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Mindelheim: Kahlschlag an der A96: Ist das noch zeitgemäß?

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Kahlschlag an der A96: Ist das noch zeitgemäß?

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    An der Autobahn bei Mindelau sind an der Böschung viele Gehölze radikal zurückgeschnitten worden. Wir haben nachgefragt, warum das sein musste.
    An der Autobahn bei Mindelau sind an der Böschung viele Gehölze radikal zurückgeschnitten worden. Wir haben nachgefragt, warum das sein musste. Foto: mz

    In den vergangenen Wochen wurden in der Region entlang der Autobahn A96 Gräser gemäht und Sträucher geschnitten. Am Übergang Eichet nach Mindelau etwa wurden auf allen vier Seiten der Böschungen der Bewuchs radikal bis auf die Wurzel entfernt. Sind solche Maßnahmen, da Umwelt- und Insektenschutz immer wichtiger werden, überhaupt noch zeitgemäß? Wir haben bei der Autobahndirektion Südbayern nachgefragt.

    Arbeiten an der A96 außerhalb der Brutvogelschonfrist

    Johann Dietrich, Sachgebietsleiter Betrieb und Verkehr bei der Dienststelle Kempten, erklärt, alle Arbeiten entlang der Autobahn erfolgten nach dem Bundesnaturschutzgesetz und die Gehölzschnittarbeiten außerhalb der Brutvogelschonfrist. In den vergangenen Jahren seien die Anforderungen an die Verkehrssicherheit gestiegen. Das sogenannte Verkehrssicherheitsprogramm „Fehlerverzeihender Seitenraum“ verlange bei nicht ausreichend vorhandenem Abstand, dass auch vitale Gehölze mit über acht Zentimetern Stammdurchmesser entfernt werden müssen.

    Weil im Winter einige Bereiche der Fahrbahn durch Pflanzen beschattet werden, kann die Autobahn vereisen. „Dieses Problem stellen wir vor allem im Bereich von Anschlussstellen und an Brückenbauwerken fest.“ Überhängende, altersschwache oder bruchgefährdete Heckenstrukturen auf der autobahnzugewandten Seite gefährden die Verkehrssicherheit. Auch potenzielle Schäden an den Wildschutzzäunen können durch zu dichten Bewuchs nicht mehr erkannt werden.

    Wasser-Rückhaltebecken bei Mindelheim müssen frei gehalten werden

    An manchen Stellen – so auch an der besagten Autobahnüberführung bei Eichet – befinden sich Wasser-Rückhaltebecken mit Ölabscheidern. Sie müssen von Bewuchs freigehalten werden, erklärt Dietrich. „Einerseits, um die Funktionalität und andererseits, um im Falle eines Unfalls die Zugänglichkeit für die Feuerwehr zu gewährleisten.“ Auf der Nordseite jener Überführung befindet sich zudem eine Versickerungsfläche für Oberflächenwasser.

    Die Autobahndirektion hat sogenannte Anliegerpflichten im Bereich von angrenzenden Wegen, weshalb manche Gehölze hin und wieder „auf Stock gesetzt werden müssen“, wie Dietrich erklärt. „Durch neue Triebe entwickeln sich bereits nach wenigen Jahren wieder dichte und stabile Bestände.“ Langfristig stabile Gehölze können sich durch einen zu dichten, eher waldartigen Bestand nicht entwickeln.

    Diese Gehölze wachsen entlang der Autobahn im Unterallgäu besonders gut

    Im Allgäu mit manchmal über 1500 Millimetern Jahresniederschlag können angeflogene Samen gut keimen, sodass die wenigsten Bäume und Sträucher an den Autobahnen von den Autobahnmeistereien gepflanzt wurden. Es habe sich gezeigt, dass sich sogenannte „Pioniergehölze“ wie Pappel, Weide, Erle und Esche die sich am ehesten durchsetzen, sagt der Sachgebietsleiter. „Diese sind jedoch kurzlebiger und windbrüchiger.“

    Wegen der geringen Durchwurzelung, auch bedingt wegen des hohen Verdichtungsgrads bei Erdbaumaßnahmen, kann die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet werden. Die zu dicht stehenden Pioniergehölze müssen entfernt werden. Dafür sollen für die langsamer wachsenden, aber dauerhaften Harthölzer ein größeres Entwicklungspotenzial geschaffen werden.

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