Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

MZ-Mordsgeschichten: Wie ein "Einbrecher" das ganze Dorf Mattsies um den Schlaf brachte

MZ-Mordsgeschichten

Wie ein "Einbrecher" das ganze Dorf Mattsies um den Schlaf brachte

    • |
    Zur Warnung für ungebetene Besucher dienten früher auch Zeilen wie diese an einem Haus im Bauenhofmuseum Illerbeuren.
    Zur Warnung für ungebetene Besucher dienten früher auch Zeilen wie diese an einem Haus im Bauenhofmuseum Illerbeuren. Foto: Czysz

    Die Rechnung ging meistens auf: Während die einen vor über 100 Jahren in der Kirche ihr Seelenheil suchten, sündigten die anderen. Einbrecher nutzten die Gunst der Stunde und stiegen in fremde Häuser ein. So wie im Februar 1910, als in Mindelheim der Geistliche Rat Schuster bestohlen wurde. Er und seine Haushälterin befanden sich gerade in der Kirche, als jemand durch das Abortfenster ins Pfarrhaus einbrach und dort eine goldene Uhr und über 200 Mark Bargeld einsteckte. Ohne Beute blieben vermeintliche Einbrecher im November 1911. Sie brachten viele Menschen in Mattsies aber um den Schlaf.

    Seltenes Naturschauspiel im Unterallgäu: Es war nur Erdbeben

    Damals war ein Erdbeben in der Region zu spüren. In den Zeitungen wurde ausführlich über das Naturereignis und seine Folgen berichtet. Besonders kurios war, was sich in Mattsies abspielte. Das ist der Originalbericht: „Das Erdbeben vom letzten Donnerstag wurde auch hier sehr stark verspürt und hat alles in Angst und Schrecken gebracht. Mensch und Vieh wurden unfreiwillig vom Schlafe geweckt und gehörig gerüttelt. Das Vieh brüllte und das Hausgeflügel verließ ängstlich seine schützende Herberge. Niemand dachte an ein Erdbeben und daher lief alles auf die Straße, um nach einem Täter zu suchen.

    Es ging einiges zu Bruch, plötzlich fallen Schüsse

    Einem Bauern soll sein schöner Glaskasten umgefallen sein. Viele Gefäße der Nacht bekamen eine Lage, die sie um diese Zeit nicht haben sollten. Der Krauthobler erschien mit Krautmesser auf der Straße. Er vermutete nämlich einen Fuchs im Hühnerstall, weil die Hühner so schlimm schrien. Ein anderer, als er so gerüttelt wurde, meinte, gute Freunde ließen sein Haus zittern. Er schoß auf die vermeintlichen Attentäter. Vater und Söhne erschienen im Eilschritt, ländlich bewaffnet, auf der Straße, um das Erdbeben zu fangen. Die Frau unseres Polizeibediensteten erschien ebenfalls auf der Straße und gab zu ihrer ohnehin guten Zungenfertigkeit mit einem gewaltigen Stecken den Takt, um den zu treffen, der sie, ihr gewissenhafter Ehemann war noch dienstlich abwesend, so unsanft im Schlaf störte.“

    Mehr Kriminalfälle gibt es im neuen Buch „Räuber, Schurken und Halunken“, das im Verlag Hans Högel erschienen ist. Gänsehaut ist garantiert. Erhältlich ist es in den Geschäftsstellen der Mindelheimer Zeitung, im Buchhandel sowie online unter www.mindelheimer-zeitung.de/shop.

    Lesen Sie auch:

    Mindelheimer Brauer zeigt Zivilcourage und wird erstochen

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden