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Mattsies: Turbulenzen bei Grob Aircraft scheinen überstanden

Mattsies

Turbulenzen bei Grob Aircraft scheinen überstanden

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    André Hiebeler, CEO bei Grob Aircraft in Mattsies, mit einem Flugzeug G120 TP.
    André Hiebeler, CEO bei Grob Aircraft in Mattsies, mit einem Flugzeug G120 TP. Foto: Melanie Hofmann

    Flugwettervorhersagen sind ebenso schwankend wie wirtschaftliche Entwicklungen in internationalen Märkten – so formuliert es Angelo Calchera, der Marketingleiter und Sprecher von Grob Aircraft in seinem Jahresrückblick. Der Flugzeughersteller aus Mattsies hat turbulente Zeiten hinter sich: Die politischen Rahmenbedingungen in vielen Ländern Afrikas und Südamerikas änderten sich von Grund auf – und damit verbunden auch die strategischen Investitionen, mit denen das Unterallgäuer Unternehmen fest gerechnet hatte.

    Anstehende Aufträge wurden storniert und die Konsequenzen waren besonders für die Mitarbeiter extrem belastend: Wurde in den Jahren 2016 und 2017 noch stark expandiert und die Belegschaft fast verdoppelt, musste sich das Unternehmen 2018 und 2019 von über 100 Mitarbeitern wieder trennen, die noch kurze Zeit zuvor eingestellt worden waren. (Hier erfahren Sie mehr: 100 Mitarbeiter von Grob Aircraft verlieren ihren Job) „Mit Sicherheit wurden auch seitens der Geschäftsleitung falsche Entscheidungen getroffen und an der Realität vorbei auf gut Glück expandiert“, heißt es weiter von Seiten des Flugzeugbauers. „Blauäugig und mit Stolz geblähter Brust flog das Unternehmen so dem Abgrund langsam entgegen.“

    Bei Grob Aircraft mussten Mitarbeiter und Führungskräfte gehen

    Nur ein radikaler Schnitt habe das Schlimmste verhindern können: Verantwortliche Führungskräfte aus der Geschäftsleitung mussten ebenso das Unternehmen verlassen wie große Teile der neu eingestellten Belegschaft aus Produktion und Verwaltung.

    Es folgte eine schwierige Phase, die von Unsicherheit, schwankenden Aussichten und ständiger Anspannung geprägt war. „Doch der Glaube an das eigene Produkt und die Leistungsfähigkeit schweißte die verbleibende Kernmannschaft zusammen“, so Calchera.

    Ecuador und Äthiopien kauften Flugzeuge von Grob Aircraft

    Auch mit Ecuador konnte Grob Aircraft – vertreten durch Mirko Malek (links) und Carlos Ivaldi (2. v. l.) – einen Vertrag abschließen.
    Auch mit Ecuador konnte Grob Aircraft – vertreten durch Mirko Malek (links) und Carlos Ivaldi (2. v. l.) – einen Vertrag abschließen.

    Ein extremer Verkaufsmarathon, etwas Glück und der Wille von Mehrheitseigentümer und Geschäftsführer André Hiebeler, das Ruder nochmals herumzureißen, hätten im Herbst eine positive Entwicklung gebracht, die Calchera als entscheidende Wendung bezeichnet. Neue Kunden konnten gewonnen, neue Verträge unterzeichnet werden. Ecuador kaufte 16 Maschinen des Typs G 120 TP inklusive Flugsimulatoren und Trainingssystemen. Die ersten acht werden noch 2019 ausgeliefert, der Rest folgt 2020.

    Vertragsunterzeichnung in Äthiopien mit Ishan Sahgal, Chief Operating Officer (3.v.l.), und Bertrand Noukimi, Vice President Sales Africa & Middle East von Grob Aircraft (2.v.r.).
    Vertragsunterzeichnung in Äthiopien mit Ishan Sahgal, Chief Operating Officer (3.v.l.), und Bertrand Noukimi, Vice President Sales Africa & Middle East von Grob Aircraft (2.v.r.).

    Äthiopien erweiterte seine Flugzeugflotte um zwölf G 120 TP, ebenfalls inklusive Flugsimulatoren und Trainings-Systemen. Im ersten Quartal 2020 werden noch zwei weitere Neukunden hinzukommen, kündigt Calchera an.

    Die Auftragsbücher seien somit für die kommenden 18 Monate prall gefüllt. Weitere internationale Verkaufskampagnen mit potenziellen Kunden seien derzeit am Laufen und würden 2020 konkretisiert werden. „Der Turn-Around ist geglückt“, freut sich Calchera. „Die Arbeitsplätze sind wieder sicher, die Aussichten bestens und die Stimmung dort, wo sie hingehört: Über den dunklen Gewitterwolken mit freier Sicht zum Horizont.“ Er ist optimistisch, dass Grob Aircraft wieder Mitarbeiter einstellen kann.

    Auch die Hoffnung, einmal Flugzeuge für Deutschland zu produzieren, gibt man beim letzten deutschen Flugzeugkompletthersteller nicht auf, hat man doch schon andere Länder und deren Militärs von sich überzeugen können, etwa die britische Royal Airforce oder die amerikanische US Army.

    Grob Aircraft will sich stärker um den Bereich "Überwachung und Aufklärung" kümmern

    Um sich selbst weitere Stabilität zu verleihen, will Grob Aircraft 2020 die Sparte „Überwachung und Aufklärung“ weiter ausbauen. Geplant ist, dass dieser Unternehmensbereich künftig 30 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet und so die Firma von der Abhängigkeit vom Verkauf der Trainings-Flugzeuge und Schulungssysteme entlastet. (mz, home)

    Mehr über Grob Aircraft und die Produkte der Firma erfahren Sie hier:

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