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Marktgemeinderat: Neue Kraftwerkpläne alarmieren die Naturschützer

Marktgemeinderat

Neue Kraftwerkpläne alarmieren die Naturschützer

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    Neue Kraftwerkpläne alarmieren die Naturschützer
    Neue Kraftwerkpläne alarmieren die Naturschützer

    Eigentlich hieß es schon seit Längerem, dass die Gewinnung von Strom aus einem Wasserkraftwerk an der Wertach, insbesondere in unserer Region, ausgeschöpft sei. Umso mehr erstaunte nicht nur Naturschützer die Vorstellung einer entsprechenden Planung eines neuen

    „Die derzeitigen Anlagen an der Waltermühle eignen sich aufgrund einer veralteten Technik nicht für eine optimale Energienutzung und entsprechen insbesondere nicht den Anforderungen der Fischdurchgängigkeit. Es ist kein Fischauf- beziehungsweise Abstieg möglich“, stellte Josef Keckl, Geschäftsführer der Bayerischen Landeskraftwerke, gleich zu Beginn der Sitzung klar. Die staatseigenen

    Das bestehende Wehr werde durch die Maßnahmen nicht verändert, es komme zu keinem zusätzlichen Aufstau des Gewässers. Die Ausleitungsstelle in den Langweidbach, der durch Türkheim und weiter nach Ettringen fließt, werde lokal zwar umgebaut, die Wassermenge des Baches bleibe jedoch unverändert. Auch der bestehende uferbegleitende Wanderweg werde nach der Baumaßnahme wieder hergestellt. „Die neue Nijhuis-Turbine, die wir einbauen wollen, ist zudem sehr fischschonend“, erklärt Zehender. Kopfschütteln im Saal.

    „Die von den Landeskraftwerken geplante Fischaufstiegshilfe, eine sogenannte Vertical-Slot-Anlage, ist von uns aus gesehen an dieser Stelle die beste Lösung“, unterstreicht Philipp Clermont, Abteilungsleiter am Wasserwirtschaftsamt Kempten. Dort hätte man sich 2015 auch bereits Gedanken gemacht, wie am Walterwehr eine Durchgängigkeit gewährleistet werden könne. Doch naturnahe Umgehungsgerinne rechts oder links der Wertach zögen viele Nachteile nach sich, hätten möglicherweise entwässernde Wirkung für den Auwald. Auch müssten große Höhenunterschiede überwunden werden, was eine lange Umgehungsrinne sprich hohe Kosten bedeute. „Wir vom Wasserwirtschaftsamt begrüßen das vorgestellte Vorhaben der Landeswerke“, unterstrich Clermont auf der Marktgemeinderatssitzung.

    Doch bereits die erste Wortmeldung der Gemeinderätin Gudrun Kissinger-Schneider von den Grünen zeigte, dass noch viele Fragen offen sind und große Bedenken bezüglich des Vorhabens bestehen. „Eine fischfreundliche Turbine gibt es nicht“, stellte Kissinger-Schneider gleich einmal fest. Auch die vorgestellten Handskizzen waren ihr zu wenig. „Was passiert mit den derzeitigen Wehranlagen? Bleibt dem Fluss nach der Ableitung genügend Wasser? Was springt für die Marktgemeinde Türkheim beim Betrieb solch einer Anlage heraus? Welche Auswirkungen hat ihre Maßnahme auf das Landschaftsbild im derzeitigen Naherholungsgebiet Türkheims?“ dies waren nur einige ihrer zahlreichen Fragen.

    „Ein natürliches Gewässer wieder herzustellen ist sicher nicht möglich, dieser Zug ist längs abgefahren,“ konterte Josef Keckl. „Die Stelle ist derzeit bereits verbaut, in die Natur greifen wir nicht weiter ein. Wir wollen vielmehr an der Walterwehr das seitens der Politik geforderte Gewässerentwicklungskonzept umsetzen. Für die Stromerzeugung leiten wir das Wasser kurz um und gleich wieder zurück in die Wertach“, so Keckl. Fachkundige Büros würden zudem die geplante Maßnahme im Zuge der Baugenehmigung, auch unter ökologischen Gesichtspunkten, prüfen.

    „Mir dreht sich der Magen um, wenn ich mir ihre Maßnahme dort vorstelle“, machte Marktgemeinderat Peter Ostler von den Freien Wählern seinem Ärger Luft. Über die Kaskaden nehme der Fluss Sauerstoff auf und reinige sich dadurch. „Wenn sie das Wasser oben wegnehmen, schauen wir viele Tage auf ein fürchterlich hässliches, trockenes Betonwerk“, stellte Ostler fest.

    Der Planung positiv gegenüber stand die SPD. „Wir bitten aber ausdrücklich, eine öffentliche Infoveranstaltung zu machen“, so Marktgemeinderätin Agnes Sell. Auch CSU-Marktgemeinderätin Roswitha Siegert begrüßte, dass man an dieser Stelle wieder die Wasserkraft nützen wolle. „Wollen wir den Patienten Wertach denn noch kränker machen als er eh schon ist“, fragte hingegen Marktgemeinderat Rudolf Mendle von den Grünen in die Runde. Er plädierte dafür, vergleichbare Anlagen anzuschauen. Das sehr große Zuhörerinteresse bei der Sitzung belegte, dass das Wasserkraftwerk ein großes Thema über weitere Monate sein wird.

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