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Starker Tobak vor dem Eingangstor
![Die Angestellten bei Lang Papier wollen um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Eine Ankündigung, die bis in die Villa am Rande des Betriebsgeländes zu hören sein sollte: Dort sitzt nun die Geschäftsführung. Die Angestellten bei Lang Papier wollen um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Eine Ankündigung, die bis in die Villa am Rande des Betriebsgeländes zu hören sein sollte: Dort sitzt nun die Geschäftsführung.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Bei der Kundgebung vor dem Firmengelände richten Gewerkschaft und Betriebsrat deutliche Worte an die Geschäftsführung
Ettringen Die Zeit der eher beschaulichen Betriebsratskundgebungen bei Würstchen und Kaffee vor dem Werkstor ist Vergangenheit. Dies zeigte eine Kundgebung der Gewerkschaft IG BCE gestern vor den Toren von Lang Papier in Ettringen. Nach Überzeugung des Betriebsratsvorsitzenden, Bernd Ulbrich, geht es jetzt ums Ganze.
Insgesamt 85 Arbeitsplatze sollen wegfallen. „Als ob wir uns gegenseitig im Weg stehen“, brachte Ulbrich das Unverständnis der Belegschaft auf den Punkt. Mit einer derart ausgedünnten Mannschaft könne, so seine Befürchtung, die Produktion nicht aufrechterhalten werden, von einer Sozialverträglichkeit des Stellenabbaus ganz zu schweigen. Um das Ausmaß des von der Geschäftsleitung beschlossenen Aderlasses zu veranschaulichen, haben die Veranstalter der Kundgebung 85 Stühle entlang der Augsburger Straße aufgereiht.
Das aber werde man nicht widerstandslos geschehen lassen, machte Torsten Falke, Bezirksleiter IG BCE Augsburg, in seiner kämpferischen Rede abwechselnd der versammelten Belegschaft und dem Geschäftsleitungs-Balkon der Lang Villa zugewandt, deutlich.
Betriebsrat macht der Geschäftsleitung Vorwürfe
Die Luft zwischen Leitungsebene und der traditionell loyalen Arbeiterschaft ist derzeit zum Schneiden dick. Dabei habe man alle Entscheidungen von oben mitgetragen. Zum Dank würden die Mitarbeiter, so der Vorwurf von Ulbrich, nun per E-Mail und mit schriftlichen Mitteilungen massiv unter Druck gesetzt. Sogar zur Denunziation der Kollegen hätte die Geschäftsleitung aufgerufen, die während der Arbeitszeit an dieser Kundgebung teilnähmen, so die Betriebsratsvorsitzenden.
Angesichts dieser zugespitzten Lage war sogar Bernhard Stappel in Vertretung des Diözesenpräses der KAB Augsburg erschienen und mahnte das ethische Miteinander trotz aller Herausforderungen eines globalisierten Marktes und der Profitinteressen der Anteilseigner und Investoren an. Weitere Redner waren Bürgermeister Robert Sturm und DGB-Regionsvorsitzender Werner Gloning, der nach eigenem Bekunden wegen der bislang vorherrschenden Harmonie von Werksleitung und Belegschaft noch nie den Weg hierher gefunden hatte.
Das neue, ungewohnte Gebaren der Geschäftsleitung des vertraglich an UPM veräußerten Myllykoski-Werkes ist für Bernd Ulbrich nicht nachvollziehbar. Ganze acht Prozent, so seine Rechnung, machten die Personalkosten am laufenden Betrieb aus. Mit der Streichung der 85 Stellen könne man gerade einmal 1,2 Prozent einsparen. Torsten Falke wittert in dem Stellenabbau einen Vertragspassus, den die Eigner-Familie Björnberg dem Erwerber UPM zugebilligt habe. Daher halte die Geschäftsleitung auch unbeirrt daran fest. Die Hoffnung auf eine Lösung am Verhandlungstisch hat Falke dennoch nicht aufgegeben. Als nächsten Termin nannte er den heutigen Dienstag, 15. März.
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