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Mindelheim: Anlagenbauer BBG in der Corona-Krise: Tiefpunkt überwunden?

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Anlagenbauer BBG in der Corona-Krise: Tiefpunkt überwunden?

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    BBG-Geschäftsführer Hans Brandner und Prokuristin Martina Barton informierten die 100 Beschäftigten bei einer Video-Mitarbeiterversammlung.
    BBG-Geschäftsführer Hans Brandner und Prokuristin Martina Barton informierten die 100 Beschäftigten bei einer Video-Mitarbeiterversammlung. Foto: BBG

    Die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen rütteln auch den Mindelheimer Maschinenbauer BBG heftig durch. „Mitarbeiter sind erfreulicherweise nicht am Coronavirus erkrankt. Das ursprünglich geplante Umsatzziel von 18 Millionen Euro wird aber mit Sicherheit nicht erreicht und ein Verlust ist 2020 nahezu unausweichlich“, erklärten Geschäftsführer Hans Brandner und Prokuristin Martina Barton bei einer Video-Mitarbeiterversammlung zur wirtschaftlichen Lage des Werkzeug-, Maschinen- und Anlagenbauers.

    Interessante Aufträge in Aussicht

    Allerdings scheint es, als sei der Tiefpunkt der Krise überwunden. Mehrere interessante Aufträge seien in Aussicht, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Auch die Tochtergesellschaften in China und den USA arbeiten wieder. Die Finanzlage sei solide, Kündigungen seien nicht vorgesehen, die Auszubildenden will das Unternehmen übernehmen.

    Um jederzeit über ausreichende Liquidität zu verfügen, hat BBG vorsorglich einen Kredit im Rahmen der KfW-Soforthilfe beantragt. „Unsere Mitarbeiter und Lieferanten bekommen selbstverständlich pünktlich ihr Geld“, erklärt Geschäftsführer Hans Brandner und ergänzt: „Wir würden uns wünschen, unsere Auftraggeber würden auch die BBG-Rechnungen fristgemäß bezahlen.“

    Betriebsversammlung im Homeoffice wegen Corona

    Die Versammlung mit anschließender Chat-Fragerunde für die 100 Beschäftigten wurde erstmals online aus einem Videostudio in Pfaffenhofen übertragen. Während einige wenige Angestellte sich mit dem vorgeschriebenen Abstand im Konferenzraum des Unternehmens versammelten, verfolgte die große Mehrheit das Ereignis aus dem Homeoffice.

    BBG stattet überwiegend Zulieferer der Automobil- und Luftfahrtindustrie mit Produktionsanlagen für die Fertigung von leichten Kunststoffteilen und die Veredelung von Glasscheiben aus. Die ersten Auswirkungen der Pandemie spürte das Unternehmen bereits im Februar: Wegen der Abschottung Wuhans konnten Maschinen an einen Kunden aus dem chinesischen Epizentrum nicht ausgeliefert werden. Dort kam das Wirtschaftsleben für fast drei Monate nahezu vollständig zum Erliegen. Der weltweite Lockdown hatte zur Folge, dass in Mindelheim nur noch die bereits vorliegenden Bestellungen abgearbeitet werden konnten. Die Tochtergesellschaften BBG-Asia und BBG North America mussten vorübergehend schließen, in vielen Ländern verhinderten zudem Einreisebeschränkungen den Serviceeinsatz beim Kunden, so Prokuristin Martina Barton: „Selbst ein Mitarbeiter, der zur Inbetriebnahme einer Anlage in Mexiko war, wurde trotz vorher erteilter Zutrittserlaubnis am Werkstor abgewiesen.“ Das Neugeschäft brach völlig ein. Seitdem sind die BBG-Mitarbeiter in Kurzarbeit, das Unternehmen hat Sparmaßnahmen eingeleitet und neue Investitionen gestoppt.

    Investition in neue Produktionsmaschinen

    Bereits beauftragte Vorhaben wie die geplante Anschaffung eines Fräszentrums werden abgeschlossen, erklärte Barton: „Investitionen wie diese kommen unserer Produktivität und damit unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit zugute, deswegen sind sie langfristig sinnvoll. Mit modernen Maschinen arbeiten wir genauer und schneller, sodass wir Zeit sparen. Zudem käme uns eine Stornierung sehr teuer.“ Der Druck, weltweit konkurrenzfähig zu bleiben, sorgt bei BBG schon seit vielen Jahren für kontinuierliche Innovationen und Verbesserungen. Ziel ist dabei stets, die Position als einer der weltweit führenden Qualitätsanbieter auszubauen. Gleichzeitig will das Unternehmen noch flexibler werden und dabei die Entwicklungs- und Fertigungszeiten von Produkten weiter verkürzen. „Das gelingt uns dank des großen Engagements und der Kreativität unserer Mitarbeiter bislang gut, sodass wir stetig wachsen konnten“, sagt Barton. Allerdings: „Durch die momentane Lage steigt der Kostendruck nochmals deutlich.“

    Geschäftsführer Hans Brandner ist voll des Lobes für seine BBGler, die schnell den reduzierten Arbeitszeiten und der Kurzarbeit zugestimmt haben. „Der kollegiale Verzicht auf Arbeitsstunden zugunsten von Mitarbeitern, die in einer finanziell schwierigeren Lage sind, hat uns sehr beeindruckt.“

    Weltweiter Aufwärtstrend

    Auch wenn BBG die Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise seiner Einschätzung nach bis weit ins Jahr 2021 spüren wird, sieht der Geschäftsführer bereits einen Aufwärtstrend. Aus Europa, China und den USA gehen wieder neue Aufträge ein, wenn auch noch zögerlich und in geringerem Umfang als vor der Wirtschaftskrise erwartet wurde, teilt die Firma mit. „Wichtig ist, dass wir außerdem neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln, am besten außerhalb der Automobil- und Luftfahrtindustrie, wo wir bereits sehr stark sind.“ (mz)

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