Nach dem wohl endgültigen Aus für die Landwirtschaftsschule in Mindelheim (Lesen Sie dazu: Es bleibt beim Aus für die Mindelheimer Landwirtschaftsschule) fordern die Mitglieder der Kreistagsfraktionen von CSU und JWU alle verantwortlichen Politiker im Unterallgäu auf, sich intensiv für die langfristige Sicherung des Unterallgäuer Landwirtschaftsamtes einzusetzen. Vertreter aus dem Unterallgäu müssten bei der zugesagten Digitalisierungsoffensive der Landwirtschaftsschulen intensiv eingebunden werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreispolitiker, die nicht gut auf den Freistaat zu sprechen sind.
Gerade die Region Mittelschwaben gehöre eindeutig zu den Verlierern der bayernweiten Schulreform. Das von der Landwirtschaftsverwaltung selbst festgelegte Ziel, wonach die nächstgelegene Landwirtschaftsschule für die Studierenden höchstens 40 Kilometer entfernt sein dürfe, werde in dieser Region für ganze Landkreise nicht erreicht.
Im Landwirtschaftsministerium bestand keine Bereitschaft, die Schließung der Landwirtschaftsschule in Mindelheim zu verhindern
Daher zeigten sich die CSU- und JWU-Kreisrätinnen und Kreisräte verwundert und verärgert darüber, dass beim jüngsten Gespräch im Ministerium mit Vertretern aus dem Unterallgäu keinerlei Bereitschaft bestand, die Schulschließung durch eine digitale Kooperation der Standorte Mindelheim und Kaufbeuren zu verhindern.
Für Mindelheim habe es sich vor allem als Nachteil erwiesen, dass hier nicht wie etwa in Kaufbeuren ein „grünes Zentrum“ geschaffen wurde, an dem sich Behörden und bäuerliche Selbsthilfeorganisationen räumlich bündeln. Die verbleibenden Schulstandorte müssten nun digital ausgebaut werden.
Am Ende dieses Prozesses fordern die Kreisräte für die Unterallgäuer Bäuerinnen und Bauern, dass die Weiterbildung an den Landwirtschaftsschulen wenigstens zum Teil über digitale Vernetzung von zuhause aus möglich ist. Nur so bleibe die Weiterbildung für den Nachwuchs attraktiv. Doch auch für das Landwirtschaftsamt Mindelheim als Ganzes sehen die CSU- und JWU-Vertreter Handlungsbedarf. „Es ist zu befürchten, dass sich im Unterallgäu die Agrarverwaltung und Bauernschaft voneinander entfremdet“, so der CSU-Fraktionsvorsitzende Andreas Tschugg.
Auch Mitarbeiter des Mindelheimer Landwirtschaftsamtes sollen an den umliegenden Landwirtschaftsschulen unterrichten
Die Landwirtschaftsschule bot bisher den Rahmen, in dem sich die Vertreter der Unterallgäuer Agrar-, Veterinär-, Forst- und Naturschutzverwaltung frühzeitig mit den künftigen Betriebsleitern im Unterricht vernetzen konnten.
Da diese Möglichkeit nun wegfalle, müssen laut Tschugg neue Formen der frühzeitigen Kontaktaufnahme gefunden werden. Denn die heimische Landwirtschaft sei auf eine vertrauensvolle und praxisorientierte Zusammenarbeit mit der Verwaltung angewiesen. Die beiden Kreistagsfraktionen fordern daher, dass auch Mitarbeiter des Mindelheimer Landwirtschaftsamtes an den umliegenden Landwirtschaftsschulen unterrichten können.
Durch das Aus der Schule dürfe sich nicht die Beratungsqualität am Amt verschlechtern. Des Weiteren müsse die Kreispolitik besonders darum kämpfen, dass sich der Freistaat nicht noch mehr aus der Bildungsarbeit zurückzieht. Vielmehr sei ein wesentlich stärkeres Engagement des Landes in der Unterallgäuer Schulpolitik nötig. Beispielsweise sind im Unterallgäu sämtliche weiterführende Schulen in Ottobeuren (Realschule, Gymnasium) in Mindelheim (beide Realschulen, Gymnasium) und in Bad Wörishofen (Wirtschaftsschule, FOS/BOS) in kommunaler beziehungsweise kirchlicher Trägerschaft. Das dürfte bayernweit einmalig sein. (mz)
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