Die Erleichterung ist Hermann Lochbronner auch am Tag nach dem Bürgerentscheid noch anzuhören. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen“, sagt der Kirchheimer Bürgermeister. „Ich bin froh, dass es ein eindeutiges Votum ist.“ Das ist es fürwahr: 79 Prozent stimmten für das Ratsbegehren und damit dafür, dass die Umbaupläne des Gasthofs zum Adler zu einem Bürger- und Kulturzentrum weiterverfolgt werden. Nur gute 20 Prozent der Wähler waren auf der Seite Othniel Leitners, dem Initiator des Bürgerbegehrens, der darin gefordert hatte, das aktuelle Konzept zu stoppen und durch ein neues zu ersetzen.
So stimmten die Ortsteile von Kirchheim beim Bürgerentscheid ab
1131 der insgesamt 2102 Stimmberechtigten im Markt Kirchheim gaben am Sonntag ihr Votum ab – was einer Wahlbeteiligung von knapp 54 Prozent entspricht. Befürchtungen, dass Bewohner der Ortsteile sich nicht für den Bürgerentscheid interessieren könnten, bewahrheiteten sich nicht. Im Gegenteil: Teils lag die Wahlbeteiligung sogar höher als im Durchschnitt, etwa in Derndorf oder Tiefenried. In allen Ortsteilen fiel die Entscheidung ebenfalls klar für den Umbau des Gasthofs aus.
Über diesen „eindeutigen Auftrag“ der Bürger freut sich Bürgermeister Hermann Lochbronner besonders. Am Sonntagabend hat er gemeinsam mit den acht beteiligten Vereinen und Gruppierungen im Adlersaal den Ausgang der Wahl gefeiert. „Alle waren erleichtert“, schildert Lochbronner die Stimmung. „Man hat die Einheit gespürt.“ Dieses gemeinsame Engagement der Vereine, das sich unabhängig von der Gemeinde entwickelt habe, sei ein guter Grundstock für das anstehende Projekt des Adler-Umbaus, glaubt der Bürgermeister.
Bis Ende März sollen die Architektin Anja Spillner und die Fachplaner konkrete Zahlen über die Kosten vorlegen, damit eine endgültige Entscheidung fallen kann. Auch der Erbbaupacht-Vertrag mit dem Haus Fugger könnte bald schon unterschrieben werden, sagt Lochbronner, der das Projekt insgesamt auf einem guten Weg sieht.
Othniel Leitner will keinen "zweiten Berliner Flughafen" in Kirchheim
Othniel Leitner, der mit seinem Bürgerbegehren den Gegnern des Projekts eine Stimme gegeben hat, wünscht sich, dass die Vereine zusammenhalten, das Konzept umsetzen und dass die Kosten im Rahmen bleiben. „Ich hoffe, dass wir keinen zweiten Berliner Flughafen in Kirchheim bekommen“, sagt er.
Er selbst habe gedacht, dass die Entscheidung knapper ausfalle, sagt Leitner, habe aber bei der Auszählung am Sonntagabend bald festgestellt, dass sich die Mehrheit der Bürger für den Adler-Umbau ausgesprochen habe. Groll hege er deshalb nicht, sagt Leitner. Er gratulierte den Befürwortern, „dass sie es geschafft haben – und so deutlich geschafft haben“. Er habe den Bürgern in Kirchheim und den Ortsteilen ein Mitspracherecht über das Projekt einräumen wollen, und das habe er auch geschafft. Dass sich seine Meinung nicht durchgesetzt habe, sei für ihn in Ordnung: „So ist Demokratie.“
Der Gasthof zum Adler in Kirchheim soll einen guten Wirt bekommen
Die andere Seite habe mehr Leute mobilisieren können oder die besseren Argumente gefunden, glaubt Leitner. Einen Vorteil habe sein Bürgerbegehren aber auch gehabt: Es seien mehr Informationen über das Projekt nach außen gedrungen. Zudem hätten alle Gegner des Umbaus die Möglichkeit gehabt, abzustimmen. Sollte der Umbau des Gasthofs zum Bürger- und Kulturzentrum abgeschlossen sein, werde er „ganz sicher“ reingehen und dort essen und trinken, und zwar „nicht zerknirscht oder geduckt“, sagt Leitner. Er wünscht sich, dass Kirchheim einen guten und langjährigen Adlerwirt findet – in dieser Sache ist er sich mit den Befürwortern des Projekts ja schon mal einig.
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