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Mindelheim: Automobilzulieferer Grob wegen Corona-Krise weiter unter Druck

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Automobilzulieferer Grob wegen Corona-Krise weiter unter Druck

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    Mit den hochmodernen Werkzeugmaschinen von Grob fliegen die Späne.
    Mit den hochmodernen Werkzeugmaschinen von Grob fliegen die Späne. Foto: Grob-Werke

    Der Druck ist immens, die Anspannung riesig: Die Grob-Werke Mindelheim stehen mitten in einem technologischen Transformationsprozess hin zur Elektromobilität, der den Beschäftigten und der Geschäftsleitung große Kraftakte abverlangt. Rund die Hälfte der Mitarbeiter arbeitet sich bereits in die neuen Arbeitsfelder der Elektromobilität ein.

    Obwohl das Jahr 2020 ein sehr schwieriges war, so die Geschäftsleitung gegenüber der MZ, kam es zu keinem Personalabbau in der Stammbelegschaft. Damit unterscheidet sich Grob stark von vielen anderen Zulieferern der Automobilindustrie, die gezwungen waren einen Teil ihrer Belegschaft zu entlassen.

    In Mindelheim beschäftigt Grob 4737 Mitarbeiter

    Am Hauptsitz des Maschinenbauunternehmens in Mindelheim sind derzeit 4737 Mitarbeiter beschäftigt. Das entspricht fast exakt der Zahl vom November 2019. Grob ist damit mit an der Spitze in ganz Schwaben, was die Beschäftigtenzahlen betrifft. Weltweit arbeiten 6805 Menschen für das Unternehmen. Zurückgefahren wurde allerdings die Zahl der Leiharbeiter. Sie beträgt derzeit in Mindelheim nur noch zwischen 40 und 50. Zu Spitzenzeiten vor zwei Jahren waren es bis zu 700.

    Der Vorsitzende der Geschäftsleitung German Wankmiller, versichert: „Grundsätzlich werden wir versuchen, unsere Mitarbeiter zu halten, soweit es die wirtschaftliche Lage erlaubt“. Das erfordere aber „massive Umstrukturierungen und Verlagerungen des Personals innerhalb der Firma“. Fortlaufende Qualifizierungen seien notwendig. Diese seien durch den Technologiewandel hervorgerufen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Grob sagt: „Wir müssen durch die Talsohle“. Die großen Herausforderungen will das Unternehmen mit den eigenen Mitarbeitern schaffen. Wankmiller sagt, innerhalb von zwei bis drei Jahren sollen aus Hydraulikern Elektroniker werden und dafür auch einen Qualifikationsfachbrief erhalten. Dennoch werden händeringend Fachkräfte von außen in der E-Mobilität und Automation gesucht.

    2021 dürfte für Grob ein schwieriges Jahr werden

    Auch für das kommende Jahr rechnet das Unternehmen mit einer sehr angespannten Situation. Bis spätestens Herbst erwartet Christian Grob aber eine Aufhellung der Lage. Die Zahl der Elektrofahrzeuge werde nach Überzeugung von Wankmiller massiv zunehmen. Die staatliche Förderung habe bereits einen Schub bei Geschäftsfahrzeugen in dieser Richtung ausgelöst. Auch aus den USA seien jüngst Signale gekommen, dass große Autobauer nun verstärkt in die E-Mobilität einsteigen wollen.

    In Europa investierten die Automobilkonzerne nur noch wenig in Verbrennungsmotoren. Hier herrsche auch noch eine Zurückhaltung bei den neuen Antriebstechniken. Die erste Investitionswelle für neue Antreibe sei durch. Grob: „Jetzt warten wir auf die zweite“.

    Bei dem familiengeführten Unternehmen wurden die Weichen in Richtung Elektromobilität bereits vor Jahren gestellt. „Wir sind froh und stolz, dass unsere Strategie voll aufgeht“, sagt Wankmiller. Mit der italienischen Firma DMG meccanica hat sich Grob Fachwissen dazugekauft. Dies soll aber eine Ausnahme gewesen sein. Weitere Zukäufe sind nicht vorgesehen.

    Milliardenumsatz beim Unterallgäuer Automobilzulieferer

    Bereits knapp die Hälfte des Umsatzes werde mit Maschinen für Elektroantriebe und Batteriespeichertechnologien erwirtschaftet. In Zahlen sind das bei 850 Millionen Jahresumsatz in Mindelheim mehr als 400 Millionen Euro. Insgesamt erwirtschaftet die Grob-Gruppe im Geschäftsjahr 2020/21 rund 1,1 Milliarden Euro. Im Spitzenjahr 2018 waren es 1,5 Milliarden und am Hauptsitz Mindelheim 1,1 Milliarden.

    Das Auftragspolster reicht für neun Monate. Dies sei aber nur deshalb zu halten gewesen, weil die Produktion zurückgefahren wurde. Weil die Umsätze bei den Werkzeugmaschinen für herkömmliche Antriebe zurückgehen, setzt Grob wieder verstärkt auf Kurzarbeit, die von Juli bis Ende Oktober ausgesetzt war. Im November arbeiteten 500 Mitarbeiter verkürzt, im Dezember sollen es 700 werden.

    In den nächsten Monaten werde sich die Zahl der Kurzarbeiter bei Grob in Mindelheim voraussichtlich auf 1000 bis 2000 erhöhen. „Das hängt von der Beschäftigungssituation ab und wird jeden Monat neu entschieden“, so Christian Grob. Kurzarbeit bei Grob bedeutet: Die Mitarbeiter arbeiten vier statt fünf Tage in der Woche.

    E-Autos ein immer wichtiger werdendes Geschäftsfeld

    Bei den Investitionen konzentriert sich Grob auf die Weiterentwicklung der E-Mobilität. Das fließe dann konkret in Projekte mit Kunden. Als Stichworte nennt Grob weitere Investitionen in Digitalisierung und Vernetzung, den Ausbau der IT und moderner Industrie-Software. Die Zeiten neuer Werkhallen sind auf absehbare Zeit vorbei. Angesichts der hohen Entwicklungskosten werde es derzeit keine neuen Parkplätze und auch kein Parkhaus geben.

    In den Werken in China, Brasilien und den USA sei die Auftragslage einigermaßen stabil. In China sorgen die strikten Corona-Vorgaben allerdings für Belastungen der Mitarbeiter und hohe Aufwendungen für die Firma. Für die Einreise ist eine 14-tägige Quarantäne vorgeschrieben. Das erschwere die Abwicklung von Exportaufträgen.

    Eine wirtschaftliche Erholung erkennen die Verantwortlichen bei Grob derzeit nicht. Handelskonflikte dauerten an, politische Unsicherheiten ebenso. Und dann ist da noch die Corona-Krise, die die Verbraucher verunsichere und den Konsum drossele. Die Politik müsse aufpassen, sagt Christian Grob, dass die Wirtschaft nicht komplett heruntergefahren werde.

    Diese fordernden Zeiten erlebt auch Florian Grob hautnah mit. Der Sohn von Christian Grob ist schon seit ein paar Jahren eng in alle Abläufe im Unternehmen eingebunden. Seinen Bachelor in Betriebswirtschaft hat der junge Mann bereits in der Tasche. Jetzt geht er berufsbegleitend den Master an. Jeden Monat ist er drei Wochen in der Firma und eine Woche an der Universität.

    Die Firma und ihre Abteilungen kennt er bereits aus verschiedenen Praktika. Bei allen Veränderungen im Unternehmen: Die Verlässlichkeit eines familiengeführten Unternehmens soll Grob auch in Zukunft auszeichnen.

    Grob in Zahlen:

    • Beschäftigte insgesamt: 6805
    • Beschäftigte in Mindelheim: 4737
    • Leiharbeiter: 40 bis 50 in Mindelheim
    • Kurzarbeiter: 500

    Geschäftsjahr 2020/2021:

    • Umsatz Mindelheim: 850 Mio. ¤
    • Umsatz insgesamt: 1,1 Mrd.
    Die Führung der Grob-Werke Mindelheim. Von links Florian Grob, Wolfram Weber, German Wankmiller, Christian Müller und Christian Grob.
    Die Führung der Grob-Werke Mindelheim. Von links Florian Grob, Wolfram Weber, German Wankmiller, Christian Müller und Christian Grob. Foto: Grob-Werke

    Geschäftsführung:

    • Stellvertreter: Wolfram WeberMitglied der Geschäftsführung: Christian Müller
    • Aufsichtsratsvorsitzender: Christian Grob
    • Vorsitz: German Wankmiller

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