In mehreren Geschäften und Gaststätten in Kirchheim und seinen Ortsteilen liegen seit Ende vergangener Woche Listen aus, in die sich Wahlberechtigte der Gemeinde eintragen können. Wer das tut, zeigt seinen Unmut über die aktuellen Pläne zum Umbau des Gasthofs zum Adler in ein Gemeinschaftshaus (wir berichteten hier: Kirchheimer Gasthof Adler als Gemeindehaus für alle?).
„Sind Sie dafür, dass das von der Gemeinde entwickelte Konzept des Um- und Anbaus eines zentralen Gemeindehauses im derzeitigen Gasthof zum Adler gestoppt und durch ein neues unter Einbindung der Kirchheimer Bürger entwickeltes Konzept ersetzt wird?“, heißt es auf den Blättern, die Othniel Leitner im Ort verteilt hat und mit denen er einen Bürgerentscheid einleiten möchte. Zehn Prozent der Wahlberechtigten müssten unterschreiben, was rund 210 Einwohnern entspricht.
„Die meisten sind komplett dagegen, aber niemand hat bislang was gemacht“, so empfindet es Leitner, der seit 2005 in Kirchheim lebt. Er selbst hat sich bereits in der Bürgerversammlung im Frühjahr grundsätzlich für ein Vereinsheim ausgesprochen (mehr dazu hier: Geteilte Meinungen zum Gemeinschaftshaus in Kirchheim), aber eben nicht am geplanten Standort am Marktplatz. Nun versucht er, über die Unterschriftenlisten Mitstreiter zu finden.
Finanziell sei vieles unklar, kritisiert der Initiator des Bürgerbegehrens
Leitner kritisiert mehrere Punkte an dem geplanten Projekt, darunter etwa die Finanzen. Es sei von rund 3,5 Millionen Euro Baukosten die Rede. 80 Prozent der förderfähigen Kosten würden erstattet (hier mehr über die Förderung: Bauminister sagt Geld für Adler-Ausbau in Kirchheim zu). Doch vermutlich seien die Baukosten nicht haltbar, so Leitner. Er befürchtet, dass das Projekt teurer wird und dass auch nicht alles gefördert werden kann. Die endgültigen Kosten seien für die Gemeinde nicht einschätzbar, finanziell sei vieles unklar, sagt Leitner, der die „Un-Information“ aus dem Rathaus kritisiert.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Vereine. Man höre vonseiten der Gemeinde, dass die Vereine dem Projekt zugestimmt hätten, sagt Leitner. Doch das sei nur die halbe Wahrheit: Die Vereine hätten dem Adler-Projekt nur deshalb zugestimmt, weil ihnen keine Alternative geboten worden sei, so Leitner.
Leitner selbst bevorzugt für ein Gemeindehaus einen Standort am Ortsrand, etwa am Sportpark. Dort gebe es keine Anwohner, die belästigt würden, Parkplätze wären vorhanden, man könnte das Haus so groß bauen, wie es nötig wäre, „und es gehört auch nach 99 Jahren noch der Gemeinde“, sagt er und spielt damit darauf an, dass der Gasthof zum Adler im Besitz des fürstlichen Hauses Fugger ist, das das Gebäude der Gemeinde für ein knappes Jahrhundert per Erbbaurecht zur Verfügung stellen würde.
Ist der Umbau eine Subvention für den Adler-Wirt in Kirchheim?
Der Gasthof zum Adler habe einen schönen Saal und Biergarten sowie das Fuggerschloss nebenan, in dem man eventuell auch die Bewirtung übernehmen könnte, „und trotzdem schaffen wir es nicht, einen Wirt zu bekommen“, bedauert Leitner.
Der Umbau des Adlers zum Gemeindehaus ist in seinen Augen „versteckte Subvention“. Zudem zweifelt er an, ob Gruppen, die sich für eine oder zwei Stunden zur Probe oder zum Training im neuen Gemeindehaus treffen und dann wieder nach Hause fahren, zur Belebung des Ortskerns beitragen. „Oder ist das Projekt mehr eine Förderung für den Adlerwirt?“, fragt er. Dabei gebe es auch noch andere Geschäfte in Kirchheim, die nicht subventioniert würden, sollte es ihnen einmal schlechter gehen. Und: „Ich will auch einen Adlerwirt haben, aber nicht um Millionen.“
Über ein Ratsbegehren in Kirchheim würde sich Othniel Leitner freuen
Leitner befürchtet durch die neue Situation finanzielle Nachteile für die Vereine, weil bislang nicht geregelt sei, wer bei Veranstaltungen der Vereine im Gemeindehaus die Einnahmen durch Eintritt oder Bewirtung bekomme.
Dass der Bürgermeister und die Markträte, die den Adler-Umbau beschlossen haben, von einem Bürgerbegehren nicht begeistert sein werden, damit rechnet Othniel Leitner. Sollte das Gremium dem Bürgerbegehren ein Ratsbegehren entgegensetzen, würde er sich sogar freuen, wie er sagt. „Dann würde mal Information kommen.“ Leitner betont: „Ich habe nichts gegen die Gemeinde. Mir geht es auch nicht um die Sache, sondern nur um den Standort.“
Die Unterschriftenlisten liegen unter anderem aus bei: Bäckerei Bosch, Fruchtsaft Danner, Schreibwaren Schlecht, Stiegeler Eisenwaren und Brennstoffe in Kirchheim, in der Kellerbar Hasberg und im Gasthaus Bären Tiefenried.