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Unterallgäu: Kriminalität im Unterallgäu: Eine der sichersten Regionen, aber ...

Unterallgäu

Kriminalität im Unterallgäu: Eine der sichersten Regionen, aber ...

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    Die Polizei hat ihre Kriminalitätsstatistik für das Unterallgäu vorgestellt. Unsere Region ist eine der sichersten in Deutschland.
    Die Polizei hat ihre Kriminalitätsstatistik für das Unterallgäu vorgestellt. Unsere Region ist eine der sichersten in Deutschland.

    Das Gebiet des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West gehört seit Jahren zu den sichersten Regionen Deutschlands und Bayerns – und innerhalb dieser Region ist das Unterallgäu neben dem Ober- und dem Ostallgäu einer der drei Top-Landkreise. Hier ist die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, noch einmal geringer. Es gibt allerdings einen Wermutstropfen in der nun vorgestellten Polizeistatistik: Trotz der Corona-Pandemie hatte die Polizei nicht weniger zu tun, denn in einigen Bereichen ist die Kriminalität 2020 gestiegen – und das teils deutlich.

    Gemessen wird die Kriminalität an der Häufigkeitszahl, die bekannt gewordene Straftaten pro 100.000 Einwohner benennt. Bayernweit liegt sie bei 4528, im Präsidium bei 4026 und im Unterallgäu nur bei 3160. 2020 registrierte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West 39.636 Straftaten zwischen Donau und Alpen – was einem leichten Anstieg von 2,2 Prozent entspricht; im Unterallgäu stieg die Zahl der Straftaten um rund 1,3 Prozent auf 4593.

    Polizeipräsidentin über das Unterallgäu: "Die Sicherheitslage ist nach wie vor gut"

    Zusammen mit dem Jahr 2019 stellen diese Zahlen allerdings immer noch den zweitniedrigsten Stand seit Gründung des Polizeipräsidiums 2008 dar. „Die Sicherheitslage ist nach wie vor sehr gut“, fasst Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner zusammen, die mit dem Leitenden Kriminaldirektor Michael Haber die Statistiken vorstellte. Hier die Details:

    • Aufklärungsquote erreicht Spitzenwert
      Die Aufklärungsquote im Präsidium hat 2020 einen Spitzenwert von 74 Prozent erreicht. Bayernweit liegt sie bei 68,1 Prozent, deutschlandweit zuletzt bei 57,5 Prozent. Im Unterallgäu ist die Quote sogar noch höher: Sie liegt bei 76,5 Prozent.
    • Verdächtige: Die meisten sind männlich
      2020 hat die Polizei 22.981 Tatverdächtige ermittelt, drei Viertel davon waren männlich. Jeder achte Verdächtige war bei der Tat alkoholisiert. 41,3 Prozent sind Nichtdeutsche, also Zuwanderer, hier lebende Arbeitskräfte, Urlauber oder Durchreisende. Bereinigt man die Zahl um die Taten, die nur Ausländer begehen können (etwa illegale Einreise), sinkt die Zahl der nichtdeutschen Verdächtigen auf 31,8 Prozent.
    • Gewaltkriminalität: 160 Fälle im Unterallgäu
      Der Anteil von Mord und Totschlag, Vergewaltigung, Raub sowie schwerer und gefährlicher Körperverletzung an der Gesamtkriminalität ist mit 3,7 Prozent klein. Meist (80,8 Prozent) handelt es sich um Körperverletzungen, gefolgt von Raub (9,3 Prozent). Die Gewaltkriminalität hat nach einem Rückgang im Jahr 2019 nun wieder um zehn Prozent zugenommen. 1480 Fälle gab es im Präsidiumsbereich, davon 160 im Unterallgäu. Jugendliche und Heranwachsende sind überproportional vertreten. Häufig spielten sich die Auseinandersetzungen im privaten Bereich ab. Und: Jeder dritte Schläger ist alkoholisiert.
    • Häusliche Gewalt: 1576 Straftaten angezeigt
      Die angezeigten Fälle von körperlicher, sexueller oder emotionaler Gewalt innerhalb einer Partnerschaft sind in den vergangenen zehn Jahren um über 50 Prozent auf aktuell 1576 Straftaten angestiegen. 80 Prozent der Täter sind männlich, knapp 30 Prozent bei der Tat alkoholisiert. Bei fast 40 Prozent der Taten waren Kinder anwesend. Dass die Fallzahlen steigen, erklärt die Polizei vor allem damit, dass sich immer mehr Opfer trauen, Taten zu melden. Die Dunkelziffer bleibt hoch, doch immer mehr Betroffene wenden sich an polizeiliche Beratungsstellen und zeigen die Täter letztlich an – auch nachträglich, wenn Straftaten bereits einige Zeit zurückliegen. Ob durch den Lockdown die Gewalt innerhalb der Partnerschaft gestiegen ist, lasse sich deshalb derzeit noch nicht sagen, so Michael Haber.
    Im Rahmen einer Online-Pressekonferenz stellten Polizeipräsidentin Claudia Strößner und Leitender Kriminaldirektor Michael Haber heute die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2020 vor.
    Im Rahmen einer Online-Pressekonferenz stellten Polizeipräsidentin Claudia Strößner und Leitender Kriminaldirektor Michael Haber heute die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2020 vor. Foto: Polizeipräsidium
    • Sexualdelikte: Anzahl steigt um 42 Prozent
      Nachdem die Zahl der Sexualdelikte 2019 stark zurückgegangen war, ist sie 2020 um 42 Prozent gestiegen. Die Anzahl der Vergewaltigungen stieg, nach einer Abnahme 2019, wieder an. Nach wie vor bestand bei mehr als zwei Dritteln der 101 Fälle mit dem Täter eine Beziehung. „Die Gefahr, von einem Unbekannten vergewaltigt zu werden, ist im vergangen Jahr weiter gesunken“, sagt Haber. Der Anstieg der Sexualdelikte um 263 Fälle geht aber fast vollständig auf die Verbreitung pornografischer Schriften, sexuellen Missbrauch und exhibitionistische Handlungen zurück. „Das Tatmittel Internet nimmt deutlich zu – gleichzeitig sinkt das Alter der Beschuldigten“, sagt der Leitende Kriminaldirektor Haber. Während 2018 noch 2,6 Prozent der Beschuldigten minderjährig waren, waren es 2020 schon 36 Prozent. „Der unreflektierte Umgang mit dem Smartphone trägt dazu bei, dass sich solche Fälle häufen.“ Die Polizei setzt hier auf Prävention und klärt Schüler, Eltern und Lehrer auf, was passiert, wenn strafbare Inhalte verbreitet werden. Tauchen solche Fotos oder Videos beispielsweise in einer Whatsapp-Gruppe auf, sollte man die Kommunikation abbrechen und die Taten anzeigen.
    • Rauschgift: Die meisten konsumieren Cannabis
      Die Zahl der Rauschgiftdelikte stieg um 0,6 Prozent auf 3599. In 47,7 Prozent wurde Cannabis gefunden, gefolgt von Amphetamin (10,4 Prozent) und Kokain/Crack (3 Prozent), sowie Heroin (1,8 Prozent). Jugendliche und Heranwachsende sind mit einem Anteil von 33,7 Prozent bei den Drogendelikten überproportional vertreten. 14 Drogentote gab es im vergangenen Jahr, neun weniger als 2019. Das Unterallgäu ist mit 332 Fällen der Landkreis mit den wenigsten Rauschgiftdelikten in der Region.
    • Zahl der Einbrüche geht zurück
      Im Präsidiumsbereich wurden im vergangenen Jahr 2290 Einbrüche verzeichnet, das ist ein Minus von 16,4 Prozent. Der Schaden blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 3,8 Millionen Euro jedoch ähnlich hoch. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank von 273 auf 208: Dass viele Menschen wegen Homeoffice, Homeschooling und Kurzarbeit zuhause waren, schreckte Täter offenbar ab. Auch durch die pandemiebedingten Grenzkontrollen bestand ein viel höheres Entdeckungsrisiko für Einbrecher aus dem Ausland.
    • Immer mehr Straftaten über das Internet
      Bei Straftaten über das Internet verzeichnet die Polizei seit Jahren Anstiege. 2020 zählte sie 1189 Fälle, ein Plus von 18,3 Prozent. Gerade im Lockdown kauften viele Menschen online ein – das nutzen auch Betrüger: Allen voran steht bei den Internet-Straftaten der Waren- oder Warenkreditbetrug (454 Fälle).
    • Callcenterbetrüger "erwirtschaften" 610.000 Euro
      Immer noch rufen Betrüger tausendfach bei potenziellen Opfern an – häufig von Callcentern im Ausland. Sie versuchen dann, an Geld oder Schmuck zu kommen, indem sie sich als Polizisten, Verwandte in Not oder Mitarbeiter von Softwarefirmen ausgeben, die den Computer wieder „entsperren“ können. Über 1700 bei der Polizei gemeldete Fälle, 47 „Erfolge“ und eine Beute von insgesamt 610.000 Euro – das ist die Bilanz der Anrufbetrüger. Die Fallzahlen nahmen nicht mehr zu, bewegen sich aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Bei der häufigsten Betrugsmasche der „Falschen Polizeibeamten“ wurden 2020 rund 1354 Fälle zur Anzeige gebracht. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, denn nicht jeder Angerufene meldet sich bei der Polizei. Der entstandene Beuteschaden durch „falsche Polizisten“ stieg 2020 auf über 400.000 Euro. Am meisten Geld verlor ein 83-Jähriger, der angeblichen Fahndern aus München auf den Leim ging und der nach tagelangem Kontakt mit den Tätern um 100.000 Euro ärmer war.

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