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Mindelheim: Ambulantes Wohnen: Bauernhof Häfele hat große Pläne

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Ambulantes Wohnen: Bauernhof Häfele hat große Pläne

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    Der Bauernhof Häfele will seine Molkerei zum Herbst einstellen und sich einem neuen Projekt widmen. V.l.n.r.: Albert und Carmen Häfele, Jessica Schregle, Laura, Christina und Stefan Häfele.
    Der Bauernhof Häfele will seine Molkerei zum Herbst einstellen und sich einem neuen Projekt widmen. V.l.n.r.: Albert und Carmen Häfele, Jessica Schregle, Laura, Christina und Stefan Häfele. Foto: Josephine von der Haar

    Die Gerüchteküche brodelte schon lange, doch nun ist es offiziell: Der Bauernhof Häfele wird seine Molkerei zum Herbst einstellen. Das bedeutet auch das Aus für die Milch und den Jogurt, den der Bauernhof in der Region verkauft. Der Grund dafür ist eine Umstrukturierung, denn in Zukunft sollen Seniorinnen und Senioren auf dem Hof wohnen - inklusive Pflegepersonal und mit der Möglichkeit, sich um Tiere und Garten auf dem Bauernhof zu kümmern.

    Initiatorinnen des Wandels sind Jessica Schregle und Laura Häfele. Die Cousinen sind die Töchter von Albert und Stefan Häfele, die den Hof aktuell betreiben. "Wir wollen, dass der Hof weiter besteht, aber wir haben eben soziale Berufe ergriffen", sagt die gelernte Erzieherin Jessica Schregle. Die Idee, auf dem Hof ambulant betreute Senioren-Wohngemeinschaften zu bauen, sei deshalb ideal. Die 25-Jährige übernimmt die Planung und Durchführung des Projekts gemeinsam mit Laura Häfele, die beim Rettungsdienst arbeitet.

    Bauernhof Häfele: Senioren-Wohngemeinschaft ab 2026

    Doch bevor die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen können, muss noch einiges passieren. Allem voran braucht es ein Haus, das auf dem Grundstück der Häfeles gebaut werden soll. Dort werden auf zwei Etagen jeweils zwölf WG-Zimmer mit eigenem Bad und gemeinsamer Küche entstehen. Neben den Seniorinnen und Senioren sollen auch die Pflegekräfte auf dem Hof wohnen können. "Wir hoffen, dass Ende 2026 die ersten Personen einziehen können", sagt Laura Häfele. Schon jetzt habe die Familie Anfragen bekommen – sowohl zum Wohnen als auch zum Arbeiten.

    Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen dann die Möglichkeit haben, ihre Zeit mit den Tieren auf dem Hof zu verbringen. Ihre Rinder wollen die Häfeles mit der Umstrukturierung abgeben und stattdessen Tiere halten, die seniorengerechter sind, wie Laura Häfele beschreibt. Damit meint sie zum Beispiel Alpakas, Hühner oder Enten. Außerdem soll es Hochbeete und Obstbäume zum Gärtnern geben. Ihre Mutter Christine Häfele ergänzt: "Die Menschen sollen hier Aufgaben haben und sich nützlich fühlen, aber sie sind natürlich nicht gezwungen zu arbeiten."

    Pflegeberuf statt Landwirtschaft

    Verbunden damit ist vor allem der Wunsch, dass die Menschen auch im Alter lange fit bleiben und sich nach ihren Möglichkeiten entfalten können. Sinnvolle Beschäftigung, Selbstbestimmung und soziale Integration auf dem Hof seien dafür geeignet. Ansprechen wollen die Häfeles Menschen ab 60 Jahren, die einen gewissen Pflegebedarf haben. Besonders richtet sich das Konzept an demenzkranke Personen.

    Doch die Familien wollen nicht nur den Wohnort für das alternative Konzept zur Verfügung stellen. Laura Häfele als Notfallsanitäterin und Jessica Schregle als Erzieherin sind prädestiniert, um selbst aktiv mitzuarbeiten. Ihr Mütter Carmen und Christine Häfele haben sich zur Pflegehelferin und Betreuungsassistentin ausbilden lassen und wollen bereits ab Herbst, wenn die Familien die Molkerei aufgeben haben, in dem Beruf arbeiten. "Ich freue mich total, dass ich jetzt im sozialen Bereich arbeiten kann", sagt Christine Häfele. 

    Bauernhof Häfele ist auf der Suche nach einem Nachfolger

    Stefan Häfele wird weiter als Landwirt arbeiten, denn bis auf die Rinder und die Molkerei wollen die Familien die Landwirtschaft behalten. Auch der Hofladen soll bestehen bleiben. Albert Häfele, der sich bisher vor allem um die Molkerei gekümmert hat und eigentlich gelernter Zimmerer ist, will Reparaturen und andere Hausmeistertätigkeiten übernehmen.

    Trotz der Vorfreude auf das neue Projekt ist die Aufgabe der Molkerei nach 20 Jahren ein Wermutstropfen für die Familien. Sie sind derzeit noch auf der Suche nach einem Nachfolger, der den Kundenstamm von etwa 1000 Personen übernehmen möchte. 

    Der Hof bleibt Lebensgrundlage für die nächste Generation

    Vor über einem Jahr hatte sich bereits abgezeichnet, dass es keinen Hofnachfolger gibt, der sich um die Landwirtschaft kümmern kann. Das sei eine schwierige Zeit gewesen, sagt Stefan Häfele: "Es hat einfach die Perspektive gefehlt." Die Initiative für das ambulant betreute Wohnen ging dann von Tochter Jessica Schregle aus. Der Rest der beiden Familien war schnell begeistert.

    Stefan Häfele ist vor allem darüber glücklich, dass der Hof Lebensgrundlage für eine weitere Generation ist und die Töchter dort wohnen bleiben wollen. Schon bisher seien die beiden Familien ein gutes Team gewesen. "Und jetzt machen wir etwas ganz Neues und sind wieder ein super Team", freut er sich.

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