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Mindelheim: Abiturstart in Mindelheim: Faust in der Hand, Kanada ganz fern

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Abiturstart in Mindelheim: Faust in der Hand, Kanada ganz fern

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    Gut gerüstet schreibt Valentin Gropper aus Mindelheim am heutigen Montagvormittag die Abiturprüfung im Fach Deutsch.
    Gut gerüstet schreibt Valentin Gropper aus Mindelheim am heutigen Montagvormittag die Abiturprüfung im Fach Deutsch. Foto: Oliver Wolff

    Für Bayerns Zwölftklässler liegen turbulente Wochen zurück – erst Homeschooling, später Präsenzunterricht mit Maske. Heute am Mittwoch starten die schriftlichen Abiturprüfungen, zuerst im Fach Deutsch. Der Mindelheimer Gymnasiast Valentin Gropper erzählt, wie er die vergangenen Wochen erlebt hat, wie er sich auf die Prüfungen vorbereitet hat und warum er seinen Traum von einem Auslandsjahr in Kanada vorerst nicht verwirklichen kann.

    Corona-Shutdown: Niemand wusste, wie es weitergeht

    Über neun Wochen ist es her, als im Freistaat die Schulen geschlossen worden sind. Der 17-jährige Valentin blickt zurück, wie die Situation an seiner Schule, dem Mindelheimer Maristenkolleg, war. Er sei überrascht gewesen, dass die Schließungen doch so lange dauerten. „Wir hatten noch ein paar offene Klausuren.“ Keiner habe zu diesem Zeitpunkt gewusst, wie es weitergeht. Es kursierte gar das Gerücht, dass die Abiturprüfungen abgesagt werden sollen und die Abschlussnote aus den bisher erbrachten Leistungen berechnet werden soll.

    Aber es kam nicht so. Schnell spielte sich der Fernunterricht an den Schulen ein – auch in Mindelheim. Homeschooling sei wohl die bestmögliche Lösung gewesen, sagt Valentin. „Wir standen dauernd in Kontakt mit den Lehrern, die uns Aufgaben zugeschickt haben.“ Die Leistungserhebung sei aber etwas umständlich gewesen. So wurden etwa Referate über Videokonferenzen gehalten.

    Mindelheimer Schüler tauschen sich über Whatsapp aus

    Mit den Mitschülern hat Valentin hauptsächlich über Whatsapp kommuniziert. „Es ist nicht das Gleiche, wie in der Schule oder auf dem Pausenhof miteinander zu reden.“ Für die jeweiligen Abiturfächer wurden Gruppenchats eingerichtet, über diese werden Lernmaterialien ausgetauscht.

    Die ersten Tage des Präsenzunterrichts ab Ende April seien mit den neuen Regelungen wie Maskenpflicht und Abstand halten für ihn ungewohnt gewesen, beschreibt der Mindelheimer Teenager. Aber auch das habe sich schnell eingespielt. „Normaler Unterricht wäre vielleicht effektiver gewesen.“ Haben die Schüler wegen den Corona-Beschränkungen gegenüber früheren Jahrgängen daher einen Nachteil?

    Keine Angst vor dem "Corona-Abitur"

    „Ich fühle mich ausreichend vorbereitet“, sagt Valentin. Gerade in den Wochen kurz vor dem Abitur lernte man auch vor Corona viel selbstständig und daheim. Dafür sitzt der Schüler gerne im heimischen Garten in der Schaukel oder im Schatten unter einem Baum und paukt unter anderem Goethes Faust oder Stochastik.

    Dass sein Jahrgang einen imaginären „Corona-Abitur“-Stempel erhält, glaubt der 17-Jährige nicht. „Wir haben eine besondere Situation. Wenn wir unser Abitur unter diesen Umständen schaffen, zeigt das Durchhaltewillen und Ehrgeiz.“ Valentin sieht keinen Grund, warum das Abitur 2020 nicht wertgeschätzt werden sollte – eher das Gegenteil sei der Fall, so sagt er.

    Lehrplan am Maristenkolleg Mindelheim komplett behandelt

    Auch dass die Lehrer strenger, beziehungsweise unfair bewerten könnten, glaubt der junge Mindelheimer nicht. „Wir Schüler haben die gleichen Befürchtungen wie jeder Jahrgang vor uns auch. Keiner will benachteiligt werden.“ Der Lehrplan sei am Maristenkolleg komplett behandelt worden.

    Und wie sieht gerade sein Tagesrhythmus aus, unabhängig von Corona? „Bisher habe ich meinen Fokus auf die schriftlichen Fächer gelegt, da die als erstes geprüft werden.“ Der Mindelheimer Gymnasiast macht die schriftliche Abiturprüfung neben den Pflichtfächern Deutsch und Mathe im Wahlfach Englisch. Für das Kolloquium hat sich Valentin die Fächer Biologie sowie Wirtschaft und Recht ausgesucht. Letzteres Fach ist sein Fachgebiet. Im Oktober möchte er anfangen, Jura zu studieren.

    Nach einjähriger Planung: Auslandsjahr in Kanada abgesagt

    Der ursprüngliche Plan war eigentlich, nach dem Abitur ein Auslandsjahr in Kanada zu machen. Doch wegen der Pandemie hat das nordamerikanische Land alle Anträge auf ein Visa gestoppt. „Das ist echt schade, ich hatte das seit einem Jahr geplant, mich darauf eingestellt und gefreut.“ Da auf absehbare Zeit kein Ausländer mehr nach Kanada für längere Zeit einreisen darf, sei für ihn nun die beste Lösung, mit dem Studium zu beginnen. Immerhin: Die geplante Abifahrt nach Kroatien, die Valentins Jahrgang organisierte, könnte vielleicht stattfinden. Zumindest wurde sie vom Veranstalter noch nicht abgesagt.

    Die schriftlichen Prüfungen sind am Mittwoch, 20. Mai (Deutsch), Dienstag, 26. Mai (Mathematik) und am Freitag, 29. Mai (Wahlfach). Das Kolloquium beginnt nach den Pfingstferien und ist vom 15. bis zum 26. Juni geplant.

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