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Markt Wald: Sind in Markt Wald bald Waldbestattungen möglich?

Markt Wald

Sind in Markt Wald bald Waldbestattungen möglich?

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    In einem Ruheforst erinnern lediglich kleine Schilder an den Bäumen an die Verstorbenen.
    In einem Ruheforst erinnern lediglich kleine Schilder an den Bäumen an die Verstorbenen. Foto: Julian Leitenstorfer

    Keine Frage, Urnenbestattungen liegen im Trend. Gerade hat die Gemeinde Markt Wald in ihrem Ortsteil Steinekirch eine neue Reihe Urnengräber ausgewiesen und laut Bürgermeister Peter Wachler hätten sich auch schon viele Bürger nach alternativen Bestattungsformen erkundigt. Insofern verwundert es nicht, dass Leopold Graf Fugger Babenhausen in der jüngsten Sitzung des Markt Walder Gemeinderates gewissermaßen offene Türen einrannte.

    Darin hatte er den Räten zusammen mit Franz Freiherr von Rotenhan die Idee eines Wald- und Naturfriedhofs vorgestellt. Dieser könnte in einem rund 20 Hektar großen Waldstück der Fuggers nördlich von Schnerzhofen entstehen. Dort wären ausschließlich Bestattungen in verrottenden Urnen möglich, die rund um die Bäume in die Erde gesenkt werden. Statt eines Grabsteins weist eine schlichte, kleine Namenstafel auf den Verstorbenen hin, herkömmlicher Grabschmuck wie Weihwasserkessel, Kerzen oder tönerne Engel sind nicht erlaubt.

    Der Waldfriedhof bei Schnerzhofen könnte jährlich bis zu 7500 Euro in die Markt Walder Gemeindekasse bringen

    Der Wald solle so weit wie möglich in seinem ursprünglichen Zustand belassen werden, erklärte von Rotenhan, der selbst in Sachsen drei Waldfriedhöfe unterhält und Graf Fugger bei dem Projekt berät. Neben rund 20 Parkplätzen am „Eingang“ des Waldfriedhofs soll im Wald selbst nur ein Andachtspavillon mit Kreuz und Bänken errichtet werden. „Das war’s dann schon. Mehr Infrastruktur ist nicht nötig“, so von Rotenhan. Wegen des schönen Blicks auf die Alpen und auch Markt Wald sei der Wald für dieses Vorhaben optimal.

    Um es verwirklichen zu können, müsste der Wald zum Friedhof umgewidmet sowie der Flächennutzungs- und der Bebauungsplan geändert werden. Daneben schreibt das bayerische Bestattungsrecht vor, dass nur eine Gemeinde oder auch Kirche Träger eines Friedhofs sein kann. Graf Fugger wäre in diesem Fall der Verpächter des Waldes und zugleich der sogenannte Erfüllungsgehilfe, also der Dienstleister, der sich um den Betrieb des Friedhofs kümmert. Er ist beispielsweise dafür zuständig, die Grabstelle vorzubereiten oder muss dafür sorgen, dass der Parkplatz und auch der Wald selbst verkehrssicher sind. Auch sämtliche Verwaltungsarbeiten übernimmt der Erfüllungsgehilfe. Nur die Gebührenbescheide muss die Gemeinde verschicken, weil es sich dabei um eine hoheitliche Aufgabe handelt, die der Erfüllungsgehilfe nicht übernehmen darf. Für ihren Aufwand würde die Gemeinde mit fünf Prozent der Einnahmen entschädigt. Diese könnten jährlich zwischen 120.000 und 150.000 Euro liegen und so bis zu 7500 Euro in die Gemeindekasse bringen.

    Bei den Markt Walder Gemeinderäten stieß der vorgeschlagene Waldfriedhof auf großes Wohlwollen

    Von Rotenhan rechnet mit durchschnittlich 60 Bestattungen pro Jahr, bei denen es sich freilich nicht nur um Verstorbene der Gemeinde handeln würde, die durchschnittlich 20 Sterbefälle pro Jahr zählt. Stattdessen umfasse das Haupteinzugsgebiet erfahrungsgemäß einen Umkreis von maximal 30 Kilometern, so von Rotenhan. Geplant wären demnach zwei Bestattungstage pro Woche sowie vor allem anfangs eine wöchentliche Führung über den Waldfriedhof. Alles in allem sei mit maximal drei Fahrzeugen pro Tag zu rechnen, die die Zufahrt und den Parkplatz nutzen. Ein problematisches Verkehrsaufkommen, das zeigten auch Beispiele anderer Waldfriedhöfe, sei nicht zu erwarten.

    Bei den Räten und auch Bürgermeister Wachler stieß das Projekt auf großes Wohlwollen. „Ich find’s eine ganz tolle Sache, absolut“, sagte Hermann Glas, der sich davon auch eine Entlastung der bisherigen gemeindlichen Friedhöfe verspricht. In Markt Wald und Immelstetten sind diese schon gut gefüllt und eine Erweiterung ist in beiden Fällen schwierig. Er gab lediglich zu bedenken, dass die Landwirtschaft nicht durch parkende Autos beeinträchtigt werden dürfe. Zudem erkundigte er sich danach, was die Kirche zu dem Vorhaben sage. Diese stehe der Waldbestattung durchaus mit gemischten Gefühlen gegenüber, räumte Graf Fugger ein. Er wolle sie jedoch ins Boot holen, ein Gespräch mit den Patres Michael und Binu sei geplant. Sie könnten den Waldfriedhof zwar nicht verhindern. „Aber wir wollen das gemeinsam machen. Das ist mein Anspruch“, so Graf Fugger.

    Das unternehmerische Risiko liegt bei Leopold Graf Fugger, dem Initiator des Waldfriedhofs

    „Im Sinne eines naturnahen Lebens darf man auch ein naturnahes Sterben anstreben“, sagte Theresia Hörl und Franz Huber sprach von einem „Gewinn für die Gemeinde“ – und möglicherweise sogar die Gastronomie, wenn der Leichenschmaus dort stattfinde. „Es gibt wenige Wälder, die sich besser als Waldfriedhof eignen“, sagte auch Barbara Fischer. Ihre Nachfrage, ob es bei der finanziellen Beteiligung der Gemeinde noch Verhandlungsspielraum gebe – „wir haben ja einen Haufen Aufgaben, da ist es immer gut, wenn ein bisschen Geld reinkommt“ – verneinte Graf Fugger ebenso freundlich wie bestimmt. Schließlich seien die Leistungen, die die Gemeinde erbringen müsse, minimal, das unternehmerische Risiko liege dagegen bei ihm. „Ich finde die fünf Prozent fair und gut“, sagte er.

    Dem stimmten schließlich auch die Räte zu, die das Vorhaben geschlossen befürworteten. „Das ist eine schöne, zeitgemäße Sache. Und der Bedarf ist da“, freute sich Wachler. „Es war immer schon mein Wunsch, so was zu machen.“

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