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Mindelheim: Saniertes Haus in der Kirchgasse: außen herrschaftlich, innen schmal

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Saniertes Haus in der Kirchgasse: außen herrschaftlich, innen schmal

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    Das Haus in der Kirchgasse.
    Das Haus in der Kirchgasse. Foto: Manuela Frieß

    Auch wenn die Fassade in der Kirchgasse wieder in schmucken Farben leuchtet: Das Anwesen, das sich an die Mindelheimer Stadtmauer schmiegt, war nie ein Haus, in dem es viel Geld gab. „Als ab dem Jahr 1820 die Mindelheimer

    „Drei Meter hat das Haus, aber nur an der breitesten Stelle“, erklärt Besitzer Raimund Gabriel und lacht. „Dadurch, dass wir während der Sanierung einige Deckenbalken und eine Mauer eingebüßt haben, wirkte das Ganze manchmal wie eine Kapelle. Hoch und schmal“, erklärt der frühere Mindelheimer, der in der Hermelestraße aufgewachsen ist und mittlerweile in Berlin und München arbeitet.

    Haus in der Kirchgasse in Mindelheim.
    Haus in der Kirchgasse in Mindelheim. Foto: Kreutzer

    Die Stadtmauer wurde in allen Räumen freigelegt

    Es waren eineinhalb Jahre Arbeit nötig, um das alte Haus wieder auf die Höhe der Zeit zu bringen, erzählt die Architektin. Dabei sollte der besondere Charakter beibehalten werden. Die Stadtmauer zum Beispiel ist in allen Räumen freigelegt worden und nur verschlämmt. An zwei Stellen sieht man sogar noch die früheren Schießscharten im Mauerwerk.

    Auch das beim Bau verwendete Material soll auf Früher verweisen: Schlichtes, unbehandeltes Fichtenholz ist bei allen Einbauten wie Bett, Boden oder Einbauschränken verwendet worden. Das macht die Räume nicht nur hell. Die Gleichförmigkeit erzeugt außerdem Ruhe, beschreibt es Architektin Beate Kreutzer.

    Alt trifft auf Neu: Diese Türe musste nur fachmännisch verlängert werden, das Schloss jedoch funktioniert noch immer.
    Alt trifft auf Neu: Diese Türe musste nur fachmännisch verlängert werden, das Schloss jedoch funktioniert noch immer. Foto: Kreutzer

    Dass früher auf jedem Stockwerk drei Zimmer untergebracht waren, ist aus heutiger Sicht nur schwer zu glauben. Um diese Kleinteiligkeit aufzuheben, wurde das Bad nicht komplett vom Schlafzimmer abgegrenzt, sondern nur „eingestellt“ wie der Fachmann dazu sagt. Das heißt, dass hier die Wände nicht bis nach oben zur Decke durchgehen, sondern 20 Zentimeter vorher aufhören. Somit entstand im Erdgeschoss eine offene Küche mit großem Esstisch, im ersten Stock das Schlafzimmer mit Doppelbett und eingestelltem Bad und im zweiten Stock der hellste und größte Raum: das Wohnzimmer. Hier konnten die Deckenbalken erhalten und freigelegt werden, was dem Raum eine sehr gemütliche Atmosphäre verleiht.

    Auf einer zweiten Ebene befindet sich zusätzlich Fläche. Hier wurde mit einer Gaube Licht und Platz unters Dach geholt. Ein Kompromiss, erzählt Beate Kreutzer, der zwar die Dachform verändere, aber den Bewohnern somit einen Ort zur Verfügung stelle, der fast wie ein Balkon oder ein Freisitz funktioniere.

    Schmal, aber schön: Die freigelegten Balken geben dem Wohnzimmer unter dem Dach einen ganz eigenen Charme.
    Schmal, aber schön: Die freigelegten Balken geben dem Wohnzimmer unter dem Dach einen ganz eigenen Charme. Foto: Manuela Frieß

    „Von dort aus hat man auch eine tolle Sicht über die Mindelheimer Altstadt“, schwärmt Bauherr Raimund Gabriel. Er kenne das Haus schon seit seiner Kindheit, von seinem Weg, wenn er zum Milchholen geschickt wurde; und von seinem guten Freund Wolfgang, dessen Mutter Elisabeth Hintermayr hier bis 2012 gewohnt hat.

    Seine Mutter konnte das umgebaute Haus leider nicht mehr sehen

    Wolfgang Kastello und seine Schwester Ursula sind jedes Mal ganz euphorisch, wenn sie wieder in die Kirchgasse kommen. „Diese Wiederbelebung der eigenen Geschichte ist wirklich toll“, meint Ursula

    Die Fassade ist wieder schmuck: Die Farben wurden per Analyse ermittelt und originalgetreu aufgebracht.
    Die Fassade ist wieder schmuck: Die Farben wurden per Analyse ermittelt und originalgetreu aufgebracht. Foto: Manuela Frieß

    Vielleicht auch, weil sich viele kleine und große Fundstücke nach der Sanierung immer noch im Gebäude befinden: Drei historische Fenster die noch erhalten waren, wurden zu Kastenfenstern um gebaut. An einer Metallschiene, die früher als Stütze fungierte, hängen nun allerlei Küchengeräte, und ein Ablauf aus Metall, der im zweiten Stock anfallendes Abwasser nach außen in die Regenrinne leitete, ist einfach beim Fenster belassen worden.

    Raimund Gabriel ist wichtig, dass er nicht nur vom Amt für Denkmalpflege, sondern ebenfalls von den Nachbarn und der Stadt Mindelheim immer bestens unterstützt wurde. „Es war ein tolles Miteinander“, betont er.

    Besitzer Raimund Gabriel fühlt sich hier unter dem Dach sichtlich wohl.
    Besitzer Raimund Gabriel fühlt sich hier unter dem Dach sichtlich wohl. Foto: Manuela Frieß

    Übrigens wird er selbst nur sporadisch hier an der Stadtmauer übernachten. Im Moment ist geplant, das Haus als Ferienwohnung für seine Familie und die seiner Brüder zu nutzen. Mindelheim wird von allen immer noch gerne als Treffpunkt angesteuert. Jetzt vermutlich wohl noch lieber, da eine solch ungewöhnliche Herberge zur Verfügung steht.

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