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Mindelheim: An Heiligabend stand kein Notarzt zur Verfügung

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An Heiligabend stand kein Notarzt zur Verfügung

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    Bei einem medizinischen Notfall rückt in der Regel zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Notarzt aus und versorgt die Patienten. In jüngster Zeit ist es aber auch im Unterallgäu nicht gelungen, alle Schichten zu besetzen.
    Bei einem medizinischen Notfall rückt in der Regel zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Notarzt aus und versorgt die Patienten. In jüngster Zeit ist es aber auch im Unterallgäu nicht gelungen, alle Schichten zu besetzen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Heiligabend war die Lage besonders knifflig: Weder in der Nacht- noch in der Tagschicht stand im Raum Mindelheim ein Notarzt zur Verfügung. Im November mussten drei Nachtschichten zwischen 19.30 und 7.30 Uhr ohne Notarzt auskommen, weil sie nicht besetzt werden konnten. Das Problem gibt es offenbar in ganz Bayern, wie erst dieser Tage unsere Zeitung berichtet hat.

    Der Leiter der Mindelheimer Rettungswache des Roten Kreuzes, Thomas Müller, sagte, „in jüngster Zeit häufen sich die Fälle“ und Dienste könnten nicht besetzt werden. Das heißt aber keineswegs, dass es in einem Notfall keine medizinische Hilfe gibt. Der Rettungswagen mit Sanitätern steht immer zur Verfügung. Er rückt auch Tag und Nacht aus, wenn Hilfe benötigt wird. In der Praxis bedeutet das, dass Patienten minimal vor Ort versorgt werden und dann ins nächstgelegene Krankenhaus gefahren werden.

    "Niemand muss sterben, bloß weil kein Notarzt kommt"

    Der Zeitverlust ist nach Einschätzung von Müller nicht allzu groß. Er dürfte zwischen fünf und zehn Minuten liegen. „Es ist also nicht so, dass Menschen sterben müssen, bloß weil kein Notarzt zur Verfügung steht“. Notfallsanitäter sind keine Ärzte, sie dürfen also nur sehr begrenzt tätig werden. Zu ihren Aufgaben gehört, die Versorgung des Patienten einzuleiten und bei der Wiederherstellung beziehungsweise Aufrechterhaltung lebenswichtiger Körperfunktionen und der Herstellung der Transportfähigkeit des Patienten zu unterstützen. Allerdings hat der Gesetzgeber vor zwei Jahren die Kompetenzen erweitert, weil Notfallsanitäter oft die ersten an einer Einsatzstelle sind. Sie dürfen nun auch intravenöse Zugänge legen und starke Medikamente geben.

    Die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist vor allem in den Nachtstunden und an Sonn- und Feiertag eine Herausforderung. Notärzte, die nachts Dienst haben, schlafen in der Regel auf der Rettungswache des Roten Kreuzes am Mühlweg. Nur wenn sie in der Nähe wohnen, werden sie bei einem Einsatz von Fahrer des Notarztwagens abgeholt.

    Kein Arzt kann gezwungen werden

    Den Dienstplan stellt die Kassenärztliche Vereinigung auf. Mediziner melden sich freiwillig zum Dienst. Ärzte, die an Krankenhäusern oder als Allgemeinmediziner arbeiten, übernehmen diese Schichten zusätzlich. Kein Arzt kann zu diesem Mehreinsatz gezwungen werden. Viele Ärzte sind schon jetzt überbelastet. Ältere finden oft auch keinen Nachwuchs. Und auch die vergleichsweise niedrige Bezahlung lockt offenbar wenig.

    Wenn ein Notarzt ausfällt, bekommt die Rettungswache in der Regel eine Mail. Aber es sei auch schon vorgekommen, dass dann kurzfristig doch noch ein Mediziner aufgetaucht ist, sagt der Leiter der Rettungswache.

    Jede Nacht gibt es im Schnitt drei Noteinsätze. Manchmal herrscht ganz Ruhe, dann kann es auch mal zu sechs Einsätzen kommen, sagt Müller. An manchen Tagen kann es richtig eng werden. Wenn beispielsweise ein größerer Verkehrsunfall mit mehreren Schwerverletzten passiert, fahren Rettungskräfte auch aus benachbarten Regionen zu dem Einsatzort. Wenn dann zur gleichen Zeit ein weiterer Notfall eingeht, kann es passieren, dass die vom Gesetzgeber vorgegebene Hilfsfrist von zwölf Minuten nicht eingehalten werden kann.

    Die bayerische Politik will gegen den Mangel bei der Notarztversorgung vorgehen:

    Bayern will entschlossener gegen Notarzt-Mangel im Freistaat vorgehen

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