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Mindelheim: Die Stadt Mindelheim hat das Holzbaur-Haus überraschend verkauft

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Die Stadt Mindelheim hat das Holzbaur-Haus überraschend verkauft

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    Eine Stadtvilla am Stadtgraben, so präsentiert sich das ehemalige Wohnhaus des früheren Ehrenbürgers Erwin Holzbaur. Die Stadt hat das Gebäude geerbt und hat es nun veräußert.
    Eine Stadtvilla am Stadtgraben, so präsentiert sich das ehemalige Wohnhaus des früheren Ehrenbürgers Erwin Holzbaur. Die Stadt hat das Gebäude geerbt und hat es nun veräußert. Foto: Johann Stoll (Archivfoto)

    Der Ferienausschuss des Stadtrates hatte am Montagabend bereits mehr als drei Stunden lang getagt, als gegen 21.45 Uhr Kulturamtsleiter und Kreisheimatpfleger Christian Schedler zu dieser späten Stunden noch ins Forum hinzustieß. Der nicht öffentliche Teil der Sitzung stand unmittelbar bevor. Nun bestätigte Bürgermeister Stephan Winter Informationen der MZ, dass es zu dieser späten Stunde um die Zukunft des Holzbaur-Anwesens ging. Dabei wurde der Verkauf des Hauses Frundsbergstraße 12 vollzogen. Der neue Eigentümer hat in Mindelheim bereits bewiesen, dass er ein historisches Gebäude mit viel Liebe restaurieren kann.

    Zehn Stadträte plus Bürgermeister Stephan Winter stimmten ab. Nach dem Tod des früheren Ehrenbürgers Erwin Holzbaur im September 2010 und wenige Jahre später 2016 von dessen Frau Johanna ging das gesamte Erbe des kinderlos gebliebenen Paares an die Stadt Mindelheim. Holzbaur war künstlerisch überaus produktiv. Er hatte sich auch große Verdienste um den Erhalt historischer Bausubstanz in Mindelheim erworben und wurde für sein ehrenamtliches Wirken mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Bürgermeister Winter betont seit dem Ableben immer wieder, dass die Stadt das Andenken an Erwin Holzbaur in Ehren halten und mit dem Erbe sorgsam umgehen werde.

    Mit dem Erbe des früheren Ehrenbürgers will man sorgsam umgehen

    Das Gebäude war zuletzt in keinem sehr guten Zustand. Es ist von Schimmel befallen. Deshalb müssen die Innenräume seit Jahren entfeuchtet werden. Das gesamte Haus mit allem Hab und Gut ist im Auftrag der Stadt in enger Zusammenarbeit mit Kulturamtsleiter Schedler leer geräumt worden. Ein Großteilderr Sachen wurde entsorgt, vieles aber auch in einem Zwischendepot eingelagert.

    Dass die Stadt sich mit Verkaufsabsichten trägt, war zuvor nur einem kleinen Kreis Eingeweihter bekannt. Bürgermeister Winter sagte, der neue Eigentümer habe bereits in Mindelheim bewiesen, dass er „mit maximalster Sorgfalt mit einem denkmalgeschützten Gebäude umgeht“. Die Stadt habe hier volles Vertrauen.

    Holzbaur-Haus soll renoviert und zu Wohnzwecken genutzt werden

    In der Tat eilt dem neuen Eigentümer ein sehr guter Ruf voraus. Raimund Gabriel und seine Frau Susanne Steinel haben zusammen mit der Augsburger Architektin Beate Kreutzer in der Kirchgasse eine „Meisterleistung“ vollbracht, wie es vor vier Jahren der damalige Bezirksheimatpfleger Peter Fassl formulierte.

    Für die Sanierung des schmalen denkmalgeschützten Hauses an der Mindelheimer Stadtmauer erhielten sie einen Sonderpreis des Bezirks Schwaben.

    Raimund Gabriel bestätigte, dass er und seine Frau das Holzbaur-Haus in der Frundsbergstraße 12 erworben haben. Es soll wie schon die Kirchgasse 1 denkmalgerecht renoviert und danach zu Wohnzwecken genutzt werden. Gabriel kannte die Eheleute Holzbaur persönlich. „Wir werden sicherlich im Zuge der Renovierung Wege finden, ihre Erinnerung wachzuhalten.“

    Auch die Zukunft des Nebenhauses könnte sich bald entscheiden

    Ob auch das Nebengebäude an die neuen Eigentümer geht, ist derzeit noch offen. Wie wiederholt berichtet, kann sich ein Teil des Stadtrates mit Bürgermeister Winter an der Spitze gut vorstellen, über den Holzbaur-Garten eine Zufahrt zu einer möglichen Tiefgarage auf dem Maria-Ward-Gelände zu bauen. Dazu müsste das Nebengebäude weichen. Auch der Freundeskreis Alt-Mindelheim hatte sich im Vorjahr für eine Zufahrt über den Stadtgraben ausgesprochen. Diese Überlegungen lehnen Denkmalschützer, die Regierung von Schwaben und Naturschützer ab. Eine eigene Bürgerinitiative zum Erhalt des Holzbaur-Areals hat sich unter dem Namen „BiMi“ gegründet.

    Bürgermeister Winter will nun möglichst bald Klarheit. Auf einer Stadtratssitzung Mitte März strebt er einen Beschluss darüber an, ob die Zufahrt über den Holzbaur-Garten geführt wird. Das soll im Zusammenhang mit der Frage geklärt werden, ob die Stadt das Kaufangebot für das Kloster wahrnimmt.

    Eine öffentliche Nutzung des Holzbaur-Hauses wurde bis zuletzt diskutiert

    Erst wenige Tage vor dem Verkauf des Holzbaur-Hauses war eine kleine Delegation der neuen Bürgerinitiative „BiMi“ zu einem rund 90-minütigen Gespräch bei Bürgermeister Winter. Geführt wurde sie von Kreisheimatpfleger Peter Kern. Dort wurden auch Ideen vorgestellt, wie das Holzbaur-Gebäude öffentlich genutzt werden könnte. Kern schlug ein Haus für schwäbische Kultur vor. Darüber hatte die MZ vorige Woche berichtet. Bürgermeister Winter sagt dazu, diese Ideen habe Kulturamtsleiter Schedler vor Jahren schon aufs Tablett gebracht. Man könne das auch in einem anderen Gebäude verwirklichen. Dass das Holzbaur-Haus zum Verkauf steht, habe Kern gewusst, sagt Winter. Kern dagegen sagt, nichts habe darauf hingedeutet.

    Lesen Sie dazu den Kommentar:

    Verkauf des Holzbaur-Hauses: Mindelheim büßt Vertrauen ein

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