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Mindelheim: Kirchenaustritte bereiten den Mindelheimer Pfarrern Sorgen

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Kirchenaustritte bereiten den Mindelheimer Pfarrern Sorgen

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    Dekan Andreas Straub (links) und sein evangelischer Kollege Erik Herrmanns bedauern die steigende Zahl der Kirchenaustritte.
    Dekan Andreas Straub (links) und sein evangelischer Kollege Erik Herrmanns bedauern die steigende Zahl der Kirchenaustritte. Foto: Franz Issing

    Den Hirten laufen die Schafe davon. Im vergangenen Jahr kehrten im Bistum Augsburg 15.532 von rund 1,27 Millionen Katholiken der Kirche den Rücken. Nur knapp 400 Christen traten 2019 wieder ein. Auch die evangelische Kirche im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben beklagt 3803 Austritte im vergangenen Jahr. Der Kirchenkreis hat 261.000 Mitglieder.

    Ein Prozent weniger Mitglieder in Pfarrei St. Stephan

    Nicht ganz so dramatisch wie in der Diözese verlief die Entwicklung im Dekanat Mindelheim mit 45.876 Katholiken, acht Pfarreien-Gemeinschaften und 47 Einzelpfarreien. So traten im Jahr 2019 im Dekanat 455 Mitglieder (1,0 Prozent) aus der Kirche aus. Ähnlich sieht es auch in der Pfarreien-Gemeinschaft Mindelheim (St. Stephan) aus. Hier verabschiedeten sich im letzten Jahr 105 von 10.500 Christen (1,0 Prozent) von der Kirche.

    Dekan Andreas Straub spricht angesichts solcher Zahlen von „einer gewissen Schwankungsbreite, die sich aber im Prinzip auf weitgehend stabile Werte eingependelt hat“. Der Seelsorger von St. Stephan führt „vielschichtige Gründe“für den Anstieg der Kirchenaustritte an. Für ihn kommen sowohl finanzielle Gründe als auch Dissens mit der kirchlichen Lehre, Ablehnung der Amtskirche, mangelnde Glaubwürdigkeit kirchlicher Mitarbeiter, fehlender Glaubensbezug aber auch kirchliche Missbrauchsskandale für einen Bruch in Frage.

    Entfremdung von der Kirche als Glaubensgemeinschaft

    „Wer austritt“, ist Mindelheims Stadtpfarrer überzeugt, „hat sich in der Regel schon vor längerer Zeit von der Kirche als Glaubensgemeinschaft entfremdet“. Straub nimmt den zunehmenden Anstieg der Kirchenaustritte nicht auf die leichte Schulter. Er bedauert diesen Trend zutiefst, weil Christen damit signalisierten, dass sie nicht mehr zur Kirche gehören wollen. Das stimme ihn nachdenklich. „Auch wenn es in unserer Kirche menschelt und sie oftmals hinter ihrer eigenen Messlatte zurückbleibt, sind ihr doch ein großer Glaubensschatz und auch viele soziale Einrichtungen zu verdanken, von denen Genartionen profitieren“ gibt er zu bedenken. Und der Dekan macht keinen Hehl daraus, dass er die Kirche „als tragende Gemeinschaft“ schätzt, die Katholiken weltweit und über alle Grenzen hinweg im gemeinsamen Glauben an Jesus Christus sowie im Gebet und durch gute Werke verbindet.

    Besorgt über die steigende Zahl der Kirchenaustritte ist auch Erik Herrmanns, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde in Mindelheim, die 2800 Mitglieder zählt. Mit Blick auf die Statistik „Kirchenaustritte 2019“ spricht Herrmanns von einem „ungewöhnlichen Jahr“. Er bedauert, dass 35 Gläubige ausgetreten sind, und freut sich über eine Person, die in den Schoß der Kirche zurückkehrte. 2017 sagten sich in Mindelheim 20 evangelische Christen von der Kirche los, während zwölf wieder eintraten. Schon das Jahr 2018 zeigte dann in Sachen „Austritte“ einen deutlichen Trend nach oben. 25 Austritte und nur acht Eintritte waren in den Kirchenbüchern zu verzeichnen.

    Finanzielle Gründe könnten entscheidend sein

    Was im Einzelfall beim Anstieg der Austritte eine Rolle spielte, darüber will Pfarrer Herrmanns nicht spekulieren. „Ich könnte mir denken, dass es finanzielle Gründe, persönliche Veränderungen oder auch Unzufriedenheit mit kirchlichen Entscheidungen waren“, bemerkt er und fügt hinzu: „Vor allem sind es in erster Linie keine Zahlen, sondern Menschen, die sich von der ,Institution Evangelische Kirche‘ verabschiedet haben.“ Ob mit diesem Schritt auch eine Abwendung von Gott und dem Glauben an ihn verbunden ist, ist für Pfarrer Herrmanns eine offene Frage. „Das wissen nur die betroffenen Personen selbst“, meint er und verweist auf das Anliegen aller christlichen Kirchen. „Ihnen ist nicht die Pflege der Mitglieder-Statistik wichtig, sondern es geht ihnen vorrangig darum, möglichst viele Menschen für den liebenden und barmherzigen Gott zu begeistern, der sich in seinem Sohn auf die Suche nach jedem einzelnen Menschen gemacht hat“, so Herrmanns ganz theologisch und führt dafür praktische Beispiele an.

    Danach gingen katholische und evangelische Kirche in Mindelheim unter dem Leitgedanken „Hauptsache Jesus“ schon längere Zeit auf dem weiten Feld der Ökumene und bei der Verkündigung der Frohen Botschaft gemeinsam neue und gemeinsame Wege.

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