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Mindelheim: Mit Bildergalerie: Auf Schatzsuche im Mindelheimer Holzbaur-Haus

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Mit Bildergalerie: Auf Schatzsuche im Mindelheimer Holzbaur-Haus

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    Der Schreibtisch von Erwin Holzbaur, der von einem Gemälde dominiert wird, das seinen Vater Ernst zeigt. Auch die anderen Bilder sind im Depot wieder so aufgehängt, wie sie im Holzbaur-Haus platziert waren.
    Der Schreibtisch von Erwin Holzbaur, der von einem Gemälde dominiert wird, das seinen Vater Ernst zeigt. Auch die anderen Bilder sind im Depot wieder so aufgehängt, wie sie im Holzbaur-Haus platziert waren.

    Wer schon einmal ein Wohnhaus leer geräumt hat, weiß, wie viele Schätze, aber auch Unnützes, sich im Laufe eines Lebens ansammelt. Wer aber ein Haus leer zu räumen hat von einem Menschen, der zeitlebens als Künstler ungemein produktiv war, obendrein leidenschaftlicher Sammler war und sich grundsätzlich von nichts getrennt hat, der ahnt, welcher Herkulesaufgabe sich der Leiter des Mindelheimer Heimatmuseums, Markus Fischer, beim Räumen des Hauses von Ehrenbürger Erwin Holzbaur gegenübersah.

    Das Haus an der Frundsbergstraße 12 war von unten bis oben voller Objekte, als die Räumung im Dezember 2019 begann. Fast 30 Zimmer waren vollgestellt. Im Juni 2020 konnte Markus Fischer Vollzug melden. Seither steht das Haus leer. Vorige Woche am 22. Februar hat die Stadt das Objekt an einen privaten Liebhaber alter Gebäude verkauft, der es fachmännisch sanieren will. Erwin Holzbaur und seine Frau Johanna hatten die Stadt als Alleinerbe eingesetzt mit der Vorgabe, das Erbe zu bewahren.

    Das ist auch geschehen, betont Kulturamtsleiter Christian Schedler. Lange Zeit war allerdings unklar, wo all die Objekte gelagert werden können. Im Holzbaur-Haus war das nicht länger möglich, weil es in fast allen Räumen viel zu feucht war. Auch Schimmel hatte sich gebildet.

    25 Jahre lang wurde das Depot für die Holzbaur-Erbstücke angemietet

    In der Altstadt ist das Kulturamt dann fündig geworden und konnte dort ein neues Depot mit allen Erbstücken von Erwin Holzbaur und seiner Familie aufbauen. Eine Etage wurde für die Dauer von 25 Jahren angemietet. Wo genau sich die drei Räume befinden, soll an dieser Stelle aus Gründen der Sicherheit nicht genannt werden.

    Christian Schedler sagt, das Holzbaur-Haus sei voller Papier gewesen. Zeitungen stapelten sich, Verpackungsmaterial und Geschenkpapier hat Erwin Holzbaur aufgehoben. Selbst Pappteller mit einem flüchtig hingezeichneten Gesicht fanden sich in dem Haus. Erwin Holzbaur gehörte noch zu einer Generation, die sicher war, alles irgendwann noch brauchen zu können. „Tonnenweise“ Papier wurde denn auch entsorgt. Säckeweise wurde wertloses Material weggebracht, wurden Container gefüllt. Auch nicht erhaltenswerte Möbel wurden entsorgt. Fischer betont aber wiederholt, dass kein Sammlerstück auch nur von geringer Bedeutung weggeworfen wurde.

    Arbeitskittel und Lodencape des früheren Ehrenbürgers hängen zwischen den Regalen, in denen Bilder aufbewahrt werden.
    Arbeitskittel und Lodencape des früheren Ehrenbürgers hängen zwischen den Regalen, in denen Bilder aufbewahrt werden.

    Das Erbe von Erwin Holzbaur zu bewahren, dieser Verantwortung komme die Stadt nach, sagte Christian Schedler. Von den Bildern oder Zeichnungen, die sich in dem Haus fanden, wurden alle sorgsam aufgehoben. Um eine Dimension zu nennen: Fischer spricht von rund 10.000 Objekten, die die Stadt verwahrt. Holzbaur hat auch Zinnkrüge gesammelt, die er oft als Geschenk für sein vielfältiges Engagement bei Vereinen erhalten hat. Auch sie nahm Fischer ins Depot. Mineralien waren eine weitere Leidenschaft, und bei manchen Asservaten weiß man nicht, für was sie eigentlich einmal gedient haben.

    Und auch so manches Kuriose blieb erhalten. So fand sich im Keller eine kleine Spielzeugorgel. Sie hat der Vater von Erwin gebaut. Ernst Holzbaur hoffte, so den Weg seines Sohnes in Richtung Pfarrer zu lenken.

    Eine Bodenplatte im Holzbaur-Haus war eigentlich ein Lazarett-Schild

    Auch eine hölzerne Bodenplatte entpuppte sich als kurioses Zeitobjekt. Es stammte aus der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs, als Mindelheim zur Lazarettstadt wurde. Auf ihr fand sich der gut erhaltene Text neben dem Roten Kreuz: „Lazarett-Sperrbezirk. Parken und Aufenthalt in Umgebung der Lazarette sämtlichen Truppen verboten. Der Ortskommandant“. Diese Tafel hat lokalgeschichtliche Bedeutung, auch wenn sie an sich wertlos ist.

    Diese Tafel aus den letzten Kriegswochen lag im Holzbaur-Haus jahrzehntelang mit der Rückseite nach oben auf dem Boden.
    Diese Tafel aus den letzten Kriegswochen lag im Holzbaur-Haus jahrzehntelang mit der Rückseite nach oben auf dem Boden.

    Weil die Feuchtigkeit im Holzbauer-Haus bereits seit Jahren viel zu hoch war, waren so manche Objekte bereits von Schimmel befallen. Sie mussten mühsam und aufwendig davon befreit werden. In einer Trockenkammer in Kaufbeuren mussten Objekte erst getrocknet werden. Auch der Holzwurm und Motten machten Probleme und mussten bekämpft werden.

    Die Mindelheimerin Johanna Holzbaur hat ihr Leben lag Puppen gesammelt

    Das Hochzeitsbild von Johanna und Erwin Holzbaur.
    Das Hochzeitsbild von Johanna und Erwin Holzbaur.

    Ein eigenes Zimmer im Depot dient der Sammlung von Johanna Holzbaur. Sie hat zeit ihres Lebens Puppen zusammengetragen. In dem neuen Depot stimmen Temperatur und Luftfeuchtigkeit. So können dort auch alle Bilder gut aufbewahrt werden. Einige Bilder stammen auch von Vater Ernst Holzbaur oder von befreundeten Malern. Alle nicht gerahmten Bilder befinden sich in Schubladen, alle anderen hat Fischer aufgehängt.

    Was aber geschieht mit all den Objekten? Christian Schedler kann sich wechselnde Ausstellungen vorstellen. Für das Jahr 2027 sollte es eine größere Schau in Mindelheim geben. In diesem Jahr wäre Erwin Holzbaur, der so viel für Mindelheim und sein historisches Erbe getan hat, 100 Jahre alt geworden. Ein eigenes Museum wird es zu Ehren von Erwin Holzbaur aber nicht geben. „Das hat Erwin nie gewollt“, sagt Kulturamtsleiter Christian Schedler, der den Ehrenbürger viele Jahre gut kannte.

    Klicken Sie sich hier durch die Holzbaur-Sammlung:

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