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Kirchheim: Wie sich Flüchtlinge in Kirchheim integrieren

Kirchheim

Wie sich Flüchtlinge in Kirchheim integrieren

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    Isaac Adeduro (hier mit seiner Mutter Flozy) ist das erste „gebürtige“ Kirchheimer Flüchtlingskind. Nun wurde der Bub eingeschult.
    Isaac Adeduro (hier mit seiner Mutter Flozy) ist das erste „gebürtige“ Kirchheimer Flüchtlingskind. Nun wurde der Bub eingeschult. Foto: Jürgen Mendheim

    Jürgen Mendheim kannte das Gefühl von seinen Reisen: Man ist fremd, versteht die Sprache nicht, versteht die Schrift nicht – und weiß nicht einmal, welche Toilette für Männer und welche für Frauen gedacht ist. „So ähnlich muss es den Menschen ergehen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen“, dachte er sich vor einigen Jahren und beschloss damals, diesen Menschen zu helfen. Er behielt dieses Ehrenamt: Bis heute ist er in der Marktgemeinde Kirchheim der erste Ansprechpartner für die Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan oder Nigeria – aber auch für offizielle Stellen wie Schule, Kindergarten und Ämter. Nun informierte er in einem Pressegespräch mit Bürgermeisterin Susanne Fischer über die aktuelle Entwicklung in Kirchheim.

    Weil eine Unterkunft in Eppishausen saniert wird, werden die Bewohner auf andere Orte verteilt – darunter auch Kirchheim. Ein alleinstehender Mann und zwei nigerianische Familien mit jeweils zwei kleinen Kindern ziehen nun in ein Gebäude in der Hauptstraße ein.

    Das erste Flüchtlingskind, das in Kirchheim geboren wurde, ist jetzt in die Schule gekommen

    Die nigerianische Familie, die dort zuvor gewohnt hatte, ist inzwischen in eine eigene Mietwohnung gezogen. Für Jürgen Mendheim ist die Geschichte der Adeduros eine Erfolgsgeschichte: „Der Mann arbeitet bei Tricor, die Frau als Gebäudereinigerin bei Wanzl.“ 2013 waren sie nach Kirchheim gekommen – nun möchten sie hier nicht weg und haben sich gut integriert, urteilt Mendheim. Er selbst ist zusammen mit dem ehemaligen Kirchheimer Bürgermeister Hermann Lochbronner Pate für das erste Flüchtlingskind, das in Kirchheim geboren und aufgewachsen ist: Isaac Adeduro. Der Junge wurde in diesem Jahr eingeschult. Des Weiteren leben in Kirchheim ein nigerianisches Paar mit einem Kind, ein Alleinstehender, der bei Wanzl arbeitet, eine äthiopische Familie mit zwei Söhnen sowie ein alleinstehender Nigerianer mit drei Töchtern, der eigentlich kein Flüchtling ist und als sogenannter „Fehlbeleger“ auf eigene Kosten in der Unterkunft wohnt. Gemeinsam mit fünf Helfern „auf Abruf“ kümmert sich Mendheim um die Menschen und ihre großen und kleinen Probleme. Gerade anfangs musste er ihnen Illusionen nehmen, etwa, dass es in Deutschland Geld und ein Auto geschenkt gebe. Das habe sich stark gebessert, so sein Eindruck.

    Die Politik sei in vielen Dingen aber immer noch weit weg, sagt Mendheim. Er würde sich wünschen, dass Politiker zwei Wochen bei einer sozialen Einrichtung mitarbeiten, denn er findet: „Wir machen den Flüchtlingen das Leben viel zu schwer.“ Sprachunterricht ist in seinen Augen immens wichtig; zudem kann er nicht verstehen, wieso manche Menschen mit einem absoluten Arbeitsverbot belegt würden. „Die würden gern arbeiten“, sagt er.

    Das größte Manko sei aber, dass ständig und in vielen Bereichen von Digitalisierung die Rede sei, aber Flüchtlinge sich mehrfach registrieren konnten, weil verschiedene Behörden einfach nicht miteinander vernetzt seien. Erst kürzlich hatte er den Fall, so Mendheim, dass das Jobcenter in Kempten nicht auf die Daten eines Flüchtlings zugreifen konnte, die das Jobcenter Mindelheim eingegeben hatte. „Das ist Datenschutz auf die Spitze getrieben“, kritisiert er.

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