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Mindelheim: Neue Bestattungsform: Mindelheim will Baumgräber ermöglichen

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Neue Bestattungsform: Mindelheim will Baumgräber ermöglichen

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    Auf dem Friedhof in Nassenbeuren, der nahe der Kapelle „Maria Schnee“ liegt, sollen schon bald Baumgräber eingerichtet werden.
    Auf dem Friedhof in Nassenbeuren, der nahe der Kapelle „Maria Schnee“ liegt, sollen schon bald Baumgräber eingerichtet werden. Foto: Bauer

    Der Wandel in der Bestattungskultur ist auch in Mindelheim unübersehbar: Die Nachfrage nach klassischen Familiengräbern sinkt, die nach Urnenbeisetzungen dagegen steigt: 25 Sargbestattungen standen im vergangenen Jahr insgesamt 103 Urnenbestattungen in Mindelheim und sechs in Nassenbeuren gegenüber. Fast 50 Gräber wurden aufgelöst. Diesem Umstand will die Stadt Mindelheim nun Rechnung tragen und künftig auf den Friedhöfen in Mindelheim und Nassenbeuren auch so genannte Baumbestattungen ermöglichen. Das hat der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen.

    Darin hatte Birgit Neher von der Friedhofsverwaltung erläutert, dass viele Angehörige immer weiter von den Gräbern ihrer Verstorbenen entfernt wohnen, der Bezug zum Grab in der früheren Heimat sinke und diese immer seltener besucht würden. Weil eine intensive Grabpflege aus der Ferne nur schwer realisierbar sei und die Kosten dafür zunehmend hinterfragt würden, würden viele Gräber nach Ablauf der Nutzungsdauer aufgegeben.

    Immer weniger Menschen möchten eine Erdbestattung

    Hinzu komme, dass die Zahl der bekenntnislosen Menschen zunehme. Das trage ebenfalls dazu bei, dass die aus der christlichen Tradition heraus bestehende Präferenz für Erdbestattungen abnimmt. Gleichzeitig wünschten sich immer mehr Menschen ein Begräbnis in einer möglichst natürlichen Umgebung. Bereits seit 2001 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, sich in privatwirtschaftlichen Bestattungswäldern beisetzen zu lassen. Da diese trotz der hohen Nachfrage aber noch nicht so weit verbreitet sind, bestehe die Gefahr, „dass mit entfernten Bestattungswäldern die Verstorbenen immer mehr aus der Welt der Lebenden verschwinden und ein wichtiges Stück Kultur verloren geht“, heißt es in der Sitzungsvorlage.

    Bei einer Beisetzung in einem sogenannten „Friedwald“ werden die Urnen rund um die Bäume in die Erde gesenkt. Anders als bei einer anonymen Bestattung ist der Beisetzungsort bekannt und wird – beispielsweise durch ein Namensschild – markiert. Ganz ähnlich könnte das bei den geplanten Baumgräbern in Nassenbeuren und Mindelheim aussehen. „Gerade der Städtische Friedhof in Nassenbeuren, der sehr idyllisch in die Natur eingebettet ist und umgeben von bereits bestehenden Bäumen wäre hierzu ein Ort, um diese naturnahe Bestattungsform, die sogenannten Baumbestattungen, anzubieten“, empfiehlt die Friedhofsverwaltung.

    Ein Baumgrab mit ebenerdigen Grabmalen.
    Ein Baumgrab mit ebenerdigen Grabmalen. Foto: Bastian Sünkel

    In Mindelheim selbst gibt es derzeit keine größere Freifläche für die Bäume

    Auf einer bereits vorhandenen Freifläche könnten Bäume gepflanzt und die Baumgräber angeboten werden. „Die Umsetzung wäre auch in absehbarer Zeit möglich“, so die Verwaltung weiter. Bis es das Angebot auch in Mindelheim gibt, wird es dagegen noch ein wenig länger dauern: Bislang gibt es dort noch keine größere Freifläche, auf der die benötigten Bäume gepflanzt werden könnten. Die Verwaltung rechnet jedoch damit, dass die Zahl der Grabauflösungen in den nächsten Jahren weiter zunimmt und dann auch in Mindelheim Baumbestattungen ermöglicht werden können.

    Letztlich stimmten die Mitglieder des Bauausschusses geschlossen dafür, zunächst Baumgräber auf dem Friedhof in Nassenbeuren bereitzustellen und das dafür nötige Geld im Haushaltsplan für das kommende Jahr einzuplanen. Sollte in den nächsten Jahren auf dem Friedhof in Mindelheim eine größere Freifläche entstehen, sollen dort ebenfalls Baumgräber geschaffen werden.

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