Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Maria Baumgärtle: Das Rätsel der 400 Holzkreuze im Wald bei Maria Baumgärtle

Maria Baumgärtle

Das Rätsel der 400 Holzkreuze im Wald bei Maria Baumgärtle

    • |
    Im Wald bei Maria Baumgärtle stehen rund 400 Holzkreuze, die an Verstorbene erinnern. Gläubige Angehörige haben die Kreuze dem Eremiten Heinrich Maucher vorbeigebracht, verbunden mit der Hoffnung, dass er für die Seelen betet.
    Im Wald bei Maria Baumgärtle stehen rund 400 Holzkreuze, die an Verstorbene erinnern. Gläubige Angehörige haben die Kreuze dem Eremiten Heinrich Maucher vorbeigebracht, verbunden mit der Hoffnung, dass er für die Seelen betet.

    An Allerseelen und Allerheiligen gedenken Christen ihrer Verstorbenen und deren Seelen. Verbunden damit ist die Hoffnung auf Auferstehung. Im Unterallgäu gibt es einen Ort, wo gewissermaßen das ganze Jahr über Allerseelen ist. Hier wird an jedem Tag fürs Seelenheil gebetet. Es ist das „Mariental“ im Wald bei Maria Baumgärtle, wo der Eremit Heinrich Maucher einen ganz besonderen Rückzugsort des Glaubens geschaffen hat.

    45 Überlebenshütten für die Menschheit hat der 79-Jährige in den vergangenen 35 Jahren aus Holz gezimmert, seit er sich in die Natur zurückgezogen hat. Maucher fürchtet nichts Gutes für die Menschheit. Wir befänden uns an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter, sagt er. Der Mensch sei auf dem besten Wege, den blauen Planeten zu zerstören. Trockenheit, Dürre und Erderwärmung sorgten für dramatische Veränderungen.

    Der Eremit hat beim Baumgärtle einen großen Ort der Marienverehrung geschaffen

    Maucher ist sicher, dass seine Gebete in schweren Zeiten helfen werden, das Schlimmste zu verhindern. Er hat einen Ort tiefer Marienverehrung geschaffen, ganz in der Nähe des Bauernhofes, wo er aufgewachsen ist. Lourdes-Grotte, Fatimaweg und dutzendweise Marienbilder und Mariendarstellungen prägen das Areal.

    Die Muttergottes ist für Heinrich Maucher die prägende Figur. Zweimal in seinem Leben ist er nach Lourdes in Südwestfrankreich gepilgert, vier mal ins portugiesische Fatima. In beiden Wallfahrtsorten soll Maria erschienen sein. Sechs mal war Maucher bereits im Heiligen Land. Die meiste Zeit seines Lebens hat er aber in Maria Baumgärtle verbracht. Seit 1985 lebt er in dem Waldstück, geduldet von den Behörden, weil der damalige Landrat Dr. Hermann Haisch sich persönlich für den Eremiten verwendet hat.

    Seinen Rückzugsort des Glaubens mitten im Wald hat der Eremit „Mariental“ genannt. Das ist der Hauptweg der Anlage.
    Seinen Rückzugsort des Glaubens mitten im Wald hat der Eremit „Mariental“ genannt. Das ist der Hauptweg der Anlage.

    Heinrich Maucher strahlt eine Zuversicht aus, die regelrecht abhebt von den Zweifeln und Ängsten vieler. Das spüren auch andere Menschen. Immer wieder schauen Gläubige vorbei, die sich vom „Mariental“ inspirieren lassen und dort Kraft für ihren Alltag tanken. Manche fragen um Rat in persönlichen Notlagen. Heinrich Maucher nimmt sich gerne Zeit für die Gäste.

    Am Sonntag ist oft besonders viel los. Da kommen oft dutzendweise Leute vorbei und singen mit Heinrich Maucher zusammen Marienlieder. Es sollen schon mal 150 da gewesen sein.

    200 Kreuze erinnern an Verstorbene.
    200 Kreuze erinnern an Verstorbene. Foto: Johann Stoll

    Im Mariental gibt es für Heinrich Maucher immer etwas zu tun

    An manchen Tagen wird es aber auch dem leutseligen Eremiten zu viel. Schließlich gibt es in „Mariental“ immer etwas zu tun. Heuer zum Beispiel hat er die Blumentöpfe entlang des Fatima-Wegs mit bunteren Blumen bestückt. Sie sind aus Plastik und halten das ganze Jahr. Angepflanzt hat er Obstbäume und Fichten. Und weil „Mariental“ auch mal Besuch vom Biber bekommen hatte, mussten auch ein paar angenagte Bäume gefällt werden.

    „Mariental“ hat aber noch eine Besonderheit, die Jahr für Jahr mehr Platz in Anspruch nimmt. Das ist jener Teil, der ursprünglich nicht auf Heinrich Maucher zurückgeht. Gläubige kommen mit Holzkreuzen ihrer kürzlich verstorbenen Angehörigen bei dem Eremiten vorbei. Einige der Kreuze tragen schwarzen Trauerflor. An anderen hängen noch die Sterbebilder.

    Vor 35 Jahren ist Heinrich Maucher in den Wald gezogen und hat dort eine kleine Hüttensiedlung aufgebaut.
    Vor 35 Jahren ist Heinrich Maucher in den Wald gezogen und hat dort eine kleine Hüttensiedlung aufgebaut.

    Die meisten der Trauernden fragen, ob sie ihr Kreuz dalassen dürfen. Manche stellen es aber auch einfach nur auf die Fläche, wo schon hunderte andere Holzkreuze stehen. 400 sind es inzwischen, wie Maucher erzählt. Und dazwischen wächst Efeu.

    Vor 30 Jahren wurde das erste Kreuz im Mariental aufgestellt

    Vor 30 Jahren fand das erste Kreuz seinen Weg ins „Mariental“. Es erinnerte an eine Pfarrhelferin aus Krumbach. Maucher weiß sogar noch den Namen der Frau. Allein heuer sind bisher schon 50 Kreuze dazugekommen. Bis aus Bayreuth waren Angehörige angereist. Die meisten kommen aus dem Raum Babenhausen, Weißenhorn, Biberach und Mindelheim. Sie alle eint ein Anliegen: Heinrich Maucher möge bitte für die Toten beten.

    Diese Kapelle ist im Vorjahr neu entstanden.
    Diese Kapelle ist im Vorjahr neu entstanden. Foto: Johann Stoll

    Das macht er gerne, pauschal für alle. „Ich bete für die Leute einen Rosenkranz“, sagt er. Er macht das einfach so. Manche stecken ihm etwas zu. Aber ihm geht es nicht darum. Heinrich Maucher kommt mit wenig aus. Etwas Honig, etwas Obst und Gemüse, darauf schwört er und meidet konsequent Alkohol und Tabak – das sei das Geheimnis seiner Gesundheit. Und natürlich sei auch Bewegung wichtig. Sprach’s, und schon ist er im Wald verschwunden, wo er noch ruft: „So, jetzt muss ich weitermachen.“

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden