Neun Mal hat Karl Maier (Name geändert) versucht, sich das Leben zu nehmen. „Ich habe alles gemacht außer mich aufzuhängen“, sagt der 47-Jährige. Warum es ihm so schlecht ging, wusste er nie. Sein Gehirn hatte die Ereignisse seiner Jugend weggesperrt. Dass er ein Schuljahr im Mindelheimer Maristeninternat verbracht hat, hätte Karl Maier noch vor einigen Jahren geleugnet. In seinen Augen hätte er damit auch nicht gelogen. Er wusste es wirklich nicht mehr. Hatte dieses Kapitel unterbewusst aus seinem Leben gestrichen, wie es auch andere Menschen nach einem Trauma tun. Doch so plötzlich wie die Erinnerung weg war, so plötzlich war sie bei Karl Maier am Silvesterabend 2015 wieder da. Wie auf Knopfdruck war ihm klar: „Ich bin sexuell missbraucht worden.“
Mindelheim