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MIndelheim: Mit Desinfektionsmittel tröpfchenweise aus der Krise

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Mit Desinfektionsmittel tröpfchenweise aus der Krise

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    Firmenchef Andreas Bauer an einer der Desinfektionsstationen „Made in Mindelheim“.
    Firmenchef Andreas Bauer an einer der Desinfektionsstationen „Made in Mindelheim“. Foto: Dominik König

    Bereits vor zwölf Jahren ist die Firma Bauer aus Mindelheim in die Elektromobilität eingestiegen - eigentlich ein Zukunftsmarkt. Doch als im März ein erster Lockdown die deutsche Wirtschaft erschütterte, waren die Auswirkungen auch in diesem Bereich deutlich zu spüren. Vertragspartner stellten ihre Aufträge zurück. Investitionen in öffentliche Ladesäulen, die die Firma Bauer produziert, blieben aus. Geschäftsführer Andreas Bauer rechnet damit, dass 30 bis 40 Prozent der Aufträge verschoben wurden. Erschwerend hinzu kam die Ungewissheit, wie sich die Situation rund um das Coronavirus entwickeln würde: Die Mindelheimer Firma Bauer musste umdenken und handeln.

    Mitarbeiter konnten nicht im Homeoffice arbeiten

    Darüber hinaus war es wichtig, dass der Betrieb die erforderlichen Hygienemaßnahmen umsetzt. Als produzierendes Gewerbe konnten die Mitarbeiter nicht im Homeoffice arbeiten. Doch um Infektionen mit dem Coronavirus zu verhindern, musste das Unternehmen vorsorgen. Unter anderem sah sich der Betrieb nach Desinfektionsspendern um. Jedoch stellten die Verantwortlichen schnell fest, dass diese entweder ausverkauft, zu teuer oder von minderer Qualität waren. Deshalb kam Andreas Bauer auf die Idee, dass seine Firma selbst Desinfektionsspender entwickeln, produzieren und vertreiben könnte.

    Da Geschäftsbereiche des Familienunternehmens von Einbrüchen betroffen waren, mussten ohnehin Rückgänge kompensiert werden. Ist das technische Know-how bereits vorhanden? Mit welchen Bauteilen aus dem Bestand kann das neue Produkt gefertigt werden? Passt es in die Unternehmensstrategie? Wie können die Desinfektionsspender schnell montiert werden? Fragen in unsicheren Zeiten, die für die Geschäftsführung bedeutend waren, um vorrangig die Investitionskosten gering zu halten. Die tatsächlichen wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus waren im Frühjahr noch nicht absehbar. Investitionen waren somit mit einem erhöhten Risiko verbunden.

    Desinfektionsspender made in Mindelheim

    Als vorteilhaft erweist sich, dass die Desinfektionsspender vollständig im Unternehmen gefertigt und produziert werden können. So kommt etwa die Elektronik aus dem eigenen Haus. Auch die Metallarbeiten können in den Mindelheimer Firmenhallen ausgeführt werden.

    Bauteile, die die Firma Bauer nicht selbst produziert, kommen von Zulieferern aus der Region: Die Motoren werden in Memmingen gefertigt, die LED-Beleuchtung liefert ein Hersteller vom Bodensee. Das handhabte das Unternehmen auch in der Vergangenheit schon so.

    Es geht Andreas Bauer nicht darum, Bauteile aus dem Ausland zu kaufen, nur weil diese billiger seien. Stattdessen ist es ihm auch wichtig, technisches Wissen vor Ort zu behalten. Die kurzen Lieferketten stellten sich vor allem in der Corona-Zeit als lohnend heraus. Als viele Hersteller aufgrund der eingeschränkten Situation Probleme mit Zuliefern bekamen, konnte das Mindelheimer Unternehmen aufgrund der kurzen Lieferwege flexibel agieren.

    Zum ersten Mal Direktvertrieb über Online-Shop

    Der Betrieb musste auch Neuland betreten. Die Desinfektionsspender werden über einen eigenen Online-Shop angeboten und sind somit die ersten Produkte, die das Unternehmen im Direktvertrieb verkauft. Neue Wege, die die Firma Bauer geht, um eine Krise erfolgreich überstehen zu können.

    Dem Mittelständler kamen in dieser Hinsicht auch seine familiären Strukturen zugute. Diese ermöglichten die notwendige Flexibilität, um in kurzer Zeit ein neues Produkt zur Marktreife zu bringen. Andreas Bauer beschreibt im Zusammenhang mit der Corona-Krise auch einen positiven Aspekt: „Die Krise machte es notwendig über neue Geschäftsbereiche nachzudenken.“

    Für ihn bleibt vor allem der Eindruck, wie schnell sich die Welt doch verändern könne. Deshalb betont der Geschäftsführer, wie bedeutend es gerade in solchen Zeiten ist, mit anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten und nicht nur Konkurrenten zu sehen. Seine Firma sei mit einem blauen Auge davongekommen. Auch wenn das Unternehmen die gesteckten Ziele für dieses Jahr nicht erreichen konnte, kam es ohne Kurzarbeit aus. Die Corona-Krise ist für Andreas Bauer Beweis genug, dass das Geschäftsmodell des Familienunternehmens funktioniert.

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