Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Memmingen: Das eigene Baby fast tot geschüttelt - Vater vor Gericht

Memmingen

Das eigene Baby fast tot geschüttelt - Vater vor Gericht

    • |
    Weil sein Baby geschrien und geweint hat, verlor ein junger Vater die Nerven und schüttelte das Kind fast zu Tode (Symbolfoto)
    Weil sein Baby geschrien und geweint hat, verlor ein junger Vater die Nerven und schüttelte das Kind fast zu Tode (Symbolfoto) Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

    Der Fall sorgte im Januar für Aufsehen: Ein damals 23-Jähriger soll seinen erst wenige Monate alten Sohn fast zu Tode geschüttelt haben – weil er sich offenbar überfordert fühlte. Ab Dienstag steht der junge Vater vor dem Landgericht. Die Staatsanwalt Memmingen wirft dem jetzt 24 Jahre alten deutschen Staatsangehörigen in ihrer Anklage vor, seinen Sohn im Januar schwer verletzt zu haben. Der Mann befindet sich seit der Tat in Untersuchungshaft.

    Der Angeklagte und die damals 16-jährige Mutter des im August 2019 geborenen Sohnes lebten getrennt – sie in Memmingen bei ihren Eltern, er bei seiner Mutter in Memmingerberg. Der Angeklagte hatte jedoch ein Umgangsrecht für seinen Sohn. Den Säugling holte er am 11. Januar, einem Samstag, gegen Mittag bei dessen Mutter ab und brachte ihn zu sich. Dort sollte das Kind den Tag mit seinem Vater verbringen und erstmals bei ihm übernachten.

    Anklage: Das Baby hatte geweint und geschrien - bis der Vater es schüttelte, schlug und würgte

    Im Verlauf des Tages sei das Kind unruhig gewesen, habe geweint und oft geschrien, heißt es in einer Mitteilung des Landgerichts. Gegen 22 Uhr sei der Säugling in einem Stubenwagen im Zimmer des Angeklagten eingeschlafen und erst gegen 4 Uhr am Sonntag wieder aufgewacht. „Er wurde erneut unruhig, ließ sich letztendlich nicht mehr beruhigen und schrie“, schildert das Gericht den Fall. Der Angeklagte, der übermüdet war, schlafen wollte und das Geschrei des Kindes nicht mehr ertragen konnte, soll es dann mit beiden Händen gepackt und heftig geschüttelt haben, um es auf diese Weise ruhig zu stellen.

    Darüber hinaus soll er das Kind laut Staatsanwaltschaft mehrfach mit der Faust gegen den Kopf und den Oberkörper geschlagen und es mit beiden Händen am Hals gewürgt haben, um es ruhig zu stellen. Dabei soll er es für möglich gehalten haben, dass der viereinhalb Monate alte Säugling lebensgefährlich verletzt wird und stirbt. Das Kind erlitt einen Schädelbruch, eine Unterblutung unter die harte Hirnhaut und zahlreiche Hämatome im Kopfbereich, im Gesicht am Übergang zum Hals, am Rumpf sowie an den Extremitäten.

    Die Mutter des Mannes entdeckte das Kind mit blau verfärbtem Kopf

    Trotz dieser Verletzungen soll der Angeklagte das Kind zu sich ins Bett gelegt und weitergeschlafen haben. Als seine Mutter das Kind gegen 7.30 Uhr mit blau verfärbtem Kopf entdeckte, fuhr er es zusammen mit ihr und der von ihm verständigten Mutter des Kindes in das Klinikum Kempten, wo es sofort auf die Kinderintensivstation verlegt wurde. Dem in Teilen geständigen Angeklagten wird deswegen gefährliche Körperverletzung mit Misshandlung von Schutzbefohlenen und Aussetzung vorgeworfen. Das Gesetz sieht dafür einen Strafrahmen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor.

    Entsprechend den gesetzlichen Vorgaben geht die Anklage zugunsten des Angeklagten nicht von einem versuchten Tötungsdelikt aus, da er sich durch das Bringen des Kindes ins Krankenhaus „freiwillig und ernsthaft“ bemüht habe, das mögliche Sterben des Kindes zu verhindern. Das sei zumindest nicht zu widerlegen.

    Für das Verfahren vor dem Landgericht Memmingen, zu dem über 20 Zeugen und mehrere Sachverständige geladen sind, sind Fortsetzungstermine bis zum 17.September vorgesehen. Nach derzeitigem Kenntnisstand soll das Baby keine bleibenden Schäden von dem Vorfall davon getragen haben.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden