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Mindelheim: Mila ist ein Problemhund – aber nur auf dem Papier

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Mila ist ein Problemhund – aber nur auf dem Papier

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    Theresa Ludwig mit Hündin Mila, die sie aus dem Tierheim geholt hat. Das Tier hat einen Wesenstest bestanden. Dennoch muss die Halterin künftig den zehnfachen Hundesteuersatz bezahlen, weil die Rasse von Mila als „Listenhund“ geführt wird.
    Theresa Ludwig mit Hündin Mila, die sie aus dem Tierheim geholt hat. Das Tier hat einen Wesenstest bestanden. Dennoch muss die Halterin künftig den zehnfachen Hundesteuersatz bezahlen, weil die Rasse von Mila als „Listenhund“ geführt wird. Foto: jsto

    Wer einmal einen Hund besessen hat, der will auf diesen treuen Begleiter nicht mehr verzichten. Theresa Ludwig geht es da wie den allermeisten Hundefreunden. Ihre Eltern hatten einen Golden Retriever, und sie selbst schon einen Beagle. Nach einem längeren Auslandsaufenthalt in Irland wünschte sie sich in Mindelheim wieder einen Hund und machte sich auf den Weg nach Beckstetten ins Tierheim, um „einfach mal zu sehen, welche Hunde dort leben“. Mila fiel ihr sofort ins Auge, und ihr Herz wurde weich. Die Hündin war damals eineinhalb Jahre alt und von ihren Vorbesitzern abgegeben worden.

    Mila ist ein Listenhund

    Ein Jahr lebt Mila nun in Mindelheim bei Theresa Ludwig, und die junge Frau hat es noch keine Sekunde bereut, sie zu sich genommen zu haben. „Ich würde sie niemals wieder hergeben!“ Dabei ist Mila – zumindest auf dem Papier – ein schwieriger Fall. Mila ist ein sogenannter Listenhund.

    Zu diesen Listen war es nach einem Unglück in Hamburg im Jahr 2000 gekommen. Damals war ein sechsjähriger Bub von einem American Staffordshire Terrier und einen Pitbull totgebissen worden. Die Politik hat daraufhin bestimmte Hunderassen als gefährlicher als andere eingestuft. Die Rasse Cane Corso stammt ursprünglich aus Italien und wird von der bayerischen Politik als potenziell gefährlich eingestuft, nicht übrigens beim Nachbarn Baden-Württemberg. Landläufig gesagt: Mila ist ein sogenannter Kampfhund.

    Theresa Ludwig hat Mila aus dem Tierheim geholt

    Theresa Ludwig war bewusst, dass die Haltung von Mila eine Herausforderung ist. Aber die gelernte Radiologieassistentin findet es auch nicht fair, dass Hunde in Tierheimen versauern sollen, nur weil sie auf irgendeiner Liste stehen. „Ich habe schon immer ein sehr ausgeprägtes Fairness-Denken gehabt“, erzählt sie.

    Ludwig hat den Charakter von Mila testen lassen. Das geht über einen Wesenstest, der einen Tag lang dauert. Ein Hundeexperte kam dazu in die Wohnung von Ludwig und hat das Tier acht Stunden lang beobachtet und dessen Verhalten getestet. Der Hund wurde angefasst, um zu sehen, wie er reagiert. Der Fachmann ging zum Bett des Tieres und testete aus, ob es das akzeptiert. Und er nahm dem Tier sogar Futter weg um zu sehen, ob Mila das hinnimmt. Am Ende bekam Ludwig eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, war aber auch 800 Euro los.

    Damit hat sie es aber nicht bewenden lassen. Sie besuchte auch eine gute Hundeschule, wo sie mit Mila trainierte. Auch das war nicht ganz billig. Aber wer verantwortungsvoll mit einem Hund umgeht, sollte ein solches Training durchlaufen, findet Ludwig generell. Ein Hund, zumal ein großer, kann Schaden anrichten. Um so wichtiger sei es, dass die Besitzer in der Lage sind, die Tiere richtig zu halten. „Ich wäre für einen generellen Hundeführerschein“, sagt sie.

    Die Erziehung macht´s

    Ein gut erzogener Cane Corso ist eher ruhig und hat ein freundliches Wesen. Aber wie bei allen anderen Hunden gilt auch für Mila: Wer weiß, wie ein Hund richtig gehalten werden muss, hat kein Problem mit diesen Tieren und verschafft auch anderen Menschen keine Probleme.

    Über die Jahrtausende, sagt Ludwig, sind die Hunderassen gezüchtet worden. Ein Dackel etwa besticht durch seine Sturheit. Er ist im Zweifel so mutig, dass er einen Fuchsbau stürmt auch auf die Gefahr hin, selbst dabei sein Leben zu verlieren. Andere Hunde wurden zum Kämpfen gezüchtet. Zum Kämpfen allerdings nur gegen andere Hunde. „Zu Menschen sind sie meist sehr freundlich“. In der Zucht sei darauf auch ein besonderes Augenmerk gelegt worden.

    Gassi nur mit Maulkorb

    In Milas Genen steckt eine Abneigung gegen andere Hunde. Weil Theresa Ludwig das weiß, zieht sie ihr beim Gassigehen immer den Maulkorb an. Letztlich könne jeder Hund gefährlich werden. Und das wolle sie ausschließen. Von so manchem Mindelheimer ist sie dafür auch schon gelobt worden.

    Dass Hunde wie ihre Mila verteufelt werden, ärgert sie. Das sei auch nicht sachlich zu begründen. Das gelte auch für die Hundesteuer. Zunächst hatte sie sich gefreut, als sie gehört hat, dass alle Listenhunde in Mindelheim wie jeder andere Hund auch besteuert wird. Das hat der Stadtrat nun geändert. Von 2021 an kostet ein „Listenhund“ wie Mila im Jahr 450 Euro, ein Schäferhund 45. „Dafür fehlt jede Begründung“, betont Ludwig. Niedersachsen, Thüringen und Schleswig-Holstein haben die Listen übrigens schon wieder abgeschafft.

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