen nach Oberammergau oder nach Bozen vorerst ersatzlos aus.

    Der Mindelheimer Flexibus ist weiterhin im Betrieb

    Stebers Betrieb ist aber nicht vollständig zum Erliegen gekommen. Vereinzelt sind seine Fahrer in Kleinbussen und im öffentlichen Personennahverkehr unterwegs. Auch der Mindelheimer Flexibus ist weiterhin im Betrieb. Das ist für den Busunternehmer ein Herzensprojekt. „Die Menschen, die nicht mobil sind, brauchen das Angebot, um zur Apotheke oder zum Arzt zu kommen.“ An manchen Tagen nutzen nur zwei Fahrgäste den Service. „Wir zahlen drauf, aber das macht nichts“, sagt Wolfgang Steber.

    Für die Sicherheit der Fahrgäste ist gesorgt. Jeden Abend werden die Oberflächen im Niederflurbus gereinigt und desinfiziert. Die Fahrerkabine ist mit einem Absperrband getrennt, Bargeld wird nicht mehr angenommen. Als Fahrschein dient nur noch die Flexibus-Kundenkarte, der Fahrpreis wird entweder direkt vom Konto abgebucht oder in Rechnung gestellt.

    Investitionen in die Zukunft

    Bei den Investitionen in die Zukunft des Unternehmens möchte Steber nicht auf die Bremse drücken. So sind zwei neue Euro-6-Reisebusse bestellt worden. „Wir wollen nicht in den Krisenmodus verfallen und zur Rezession beitragen.“ Auch beim Flexibus ist eine Erweiterung des Angebots trotz Corona nicht vom Tisch. Es liege an den Bürgern, wie sie das derzeitige Angebot annehmen, sagt Steber.

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