Die ersten Traktoren rollen am Sonntag, 26. Januar, um 7 Uhr auf Mindelheim zu. Manche hupen lautstark. Das Ziel: Das Mindelheimer Forum, wo als Festrednerin beim CSU-Neujahrsempfang um 10 Uhr die Bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber erwartet wird. Es sind vor allem junge Burschen, die hier Flagge zeigen, weil sie sich Sorgen um die Zukunft ihrer Betriebe machen und weil sie den Eindruck haben, sie würden zum Sündenbock für alles gemacht werden.
50 Bauern mit ihren Zugmaschinen und teils Lastwagen hatten die Organisatoren dieser Kundgebung, Michael Jörg und Dominik Hehl aus Lauchdorf, angemeldet. Die Resonanz war dann aber weit größer. Entlang eines Teilstücks der Krumbacher und der Landsberger Straße stehen am Ende 160 Traktoren. Mindestens ebenso viele Zuschauer lockt die Schau an. Es ist die erste Demonstration auf einem Mindelheimer CSU-Neujahrsempfang.
So war der Besuch von Ministerin Kaniber in Mindelheim
Vor 9 Uhr trafen die ersten Vertreter der CSU am Forum ein. Klaus Holetschek, der damals kurz vor seiner Berufung zum Baustaatssekretär stand (die Corona-Krise hat ihm im Sommer dann ins Gesundheitsministerium wechseln lassen) ist darunter. Er geht sofort auf die Bauern zu, sucht mit Einzelnen das Gespräch. Überpünktlich um 9.45 Uhr trifft Ministerin Kaniber ein. Sie kannte das, wenn sie öffentlich auftritt, dass sie von Landwirten empfangen wird.
Es ist ein schweigender Empfang: weder Beifall noch Buhrufe. Und so läuft Kaniber erst mal mit den beiden Abgeordneten Franz Josef Pschierer und Klaus Holetschek zwischen den langen Traktorreihen durch auf der Suche nach Gesprächspartnern. Mit dabei ist auch Kreisbäuerin Margot Walser.
Mit Vertretern der Initiative „Land schafft Verbindung“ kommt die Ministerin dann kurz danach ins Gespräch. Im mit 360 Besuchern voll besetzten Forum nehmen ein paar der Bauern Platz und hören sich die Reden an. Keiner der Redner spart die Bauern aus – weder Staatsminister a. D. Franz Josef Pschierer, noch Klaus Holetschek, noch der Landratskandidat der CSU, Rainer Schaal und schon gar nicht die Ministerin selbst.
Politiker bekennen sich zur Landwirtschaft und versprechen Unterstützung
Pschierer sagt: Bayern ohne Bauern sei nicht denkbar. Holetschek fordert, den Landwirten wieder ihre Würde zu geben. Und Rainer Schaal stimmt den Bauern in ihrem Protest zu. Sie hätten recht. „Wir stehen zum bäuerlichen Berufsstand“.
Michaela Kaniber sagt, den Landwirten sei ihre Heimat nicht egal. Sie engagierten sich in vielfältiger Weise auch ehrenamtlich in den Vereinen. „Landwirte stehen jeden Tag früh auf, um die Schönheit Bayerns zu bewahren und um perfekte Lebensmittel zu produzieren. Bauern würden als „Bodenvergifter, Tierquäler und Subventionseinstreicher“ diffamiert. Den Kritikern riet sie, sich mal in die Lage anderer hineinzuversetzen.
2019 sei vor allem für die Bauern kein einfaches Jahr gewesen. So manche Debatte werde nur noch emotional geführt, beklagte Kaniber. Ein Landwirt habe ihr geschrieben, dass ihm sein Beruf keinen Spaß mehr mache angesichts der Pauschalkritik. Schwarze Schafe gebe es in jeder Branche, betonte Kaniber. „Die muss man auch mit aller Härte stellen“. Aber man könne nicht eine ganze Berufsgruppe in Sippenhaft nehmen.
Die Demonstrationen der Bauern nennt Kaniber wichtig. „Wir in Bayern haben euch schon verstanden“, rief sie den Landwirten zu, etwa bei den Schwachstellen der Düngeverordnung. Im Bundesrat seien von 16 Agrarministern inzwischen neun von den Grünen. „Die haben eine ganz andere Sichtweise“, so Kaniber. Grüne hätten viel Meinung zur Landwirtschaft, aber kaum Wissen.
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