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Kriminalität: Was Einbrüche mit den Opfern machen

Kriminalität

Was Einbrüche mit den Opfern machen

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    Einbrecher sorgen nicht nur für materielle Schäden. Fälle in Bad Wörishofen zeigen, dass auch die seelischen Folgen schwerwiegend sind.
    Einbrecher sorgen nicht nur für materielle Schäden. Fälle in Bad Wörishofen zeigen, dass auch die seelischen Folgen schwerwiegend sind. Foto: Kaya

    Wenn jemand von einem Einbruch betroffen ist, dann ist das nicht nur unangenehm und mit Verlust verbunden, sondern es hat meist auch weitgehende psychische Folgen für die Betroffenen. Dass Einbrecher sich darüber Gedanken machen oder gar darauf Rücksicht nehmen könnten, ist sicherlich zu weit hergeholt. Dennoch sollte diese Einbruchsgeschichte, die sich kürzlich wieder einmal im Kneippstädter Gewerbegebiet zugetragen hat, besonders zu denken geben, nicht zuletzt deshalb, weil sie in mancher Hinsicht auch aus dem üblichen Rahmen fällt.

    Hier nämlich verschafften sich der oder die Einbrecher anscheinend den Zugang zu dem dreistöckigen Haus nicht über einen schlecht einsehbaren Garten, sondern über die zugezogene, aber nicht mit Schlüssel abgesperrte Haustüre. Außerdem brannte im ersten Stock auch nachts zwischen ein und zwei Uhr, als der Diebstahl anscheinend stattfand, im Wohnzimmer sogar noch Licht bei offenen Rollläden und es lief der Fernseher, weil der junge Mann spät von einer Weihnachtsfeier heimgekommen war und auf dem Sofa einschlief. Den oder die Einbrecher schreckte dies alles nicht ab. Der Raub von Schmuck erfolgte aus einem Schrank unmittelbar neben der Tür des Wohnzimmers und darüber hinaus vor dem Kinderzimmer, wo das neunmonatige Baby schlief.

    Die junge Mutter aus Bad Wörishofen sagt, dass sie nun schneller Angst bekomme

    Gerade dieser Umstand sitzt bei der jungen Mutter, die zwar in der Nacht Geräusche vernommen hatte, diese aber ihren Eltern, die im zweiten Stock wohnen, zugeordnet hatte, sehr tief. Ihre Gefühle, auch etliche Tage danach, schildert sie so: „Seitdem fühle ich mich in vielen Dingen einfach unsicher und denke auch immer wieder daran. Es könnte ja sein, dass der Einbrecher sogar in das Wohnzimmer geschaut hat und uns liegen hat sehen. An das Kind darf ich dabei gar nicht denken.“ Der jungen Frau hat die Tat sehr zugesetzt. „Ich schlafe auch nicht mehr so gut, schau nachts öfter auf das Babyfon, um mich zu vergewissern, ob es noch da ist“, sagt sie. „Man hört ja auch in dieser Hinsicht viel. Außerdem bekomme ich jetzt schneller Angst, wenn ich mal irgendwo den Überblick verliere und bin empfindlicher bei Geräuschen.“

    Auch, wenn sich ihr Gefühlszustand langsam bessert und das Ereignis untertags kein größeres Problem mehr darstellt, wie sie sagt, ist die Vorsicht bei der jungen Familie und den Eltern gewachsen. „Wir lassen das Licht am Weihnachtsbaum auch nachts brennen, die Haustüre wird jetzt mit dem Schlüssel abgesperrt und die Wohnungstür, die bisher, wegen der Nähe zu den Eltern ein Stockwerk höher, offen war, wird jetzt abgeschlossen“, so die weiteren Folgen des Einbruchs.

    Unsicherheit verbreitet jedoch auch die Tatsache, dass die Familie dem Täter ungemein nahe gewesen sein muss, dass sie nicht genau abschätzen kann, wie lange und wo genau er überall im Haus war und warum er ganz gezielt den Schrank im Flur aufsuchte, wo sich der Schmuck befand. Besonders leid tut es der jungen Mutter um die Taufkette und die Schutzengelkette des Babys, die gestohlen wurden, weil dies doch sehr persönliche Erinnerungen sind.

    Eine andere Frau aus Bad Wörishofen ließ die Hunde los, als sie den Lichtkegel einer Taschenlampe entdeckt

    Ähnliche Eindrücke schildert im Übrigen auch eine Frau aus einem Geschäftshaus nicht weit von dem jetzigen Einbruchsort entfernt. Dieses wurde vor einiger Zeit schon zweimal Opfer von Einbrechern. Beim ersten Mal hörte die Frau Geräusche im Geschäft neben den Wohnräumen und sah dort den Lichtkegel einer Taschenlampe. Als sie ihre Hunde losließ, flüchteten die Einbrecher rasch. „Aber ich kann bis heute nicht mehr nachts in das Büro hinübergehen“, schildert sie ihre Gefühle. Der zweite Einbruch erfolgte jedoch nach dem eher erwarteten Schema über den kaum einsehbaren Garten des Wohnhauses während ihrer Abwesenheit. Nicht zuletzt wegen des letzten Einbruches, zu dem die Ermittlungen noch laufen, gibt Michael Scheßl, der stellvertretende Leiter der Polizeinspektion Bad Wörishofen, auf Nachfrage erneut einige Hinweise, wie eventuell vorbeugende Maßnahmen getroffen werden können: „Hilfreich ist auf alle Fälle ein Bewegungsmelder vor der Türe und man sollte auch Schuhe davor stehen lassen, um zu zeigen, dass man zu Hause ist.

    Außerdem sollte der Schlüssel im Schloss auch umgedreht und am besten stecken gelassen werden. Auch elektrische Rollläden, die automatisch schließen, sind hilfreich. Abgeschlossen werden sollten ebenfalls Garagentore, denn hier könnte es Zugangsmöglichkeiten ins Haus geben. „Oft werden ja auch Sachen aus den offenen Garagen entwendet.“ Inzwischen allgemein bekannt sein dürften die weiteren Hinweise Scheßls, wie das Leeren von Briefkästen während längerer Abwesenheit, dass Fenster nicht gekippt bleiben sollten und dass man aufmerksamer beobachtet, wenn fremde Personen sich im Nachbarschaftsbereich bewegen.

    Dennoch bleibt letztendlich nur die Hoffnung, selbst vor einem Einbruch verschont zu bleiben, denn in den Kleidern hängen bleibt ein solches Erlebnis wohl für das ganze Leben.

    Die Namen der Einbruchsopfer sind der MZ bekannt. Alle baten aber darum, die Identitäten nicht preiszugeben – auch aus Angst vor Nachahmungstätern.

    Eingebrochen wurde in der Vergangenheit nicht nur in Privathäuser, sondern auch in Vereinsheime in Bad Wörishofen: Haftstrafen nach Einbrüchen in Vereinsheime

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