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Klinik Mindelheim: Mit konsequenter Hygiene das Coronavirus bekämpfen

Klinik Mindelheim

Mit konsequenter Hygiene das Coronavirus bekämpfen

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    Brigitte Kienle ist Hygienefachkraft am Mindelheimer Krankenhaus. Nicht nur zu Pandemiezeiten hat sie gut zu tun, doch das Coronavirus fordert sie natürlich besonders.
    Brigitte Kienle ist Hygienefachkraft am Mindelheimer Krankenhaus. Nicht nur zu Pandemiezeiten hat sie gut zu tun, doch das Coronavirus fordert sie natürlich besonders. Foto: Boos/Klinikverbund Allgäu

    Zwar ist in den vergangenen Tagen die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus im Unterallgäu spürbar auf unter 60 je 100.000 Einwohner und Woche gesunken. Die Richtung stimmt also. Für Entwarnung ist es nach Überzeugung von Medizinern aber noch zu früh. Denn noch weiß niemand, wie rasch sich die Virusvarianten verbreiten werden, die jetzt erstmals auch im Unterallgäu nachgewiesen wurden. Die Erfahrungen, die Portugal oder England derzeit machen, lassen nichts Gutes ahnen.

    Bei jedem Coronatest werden jetzt auch die Mutationen aufgespürt

    Beim Klinikverbund Allgäu ist niemand vom Eintreffen der ersten Mutationen überrascht worden. Deshalb wird seit gut 14 Tagen bei den Corona-Tests gleich mitgeprüft, welcher Art ein Virus ist. Diese zusätzliche Leistung erbringt das eingesetzte Labor, sagt der Hygienefacharzt Dr. Peter Keith vom Klinikverbund Allgäu.

    Obwohl derzeit weniger Menschen im Unterallgäu neu an dem Virus erkranken, ist die Zahl der Patienten, die deswegen im Mindel-heimer Krankenhaus behandelt werden müssen, kaum gesunken. 14 gesicherte Corona-Patienten meldete der Klinikverbund am Montag. Intensivmedizinisch betreut werden muss ein Patient.

    Ärzte, Krankenschwestern und nicht zuletzt die Hygienefachleute arbeiten unter Hochdruck. Die Belastung sei immens, sagt Hygienefachkraft Brigitte Kienle, die im Vorjahr mit ihren Kolleginnen und Kollegen einen ganzen Berg an Überstunden angehäuft hat.

    Vor Corona waren multiresistente Keime die größte Herausforderung

    Hygiene war im Krankenhaus schon immer wichtig. Vor Corona waren es besonders Bakterien, die im Fokus standen, aber auch Viren, die Patienten oder Mitarbeiter ins Krankenhaus mitgebracht haben, die zu einer Gefahr werden konnten. Diese Erreger beziehungsweise multiresistenten Bakterien, die landläufig als „Krankenhauskeime“ bezeichnet werden, machten immer wieder Probleme. Deshalb hat das Klinikum Mindelheim schon vor vielen Jahren eine eigene Hygieneabteilung aufgebaut.

    Brigitte Kienle (49) ist seit 2012 die Expertin in allen Hygienefragen am Krankenhaus. Insgesamt sind sie zu dritt und schauen, dass in den Häusern Mindelheim und Ottobeuren die Hygiene die Bedeutung erhält, die sie unbedingt braucht. In einem Krankenhaus sollen die Leute gesund werden und nicht umgekehrt. Als erste Aufgabe jeden Tag informiert sich Kienle über die Corona-Patienten im Haus, über die Belegung auf den Covid-Behandlungs- und Abklärungsstationen und geht die eingegangenen Test-Ergebnisse durch.

    Eine gut sichtbare Konsequenz der Hygieneregelungen sind auch die Containermodule – die der räumlich dem Klinikbetrieb vorgelagerten Sichtung aller eintreffenden Patienten sowie der umfangreichen Covid-Testung von Mitarbeitern, Angehörigen und Patienten dienen. Patienten mit Verdacht auf eine infektiöse Erkrankung können so sofort von anderen räumlich getrennt werden.

    Noch mehr Fachwissen seit der Fusion

    Seit der Fusion vor gut einem Jahr zum Klinikverbund Allgäu haben die beiden Krankenhäuser Mindelheim und Ottobeuren bei der Hygiene eine fachliche Aufwertung erfahren. Mit dem 57-jährigen Dr. Peter Keith steht jetzt ein erfahrener Facharzt zur Seite. „Wir sind eine eigene Stabsabteilung mit zehn Leuten beim Klinikverbund Allgäu“, sagt Keith, der hauptsächlich in Kempten arbeitet.

    Drei davon sind exklusiv für Mindelheim und Ottobeuren im Einsatz. Er selbst ist immer wieder einzelne Tage in den früheren Kreiskliniken. Vor der Fusion hat ein Labor die Aufgabe übernommen, als fachlicher Ansprechpartner bereitzustehen, konnte aber nicht diese Präsenz vor Ort leisten wie es nun möglich ist.

    Gearbeitet wird nach den Empfehlungen und Vorgaben des Robert-Koch-Instituts RKI, sagt Keith. Patienten, die im Krankenhaus um Aufnahme nachsuchen, werden zuerst gescreent. „Wir suchen gezielt danach, ob jemand eine Corona-Infektion hat“, sagt der Mediziner. Wichtig ist, Infizierte von anderen Patienten zu trennen. Verdachtspatienten, die möglicherweise an Covid-19 erkrankt sind, kommen in eine eigene Abteilung. Positiv Getestete werden im Erdgeschoss behandelt. Bevor jemand in den Normalbereich verlegt wird, wird er mindestens zweimal auf Corona getestet. Auch eine Computertomografie kommt zum Einsatz, ob die Lunge angegriffen ist, sagt Keith.

    Mediziner appelliert an Bevölkerung: Jetzt nicht leichtsinnig werden

    Kienle ergänzt, die Abläufe hätten sich gut eingespielt. Reinigungs- und Desinfektionspläne werden akribisch umgesetzt, Putz-Erfolge überprüft. Die Hygienefachleute werfen auch einen kritischen Blick auf die FFP2-Masken, ob sie auch alle Prüfsiegel tragen. Vor Corona wurden diese Masken am Krankenhaus auch schon eingesetzt. Das waren aber wenige hundert pro Jahr. Inzwischen werden zwischen 10.000 und 20.000 in Mindelheim verbraucht.

    Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, wenn die FFP2-Masken schon früher außerhalb der Klinken verbindlich eingeführt worden wären, sagt Keith. Er sieht mit gewisser Sorge, dass die Ungeduld in der Bevölkerung wächst. Es komme aber auf die Vernunft jedes Einzelnen an, betont der Mediziner, um die Viruserkrankung möglichst schnell in den Griff zu bekommen. Die meisten hätten das verstanden. Und die anderen bittet er, jetzt nicht leichtsinnig zu werden.

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