Mit 33 der abgegebenen 34 Stimmen hat die Unterallgäuer SPD im Mindelheimer Forum Michael Helfert zu ihrem Landratskandidaten gekürt. „Ab heute rocken wir das Landratsamt“, rief er seine gut 60 Unterstützer nach der Nominierung gut gelaunt auf.
Zuvor hatte der 49-jährige Mindelheimer ihnen in einer rund halbstündigen Rede sich selbst und seine Pläne für das Unterallgäu vorgestellt. Ein Neuling ist der Gesamtleiter der Kindertagesstätte St. Elisabeth in Türkheim, der zudem Sozialfachwirt und Betriebswirt ist, freilich nicht. Immerhin gehört er seit 31 Jahren der SPD an, ist seit elf Jahren Kreisrat und hat sich 2006 schon einmal um das Amt des Landrats beworben. Auf das damalige Ergebnis – er erhielt knapp zehn Prozent der Stimmen – war Helfert durchaus stolz. „Aber diesmal setze ich nicht auf Platz, sondern auf Sieg!“, betonte er.
Er habe nie die Partei gewechselt, um Karriere zu machen, sagt der SPD-Mann
Sein Lebenslauf zeige, dass ihm Stabilität wichtig sei. „Politik ist nichts für Eintagsfliegen. Und wer glaubt, Quereinsteiger ohne jeglichen politischen Hintergrund könnten mühelos langjährig kommunal engagierte Menschen ersetzen, der unterschätzt den Wert kommunalpolitischer Arbeit“, sagte er. Außerdem habe er nie das Parteibuch gewechselt, um Karriere zu machen und seine Liebe zum Unterallgäu auch nicht erst vor ein paar Wochen entdeckt. Deshalb wisse er, was für den ländlichen Raum wichtig ist.
Was er im Falle seiner Wahl im Unterallgäu bewegen will, hat Helfert in zehn Punkten zusammengefasst, zu denen es in den kommenden Monaten jeweils eine Veranstaltung geben soll. Die Klinikstandorte in Mindelheim und Ottobeuren sollen demnach Akutkliniken der Grundversorgung bleiben und sich spezialisieren. Wenn plötzlich von einer Basisversorgung gesprochen werde, läuteten bei ihm die Alarmglocken. „Das ist nicht das, was der Kreistag wollte.“ Stattdessen komme es auf eine Vernetzung mit den Universitätskliniken in München, Augsburg und Ulm an, um Fahrten dorthin überflüssig zu machen. Als Landrat wolle er außerdem die Rahmenbedingungen für Landärzte verbessern, sich für eine eigene Hochschule in der Region Memmingen-Unterallgäu einsetzen und nach dem senioren- auch ein jugendpolitisches Gesamtkonzept auf den Weg bringen.
Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sollten Landkreis und Kommunen seiner Ansicht nach gemeinsam Leerstände analysieren und für Anreize sorgen, dort Wohnraum oder Arbeitsflächen zu schaffen. Gewerbebetriebe sollen sich ortsnah ansiedeln und interkommunale Gewerbegebiete nicht auf der grünen Wiese entstehen, um der Zersiedelung des Landkreises entgegenzuwirken.
Helfert fordert einen elastischeren Flexibus
Der Flexibus müsse „noch elastischer“ werden, abends länger fahren und größere Flächen abdecken und auch die Linienverkehre müssten enger getaktet werden. Der Klimaschutz sei für ihn die wichtigste Herausforderung des Jahrhunderts, so Helfert. Das Klimaschutzkonzept solle deshalb fortgeschrieben und um eine detaillierte Energie- und CO2-Bilanz sowie überprüfbare, verbindliche Maßnahmen ergänzt werden.
Weitere Punkte auf seiner Liste sind die Themen Pflege, Landwirtschaft und Naturschutz sowie Kneipp und Tourismus. Mit seinen Unterstützern will er daran arbeiten, dass der Landkreis weiterhin so lebenswert ist – „und auch künftig ein waschechter Unterallgäuer Landrat im Unterallgäu ist“, schloss Helfert seine Rede, die die Zuhörer mit langanhaltendem Applaus im Stehen quittierten.
Was Roland Ahne an Michael Helfert lobte
Zu Beginn der Versammlung hatte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Roland Ahne für Helfert geworben. Er kenne den Landkreis und die Kreispolitik, habe Führungserfahrung und sei geradlinig, kompromissbereit und bürgernah. Für schmissige Musik sorgten Alexander Stempfle sowie Raphael und Franziskus Steber. Letzterer wurde kurzerhand zum Wahlhelfer: Weil ein Behälter für die Stimmzettel fehlte, wurden sie in seiner Baseball-Mütze eingesammelt.
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