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Mindelheim/Apfeltrach: Mülldeponie weist hohe Gift-Werte auf: Jetzt muss etwas getan werden

Mindelheim/Apfeltrach

Mülldeponie weist hohe Gift-Werte auf: Jetzt muss etwas getan werden

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    Südöstlich von Apfeltrach ist buchstäblich Gras über die Sache gewachsen, die Apfeltrach und Mindelheim vor Jahrzehnten verursacht haben. Auf dieser Fläche wurde Müll entsorgt, der jetzt Probleme bereitet. Deshalb muss das Gelände für viel Geld abgedichtet werden. Im Vordergrund ist eine der Messstationen zu sehen.
    Südöstlich von Apfeltrach ist buchstäblich Gras über die Sache gewachsen, die Apfeltrach und Mindelheim vor Jahrzehnten verursacht haben. Auf dieser Fläche wurde Müll entsorgt, der jetzt Probleme bereitet. Deshalb muss das Gelände für viel Geld abgedichtet werden. Im Vordergrund ist eine der Messstationen zu sehen. Foto: jsto

    Südöstlich von Apfeltrach, idyllisch gelegen, wachsen Getreide und Mais auf den satten Ackerböden. Aber es gibt eine Ausnahme, direkt neben der Wohnbebauung. Dort wächst Gras. Und das sollte buchstäblich auch über die Geschichte wachsen, die sich hier vor Jahrzehnten abgespielt hat. Von 1968 bis 1977 diente das Gelände als Abfalldeponie. Die Stadt Mindelheim kippte ihren Dreck zwischen 1974 und Ende Mai 1977 in diese Grube. Ansonsten stammte der Müll von der Gemeinde Apfeltrach. Diese Deponie macht nun Kummer.

    Seit 1998 wird die Deponie, in der 44.000 Kubikmeter Müll liegen, regelmäßig überwacht. Alle ein- bis eineinhalb Jahre wird der Boden auf einer Fläche von 13.500 Quadratmetern untersucht, ebenso die Luft direkt über der Erde. Auch Grundwassermessstellen wurden eingerichtet. Denn eines war den Behörden nur zu bewusst: Was hier über einen Zeitraum von fast zehn Jahren abgelagert wurde, ist für die Umwelt eine tickende Zeitbombe.

    Die zulässigen Grenzwerte wurden bei der Deponie teils deutlich überschritten

    Das zeigten auch die Untersuchungen von Beginn an. Die zulässigen Werte an Bor und Barium seien zum Teil deutlich überschritten worden, teilte nun Sabine Filser vom Bauamt der Stadt Mindelheim im Stadtrat mit. Auch die Konzentration von Arsen und BTEX, also aromatische Kohlenwasserstoffe wie Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylole, waren erhöht. Die Hoffnung bestand lange Zeit, dass sich die Werte im Laufe der Zeit absenken könnten. Das war aber nicht der Fall, sagte Filser. Eine Sanierung ist daher unumgänglich. Darauf drängt auch die Regierung von Schwaben.

    Gelöst werden soll das Problem mit einer Abdeckung der Oberfläche. Der Müll bleibt also an Ort und Stelle. Die Gesellschaft für Altlastensanierung in Bayern (GAB) ist in den Fall eingeschaltet. Sie schätzt die Kosten auf knapp 1,5 Millionen Euro. Der Stadtrat vergab die Ingenieurarbeiten einstimmig an das Büro Kling Consult aus Krumbach, das bei einer Ausschreibung das günstigste Angebot abgegeben hatte zum Preis von knapp 143.300 Euro. Kalkuliert worden war dieser Ausgabeposten mit 130.000 Euro. Die Gesamtkosten der Sanierung teilen sich die Stadt Mindelheim und die Gemeinde Apfeltrach, allerdings nicht zu gleichen Teilen. Mindelheim übernimmt 75 Prozent, weil der Großteil der Abfälle aus der Kreisstadt stammt. Auf die Stadt kommen demnach Kosten in Höhe von 1,121 Millionen Euro zu. Apfeltrach muss 370.000 Euro schultern.

    So viel müssen Mindelheim und Apfeltrach für die Sanierung bezahlen

    Weil Apfeltrach nur eine von unzähligen Deponien in Bayern ist, die im Laufe der Zeit Umweltprobleme bereiten, gibt es in Bayern die GAB, die sich federführend um das Problem kümmert. Alle Kommunen zahlen jedes Jahr einen gewissen Betrag in einen Gemeinschaftstopf. Aus diesem werden dann die Sanierungen zu großen Teilen auch finanziert. Im konkreten Fall Apfeltrach kann die Stadt Mindelheim mit einem Zuschuss von 1.021.800 Euro rechnen. Der Eigenanteil der Stadt liegt somit bei nur noch knapp 100.000 Euro.

    Stadtrat Josef Doll (Grüne) sieht in der Abdeckung nur eine vorübergehende Lösung. Er fürchtet, dass in einigen Jahren oder Jahrzehnten wieder für viel Geld nachgebessert werden muss. „Wieso holen wir den Müll nicht heraus und entsorgen ihn ein- für allemal?“, fragte er im Stadtrat.

    Fäkalschlämme, Schlachtabfälle und mehr wurden in der Deponie vergraben

    Letztlich sind es Kostengründe. Eine Gesamtsanierung würde mit 7,3 Millionen Euro zu Buche schlagen, sagte Filser. 80.000 Tonnen Material müssten ausgebaggert werden. 3200 Sattelschlepper würden benötigt, um den Dreck abzufahren. Und weil sich in der Deponie Fäkalschlämme genauso befinden wie Schlachtabfälle wäre bei einer solchen Sanierung mit entsetzlichem Gestank zu rechnen. Den Anwohnern will das niemand zumuten.

    Eine solche Generalsanierung werde nur in Trinkwasserschutzgebieten gemacht. Üblicherweise genüge eine solche Abdichtung, wie sie nun kommen soll. Da kommt eine Drainageschicht oben drauf. Das Gelände werde „superverdichtet“ und mit 70 Zentimetern Oberboden als Naturschicht abgedeckt, erläuterte Filser. Das Grünland oben darf landwirtschaftlich genutzt werden. Der Landwirt ist aber nicht befugt, seine Wiese zu düngen.

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