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Kommentar: Das Verhalten der Bahn ist ein Armutszeugnis

Kommentar

Das Verhalten der Bahn ist ein Armutszeugnis

Sandra Baumberger
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    Jana Zimmermann sitzt im Rollstuhl und möchte trotzdem Bahn fahren. Kling einfach, ist aber viel schwieriger, als man denkt.
    Jana Zimmermann sitzt im Rollstuhl und möchte trotzdem Bahn fahren. Kling einfach, ist aber viel schwieriger, als man denkt. Foto: Zimmermann

    Man stelle sich vor, jeder Bahnreisende müsste seine Fahrt mindestens drei Tage zuvor anmelden – und dann hoffen, dass sie nicht kurzfristig abgesagt wird. Er könnte nicht selbst entscheiden, an welchen Bahnhof er ein- oder aussteigen will, weil das halt bei den meisten nicht möglich ist und an ausgewählten Bahnhöfen nur mit fremder Hilfe – sofern diese rechtzeitig vor Ort ist. Andernfalls geht die Reise eben noch ein paar Stationen weiter zum nächsten Bahnhof, an dem das nötige Personal gerade verfügbar ist. Man darf davon ausgehen, dass das nur wenige mitmachen würden. Von Behinderten aber wird genau das erwartet, ihnen bleibt gar nichts anderes übrig. Weil es bis heute offenbar nicht möglich ist, nur auf Züge zu setzen, die vom Bahnsteig aus ohne Hindernisse befahrbar sind. Stattdessen wird es auch in den neuen ICEs wieder Treppen geben, die beileibe nicht nur Rollstuhlfahrer vor Probleme stellen.

    Die Bahn agiert beim Thema Barrierefreiheit mit unerträglicher Arroganz

    Da werden Bahnhöfe für viel Geld barrierefrei umgebaut und dann kann man vom Bahnsteig aus dem abfahrenden Zug nachschauen, weil man leider nicht einsteigen konnte? Erinnert ein wenig an Schilda, ist aber nicht nur in Mindelheim Realität. Was das Ganze aber vollends unerträglich macht, ist die Arroganz, mit der die Bahn agiert: Beschwerden von Behindertenverbänden aber auch Politikern perlen an dem Unternehmen einfach ab, Presseanfragen werden nur beantwortet, wenn der Aufwand dafür „vertretbar“ ist. Wenn ein Bürgermeister zugibt, sich nach mehreren erfolglosen Schreiben zu überlegen, ob das Ganze nicht Zeitverschwendung ist, spricht das Bände – und nicht gerade für die Bahn, die doch einmal damit geworben hat, mobil zu machen. Offenbar meint sie damit aber nicht alle. Zehn Jahre nach der UN-Behindertenkonvention ist das ein Armutszeugnis.

    Warum für eine Rollstuhlfahrerin in Mindelheim schon am Bahnsteig Endstation ist, lesen Sie hier:

    Schon am Bahnsteig ist Endstation

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