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Mindelau: Weg vom Schwarz-weiß-Denken in den Gärten

Mindelau

Weg vom Schwarz-weiß-Denken in den Gärten

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    Gar nicht wild wirkt der Garten von Familie Keppeler in Mindelau auf den ersten Blick. Trotzdem ist dort viel für Insekten geboten.
    Gar nicht wild wirkt der Garten von Familie Keppeler in Mindelau auf den ersten Blick. Trotzdem ist dort viel für Insekten geboten. Foto: Keppeler

    Ein neugebautes Haus mit Kieseinfahrt, Gabionen und Thujen als Sichtschutz, dazu ein Mähroboter, der auf dem Rasen unterwegs ist: Hier ist absolut kein Lebensraum für Insekten. Soweit das Klischee. Denn Simon Keppeler aus Mindelau widerlegt diese klassischen Vorurteile: Er hat es geschafft, in seinem modernen und eher „clean“ gehaltenen Garten Lebensräume für alle möglichen Tiere zu schaffen.

    Das neueste Projekt des 33-jährigen Softwareingenieurs ist das Magerbeet hinter dem Haus. „Hier kommen Pflanzen rein, die es richtig karg wollen“, erklärt er. Sie liefern wertvolle Nahrung für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten, haben es anderswo aber oft schwer, da sie nicht sehr konkurrenzfähig sind.

    Bei den Keppelers hat sich die Stelle hinterm Haus für ein Magerbeet angeboten: Die nahe Hecke zieht sowieso viel Nährstoffe und Wasser aus dem Boden und unter den 20 Zentimetern Humus kommt schon der Kies. Blumen sind an dieser Stelle kaum gewachsen. Warum sich also nicht den vermeintlichen Nachteil zum Vorteil machen, dachte sich der 33-Jährige.

    Das ist Artenvielfalt: In dem Magerbeet in Mindelau ist Platz für Käfer und anderes Getier

    Im Frühjahr stach er den Rasen ab, füllte die Fläche etwa fünf Zentimeter hoch mit ungewaschenem Sand aus dem Kieswerk auf und pflanzte verschiedene Stauden. Seinen Stil behielt er trotz der relativ „wilden“ Mischung bei: Ein sauber geschwungener Weg zieht sich durch das Beet und rahmt damit einen Holzstapel ein. „Das ist kein Lagerfeuerplatz, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht“, erklärt Simon Keppeler, „sondern ein Käferkeller, kombiniert mit einem Altholzhaufen“.

    Unter dem aufgeschichteten Apfel-, Birn- und Walnusshölzern liegen Hackschnitzel, die sich Keppeler vom Wertstoffhof geholt hat. „Das verfaulende Altholz ist ein wichtiger Lebensraum“, erläutert er. In der Käferstube soll alles, was krabbelt, einen Platz finden: von der Ameise bis zur Spinne. Im Magerbeet hat Keppeler gezielt Freiräume gelassen, damit Wildbienen am Boden nisten können. Etwa zehn Arbeitsstunden hat er in das neue, rund zehn Quadratmeter große Beet investiert, sagt der 33-Jährige. Die Kosten belaufen sich auf maximal 50 bis 100 Euro – und das, obwohl er alle Pflanzen in einer großen Staudengärtnerei gekauft hat. Wer noch mehr sparen will, kann sich Pflänzchen auch auf Tauschbörsen holen. „Einen Versuch ist es wert“, sagt Simon Keppeler über sein neues Beet. Demnächst will er auf dem Tonnenhäuschen daneben eine Blechwanne anbringen und darauf ebenfalls ein Magerbeet anlegen.

    Insekten schwirren hier noch nicht so viele herum. Aus einfachem Grund: „Die Bienen sind momentan eher am Hartriegel und der Mispel“, erklärt Simon Keppeler. „In unserer Hecke blüht es das ganze Jahr hindurch und dort sieht man viele Wildbienen.“ Tatsächlich: 70 Meter Nährgehölze ziehen sich um den Garten – und ziehen neben Insekten auch viele Vögel an.

    Simon Keppeler aus Mindelau war schon immer von der Natur fasziniert

    Schon immer hat sich Simon Keppeler für Biologie begeistern können, hat in seiner Kindheit in den Stauden schon jeden Stein umgedreht und die Würmer darunter begutachtet. Seit 20 Jahren hält er Zwerghühner, die natürlich auch im neuen Garten des vor sechs Jahren gebauten Hauses ihren Platz gefunden haben.

    Ein bisschen sei das Magerbeet hinter dem Haus auch eine Art Ausgleichsfläche für den Einsatz des Mähroboters, wie Simon Keppeler schmunzelnd erklärt. Vier bis fünf Säcke Rasen seien beim Mähen der rund 800 Quadratmeter jedes Mal angefallen, berichtet er. Um die nicht immer zum Wertstoffhof fahren zu müssen, habe er sich für einen Mulchmäher entschlossen. Doch bei dem müsse man sehr regelmäßig mähen – mit Job, Haushalt und zwei kleinen Kindern für ihn kaum machbar. Also entschloss er sich als Arbeitserleichterung für den Kauf eines Mähroboters. Der läuft allerdings nur tagsüber, um die Igel zu schützen.

    Das Steinbeet wurde kombiniert mit insektenfreundlichen Pflanzen wie Lavendel

    Simon Keppeler wünscht sich, dass das Schwarz-weiß-Denken zum Thema Garten und Naturschutz aufhört: Um die Terrasse haben er und seine Frau ein Steinbeet angelegt. Darin allerdings wachsen insektenfreundliche Pflanzen wie Lavendel. „Es ist etwas fürs Auge und für die Natur“, sagt Keppeler und verweist auch auf den relativ sterilen Rasenbereich, in dem eine alte Birnbaumsorte steht, die im Frühling mit ihrer Blüte viele Bienen angezogen hat. „Man kann immer was machen, auch wenn man nicht der komplette Öko-Typ ist“, sagt er. So hat er etwa eine Stange Lauch gekauft und ins Hochbeet gesetzt, damit dieser blühen kann und Nahrung bietet.

    Abgeschnittene, markhaltige Brombeerstängel hat er senkrecht am Beet und am Spielhäuschen der Kinder angebracht – und schon nach wenigen Tagen haben Holzbienen dort ein Loch hineingemacht. Blumenbeete erntet Keppeler erst im Frühjahr ab, damit die Tiere in den Stängeln der Pflanzen überwintern können. Zudem hat der Familienvater im Garten verschiedene Nisthilfen verteilt – auch wenn er weiß, dass sie unter Naturfreunden mitunter umstritten sind. Aber er sagt auch: Wenn man sieht, wie sich Wildbienen und andere Insekten dort einnisten, ist das auch motivierend für weitere Maßnahmen. Und natürlich ein Hingucker für die Kinder. Schließlich sollen auch sie die vielen Tiere im Garten zu schätzen wissen.

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